Interviews

Die Autoren von Krisensicher Investieren, Claus Vogt und Roland Leuschel, sind aufgrund ihres umfassenden Wissens und ihrer klaren Analysen der zukünftigen Entwicklungen an den Märkten gern gesehene Interviewpartner.

So werden Claus Vogt und Roland Leuschel regelmäßig zur aktuellen Situation an den Märkten befragt. Auch in den überregionalen Wochen- und Tageszeitungen "FAZ", "Die Süddeutsche", "Die Zeit" und anderen finden die beiden häufige Erwähnung.

Hier finden Sie eine Auswahl ihrer aktuellen Interviews:

Claus Vogt bei Anne Will

Interview mit dem Goldhändler Philoro Edelmetalle GmbH (Philoro Magazin Ausgabe 10/2017):

Interview mit Claus Vogt

Bankmanager, Publizist und Autor der Bestseller „Das Greenspan Dossier” und „Die Inflationsfalle”

Claus Vogt ist zusammen mit Roland Leuschel Chefredakteur des Börsenbriefes Krisensicher Investieren, der seit 2013 erscheint. Er hat die langfristige Goldhausse 2001 exakt beim Tiefstkurs von 255 $ richtig vorhergesagt und in den Jahren 2000 und 2007 als einer der wenigen vor dem Platzen der Aktien- und Immobilienblase gewarnt. Jetzt prognostiziert er den Beginn einer fulminanten Goldhausse, in der sich Anlegern gerade bei den Goldminenaktien atemberaubende Chancen bieten. Claus Vogt ist Buchautor (Das Greenspan Dossier, Die Inflationsfalle) und ehemaliger Finanzanalyst einer internationalen Großbank.

philoro: Können Sie uns die Funktionen des von Ihnen entwickelten Gold–Preisbänder–Indikator erklären?

Vogt: Unser Krisensicher Investieren Gold-Preisbänder-Indikator ist ein mehrstufig konstruierter Indikator, der uns in dreifacher Hinsicht hervorragende Dienste geleistet hat und – davon bin ich überzeugt – auch weiterhin leisten wird. Erstens sorgt er dafür, dass wir in Baissezeiten bis auf unsere unverzichtbare Eiserne Ration nicht an den Edelmetallmärkten engagiert sind, das gilt insbesondere für die sehr volatilen Gold- und Silberminenaktien. Tatsächlich ist dieser Indikator Ende 2012 endgültig in den Baissemodus übergegangen und hat erst Anfang 2016 wieder grünes Licht für den Edelmetallsektor gegeben und damit eine neue Hausse angekündigt. Zweitens signalisiert der Indikator in Haussephasen attraktive Einstiegsgelegenheiten, die vor allem für den kurz- bis mittelfristig orientierten Kauf von Minenaktien hilfreich sind, aber auch für das Timing von Gold- und Silberkäufen. Drittens schließlich gibt der Indikator in zwei Stufen Warnsignale, wenn der Goldmarkt heiß gelaufen ist. Diese verwenden wir dazu, Gewinne zu realisieren und Positionen zu reduzieren.

Goldpreis pro Unze in $, Preisbänder-Indikator, 2008 bis 2012
Die blauen Kreise kennzeichnen die mittelfristigen Kaufsignale, während das obere rote bzw. grüne Band Überhitzungen signalisieren.
Quelle: StockCharts.com

philoro: Wie sieht für Sie das „perfekte” Vermögensportfolio aus?

Vogt: In diesen durch massive Marktmanipulationen der Zentralbanken geprägten Zeiten gibt leider kein perfektes Vermögensportfolio mehr. Alle bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse wie das Shiller-KGV oder die Aktienmarktkapitalisierung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigen für die Aktienmärkte eine extrem hohe Überbewertung von 175% an. An der Weltleitbörse USA haben fast alle dieser Kennzahlen die Hochs des Jahres 1929 hinter sich gelassen und einige inzwischen auch die Rekorde des Jahres 2000. Die langfristig sehr verlässliche Botschaft dieser Kennzahlen ist sehr ernüchternd: Auf Sicht der nächsten 10 bis 12 Jahre müssen Sie als Anleger an den Aktienmärkten mit einer negativen durchschnittlichen Jahresperformance rechnen, und das unter Einbeziehung der Dividenden. Das bedeutet natürlich auch, dass der Aktienindex in 12 Jahren deutlich niedriger stehen wird als heute. Der Weg dahin wird wahrscheinlich kein sanfter sein, sondern einer wilden Achterbahnfahrt gleichen. Deutlich überbewertet sind inzwischen auch wieder zahlreiche Immobilienmärkte, darunter die USA und dieses Mal auch Deutschland. Schließlich sind die Anleihenmärkte durch die Eingriffe der Zentralbanken ebenfalls völlig unattraktiv und spiegeln in keiner Weise mehr die Risiken. Deshalb sind die Aussichten für ein traditionelles gemischtes Anleihen-Aktien-Cash-Depot aus fundamentalanalytischer Sicht so schlecht wie niemals zuvor. Für Pensionskassen, Stiftungen und Versicherungen und vor allem für Menschen, die sich auf diese Institutionen verlassen und hoffen damit Ihre Altersvorsorge zu sichern, ist das eine Katastrophe. Vor dem Hintergrund einer völlig unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik empfehlen wir deshalb einen strategischen Goldanteil in Form von Barren und Münzen in Höhe von 25% bis 35%. Im Moment haben wir zusätzlich Silber und Platin als mittelfristige Beimischung empfohlen sowie zwei ausgewählte Hedgefonds und einige Aktien eines fundamentalanalytisch völlig unterbewerteten Landes. Darüber hinaus raten wir unseren Lesern dazu, mit einem Teil ihres Vermögens höchst flexibel, das heißt kurz- bis mittelfristig orientiert, einzelne Aktien zu kaufen, derzeit überwiegend im Edelmetall- und Rohstoffsektor, und mit einem strikten Risikomanagement zu steuern. Denn was die meisten Anleger nicht wissen und nicht hören wollen: Der Schlüssel zu langfristigen Erfolgen an der Börse ist und bleibt das Risikomanagement.

philoro: Inwieweit bietet Gold eine Absicherung gegen Inflation?

Vogt: Die Geschichte gibt auf diese Frage eine klare Antwort: Gold war stets der beste Schutz gegen Geldentwertung, vor allem in Zeiten galoppierender Inflation, mit der man aufgrund der bereits erwähnten verantwortungslosen Geld- und Staatsschuldenpolitik und der weltweiten Überschuldung rechnen muss.

philoro: Was halten Sie von den Maßnahmen in der Geldpolitik der Fed – was sind ihre Prognosen?

Vogt: Unter Führung der Fed wurden alle Grundsätze einer seriösen Geldpolitik weltweit über Bord geworfen. Die ultra-laxe Geldpolitik hat einen gewaltigen Umverteilungsmechanismus in Gang gesetzt, der vor allem von Arm zu Reich, aber auch von Jung zu Alt und von Klein zu Groß umverteilt. Darüber hinaus hat diese Geldpolitik weltweit dazu geführt, dass die Produktivität und damit auch das Wirtschaftswachstum drastisch gesunken sind. Der zu verteilende Kuchen wächst nicht mehr, was zu heftigeren Verteilungskämpfen führt, die bereits begonnen haben. Die politische Radikalisierung, die in zahlreichen europäischen Ländern und den USA zu beobachten ist, ist also ebenfalls eine Spätfolge der unseriösen Geldpolitik, die lediglich den Interessen einer kleinen Gruppe dient. Aufgrund dieser wichtigen Zusammenhänge, die in der öffentlichen Diskussion noch immer keine Rolle spielen, bezeichne ich die ultra-laxe Geldpolitik der vergangenen Jahre nicht nur als unseriös und verantwortungslos, sondern auch als in höchstem Maße ungerecht und unsozial. Leider sind die geldpolitischen Mechanismen relativ kompliziert und die Wirkungen entfalten sich langsam und mit großer Zeitverzögerung. Deshalb ist es schwer, mit diesen Erkenntnissen die breite Bevölkerung zu erreichen. Die Details dieser wichtigen Thematik haben wir übrigens in der aktuellen Monatsausgabe unseres Börsenbriefes Krisensicher Investieren ausführlich besprochen.

philoro: Was kann man Anlegern empfehlen, wenn wir uns, wie jetzt gerade, in einer Korrekturphase befinden?

Vogt: Solange mein Gold-Preisbänder-Indikator und andere von uns verwendete Modelle zu dem Ergebnis kommen, dass Anfang 2016 eine neue Edelmetallhausse begonnen hat, sollte man jegliche Korrekturen für Käufe nutzen.

"Vor dem Hintergrund einer völlig unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik empfehlen wir deshalb einen strategischen Goldanteil..." Claus Vogt

philoro: 2010 empfahlen Sie in einem FAZ Interview mit bis zu 15% in Gold anzulegen. Wie sieht Ihre Bewertung heute aus?

Vogt: Wir empfehlen inzwischen 25% bis 35%, weil der eingeschlagene geld- und staatsschuldenpolitische Weg in den Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion und darüber hinaus auch in den Zusammenbruch des auf tönernen Füßen stehenden Weltwährungssystems führen wird, entweder in Form galoppierender Geldentwertung oder in Form einer dramatischen Wirtschaftskrise. Mein Partner Roland Leuschel tendiert sogar schon zu einem höheren Goldanteil.

philoro: Haben Kryptowährungen Ihrer Meinung nach das Potential, Zentralbanken langfristig als Geldmonopol abzulösen?

Vogt: Ich befürchte, dass der Staat das Geldmonopol, um das er so lange und mit allen Mitteln gekämpft hat, nicht freiwillig aufgeben wird. Deshalb sehe ich im Staat das mit Abstand größte Risiko für die Zukunft der Kryptowährungen und rechne letztlich mit einem Verbot. Ich rate meinen Lesern aber nicht nur aus diesem Grund von einem Investment in Kryptowährungen ab. Da es keine Eintrittsbarrieren für neue Kryptowährungen gibt, existiert inzwischen bereits eine ungeheure Flut verschiedener Kryptowährungen, US-Analysten sprechen von mehreren Tausend! Die meisten davon werden sich als ebenso wertlos herausstellen wie einst die meisten Aktien des Neuen Marktes. Deshalb gebe ich Gold als der ultimativen Währung für turbulente Zeiten den Vorzug.

philoro: Anhand welcher Indikatoren erkennen Sie eine Immobilienblase und wie schützt man sich am besten gegen ebensolche?

Vogt: In unserer Ende September erschienenen Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Hohe Überbewertung garantiert langfristige Vermögensverluste“ haben wir zwei Kennzahlen besprochen, die zeigen, dass wir es in den USA schon wieder mit einer ausgewachsenen Immobilienblase zu tun haben. Dies erkennt man erstens am Case-Shiller Hauspreisindex und am Gewerbeimmobilienindex. Beide Indizes haben ihre Hochs der Jahre 2006 bzw. 2007 bereits überschritten, die Gewerbeimmobilien sogar sehr deutlich. Zweitens verwenden wir den Anstieg des USMedian-Hauspreisindex im Verhältnis zum Konsumentenpreisindex. Am Höhepunkt der letzten US-Immobilienblase stieg die Differenz dieser beiden Zeitreihen auf 35%. Im Moment sind wir bei 32% angekommen. Von vielen Analysten wird diese Gefahr gar nicht erkannt. Unsere Leser hingegen wissen sehr genau was Sie in den kommenden Jahren erwartet und wie Sie sich jetzt ausreichend vorbereiten um sich und Ihr Vermögen zu schützen und zu mehren!

Durch das Interview führte Camilla Hajo,
philoro EDELMETALLE GmbH

Artikel über Claus Vogt auf www.businessinsider.de (17.08.2017):

„Der Crash wird sich schnell ausbreiten“: Finanz-Analyst warnt vor neuer Rezession

von Christoph Damm (www.businessinsider.de)

Das Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag Kritik gegenüber dem EZB-Anleihenkaufprogramm geäußert. Die Notenbank dürfe zwar viel, aber nicht alles, lautete die simple, aber eindeutige Botschaft an die Europäische Zentralbank.

Der massive Aufkauf von Anleihen im Wert von 60 bis 80 Milliarden Euro pro Monat bewegt sich in einer Grauzone, nahe der Staatsfinanzierung — was für die EZB definitiv verboten ist.

Doch ein klares „Nein“ spricht Karlsruhe nicht aus. Experten sehen darin einen fatalen Fehler. „Das Bundesverfassungsgericht hat sich seiner Verantwortung entzogen und die Entscheidung mit erhobenen Zeigefinger an den Europäischen Gerichtshof weitergegeben. Der ist allerdings selbst eine europäische Institution und hat Interesse daran, dass das Programm weiterläuft“, sagt der Finanzanalyst Claus Vogt vom Börsendienst „Krisensicher Investieren“.

Rückkehr zur Normalität kaum möglich

Somit sei ohnehin klar, wie die Entscheidung ausfalle. Doch nicht nur dafür gibt es Kritik. Noch unverständlicher für den Finanz-Experten ist das Vorgehen der Notenbanken selbst. Die über viele Jahre anhaltenden Rettungsmaßnahmen seien lediglich als Notfallplan gedacht gewesen, um die Wirtschaft nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren zu stützen. Doch dieses Programm läuft noch heute. „Mit dem Zinssatz wurde der wichtigste Steuerungsfaktor einer Marktwirtschaft durch die Geldpolitik systematisch außer Kraft gesetzt. Damit wurden Probleme nur verschoben und teilweise sogar erheblich verschlimmert.“
Banken und sogar ganze Länder hängen am Tropf der EZB und eine Normalisierung der Geldpolitik scheint für viele Experten mittlerweile unmöglich. Und doch müssen die Notenbanken irgendwann gegensteuern, weil niedrige Zinsen auf Dauer ebenfalls zum Problem werden — doch der Exit aus dieser Politik wird für Vogt sehr schmerzhaft.

Experte rechnet innerhalb von zwei Jahren mit großem Crash

„Wir werden alle unter schlechten Zeiten leiden. Der Crash wird an den Aktienmärkten beginnen und sich danach schnell in der Realwirtschaft ausbreiten, sprich: Unternehmen und Banken werden insolvent gehen, die Arbeitslosigkeit wird steigen und die Wirtschaft in eine schwere Rezession schlittern.“ Der Experte ist überrascht, dass diese Entwicklung nicht schon längst begonnen hat — und wäre noch mehr überrascht, wenn nicht in den nächsten zwei Jahren der Crash einsetzt, erklärt er. Langfristig rechnet er sogar mit einer Geldentwertung.

In diesem Fall würde zwar auch ein Einbruch der Aktienkurse erfolgen, allerdings würden dann nicht nur die Aktionäre leiden: Wegen der dann einsetzenden Rezession wären auch Arbeitsnehmer betroffen. An den Aktienmärkten sieht Vogt mindestens eine Halbierung der Kurse für wahrscheinlich. Ein weiteres großes Problem sieht der Experte darin, dass man diesem System beinahe aussichtslos ausgeliefert sei.

„Selbst, wenn man erkennt, was da auf uns zukommt, kann man sich der Situation trotzdem nicht entziehen — wir als Kleinsparer haben keine Chance. Man kann höchstens versuchen, durch einen hohen Goldanteil im Depot von 25 bis 35 Prozent etwas langfristig Stabiles als Basis zu halten, denn Gold hat auch in der Vergangenheit massive Crashs überstanden.“ Außerdem, so Vogt, solle man sein Geld in verschiedene Währungen diversifizieren und Teile davon in Schweizer Franken oder auch den US-Dollar halten.

Interview mit der Zeitschrift procontra am 09.11.2017

Interview mit Roland Leuschel

Roland Leuschel, Jahrgang 1937, gilt als zuverlässiger Crash-Prophet, seit er im Jahr 1987 den sogenannten Schwarzen Montag vorhergesagt hat. Der Volkswirt und Ex-Bankier publiziert gemeinsam mit dem Kapitalmarktstrategen Claus Vogt den Börsenbrief „Krisensicher Investieren“. Die Autoren haben zudem mehrere Bücher über Wirtschaftsthemen verfasst. Das nächste Buch ist bereits in Arbeit: „Die vier apokalyptischen Reiter“ wird eine Abrechnung mit den Chefs der großen Notenbanken.

Der Ökonom Roland Leuschel hat den Schwarzen Montag und die Finanzkrise im Jahr 2008 vorhergesagt, nun warnt er vor einem neuen Crash. Mit procontra hat er über den Wert von Langfrist-Prognosen und den richtigen Portfolio-Aufbau gesprochen.

von Julia Groth

procontra: Vor rund zehn Jahren wurden erste Warnungen vor einer Finanzkrise laut. Sie waren damals einer der Warner – und sollten Recht behalten. Könnte sich eine solche Krise heute wiederholen?

Roland Leuschel: Auf jeden Fall. Ich sehe diese Gefahr sogar ganz akut. Die Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 wurde im Wesentlichen durch Überschuldung verursacht. Und die Verschuldung von Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten ist seitdem sogar noch gestiegen, sowohl in den USA als auch in Europa. Sie hat ein Ausmaß erreicht, das ich mir in meinen wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können. Um aber auch etwas Positives zu sagen: Wer in der letzten Krise viel Geld verloren hat, hat jetzt noch die Chance, sich richtig zu positionieren. Denn eins steht fest: Der nächste Crash wird noch viel schlimmer.

procontra: Das ist bestimmt ein großer Trost. Im Ernst: Sehen Sie denn neben der hohen Verschuldung noch andere Warnsignale?

Leuschel: Ein weiteres Krisenzeichen sind die Überbewertungen in vielen Anlageklassen. Sowohl Aktien als auch Renten und Immobilien sind mittlerweile extrem überbewertet. Das sollte Anleger skeptisch
werden lassen. Schuld an dieser Spekulationsblase ist vor allem die lockere Geldpolitik der großen Notenbanken.

procontra: Die bemühen sich aber doch seit Jahren darum, die Wirtschaft und die Finanzmärkte zu stabilisieren. Haben sie damit keinen Erfolg?

Leuschel: Eindeutig nicht. Was haben die Notenbanken denn gemacht? Sie haben die Zinsen auf null gesenkt und Geld gedruckt. Damit haben sie einerseits die Sparer enteignet und andererseits der aktuellen Spekulationsblase Vorschub geleistet. Hilfreich würde ich das nicht nennen.

procontra: Warnungen vor einer Krise gibt es seit Jahren, passiert ist bislang nichts. Könnte es sein, dass schlicht keine neue Finanzkrise ansteht?

Leuschel: Der einzige Unterschied zu vor zehn Jahren ist: Damals hat kaum jemand vor einer Krise gewarnt, heute warnen viele. Normalerweise geht man davon aus: Wenn alle vom Crash sprechen, kommt er nicht. Das ist allerdings zu kurz gedacht. Die globalen Schuldenprobleme sind real. Und unser Analysemodell hat gerade ein massives Verkaufssignal für die US-Börse gegeben.

procontra: Sind Sie ein Pessimist?

Leuschel: Im Gegenteil. Es könnte sogar noch schlimmer kommen als ich befürchte. Das lehrt die Erfahrung. Am Schwarzen Montag im Oktober 1987 habe ich einen Vortrag in Brüssel gehalten mit dem Titel „Fasten your Seatbelt“. Ein Korrespondent gab mir mitten in der Veranstaltung die jüngsten Zahlen vom Dow Jones. Ich kann Ihnen versichern: Ich habe den Zahlen zuerst nicht geglaubt, obwohl ich gerade dabei war, vor einem Crash zu warnen. Binnen weniger Stunden waren die Börsenkurse um 20 Prozent gefallen. Das übertraf alles, womit ich gerechnet hatte. Krisen neigen dazu, eine Eigendynamik zu entwickeln. Dann spielen plötzlich Faktoren eine Rolle, die man vorher gar nicht im Blick hatte. Im Zweifel kommt es also eher schlimmer als gedacht.

procontra: Wegen Ihrer zutreffenden Prognosen tragen Sie den Titel „Crash-Prophet“. Fühlen Sie sich dazu verpflichtet, das Negative zu sehen?

Leuschel: Überhaupt nicht. Ich verwalte schließlich auch mein eigenes Vermögen und habe kein Interesse an Krisen. Vor dem Crash im Jahr 1987 war ich sogar zehn Jahre lang äußerst optimistisch. Ich war zu dieser Zeit Berater eines Ministers des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und fand Reagans Politik vielversprechend. Er wollte die Einkommensteuer drastisch senken, das hielt ich für eine gute Idee. Damals wurde ich von US-Zeitungen als „der ewige Optimist“ bezeichnet. Es hieß: Den Leuschel braucht man gar nicht erst zu fragen, der sagt sowieso, dass es weiter aufwärts geht.

procontra: Wann haben Sie Ihre Meinung geändert?

Leuschel: Nach zehn Jahren Optimismus wurde mir mulmig. Gerade weil es so gut lief, kam mir die Idee, dass die Lage an den Märkten drehen könnte. Für Anleger ist ein Crash übrigens nicht unbedingt ein Drama. Aktien sollte man schließlich in großem Stil nur nach einer Korrektur kaufen. Bislang habe ich noch nach jedem Crash zum Einstieg geraten. Und noch etwas Positives: 1987 gab es für Anleger keine Möglichkeit, von fallenden Kursen zu profitieren. Heute ist das mit Short-Produkten möglich. Ich habe solche Instrumente selbst im Portfolio.

procontra: Wenn wir schon beim Positiven sind: Läuft es Ihrer Einschätzung nach irgendwo an den Finanzmärkten richtig gut?

Leuschel: Oberflächlich betrachtet läuft es sogar überall gut. Aber eben nur an der Oberfläche. Der Grund dafür, dass der nächste Crash länger auf sich warten lässt als gedacht, ist die Politik der Notenbanken. Ich habe die Unverantwortlichkeit der Notenbank-Chefs unterschätzt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie eine derart unsoziale Politik machen und Sparer reihenweise in die Armut treiben würden.

procontra: Die Geldpolitik der Notenbanken hat in den vergangenen Jahren viele Anleger kalt erwischt. Ist es in solchen Zeiten überhaupt sinnvoll, Kapitalmarktprognosen abzugeben?

Leuschel: Ich kann eine Prognose abgeben, die auf jeden Fall zutrifft. Sie stammt allerdings nicht von mir, sondern von John Maynard Keynes. Er hat gesagt: Auf lange Sicht sind wir alle tot. Wenn man nur lange genug wartet, erfüllt sich fast jede Prognose. Deshalb sind Vorhersagen natürlich auch dann sinnvoll, wenn die Möglichkeit besteht, dass die Notenbanken dazwischenfunken. Das heißt aber nicht, dass sich Anleger auf kurze Sicht darauf verlassen sollten.

procontra: Was sollten sie stattdessen tun?

Leuschel: Investoren müssen die Märkte im Blick behalten, sich möglichst breit informieren und versuchen, zu verstehen, was an den Märkten passiert. Das aktuelle Geschehen kann durchaus Hinweise auf zukünftige Entwicklungen geben. Investieren braucht Zeit und macht Arbeit. Es gefällt den meisten Anlegern nicht, wenn man ihnen das sagt. Sie wollen lieber einen Coup landen und von heute auf morgen reich werden. So etwas kann in Einzelfällen tatsächlich passieren, ist dann aber reines Glück. Auch ich habe in meinem Leben bei der Geldanlage viel Glück gehabt. Das muss man einfach so sagen.

procontra: Wie könnte denn jetzt ein solides Portfolio aussehen?

Leuschel: In meinem eigenen Portfolio wie auch in meiner Börsenpublikation Krisensicher Investieren liegt der Schwerpunkt auf physischem Gold. Es macht mehr als die Hälfte des Portfolios aus. Gold hat über Hunderte von Jahren bewiesen, dass es eine gute Anlage ist. Man sollte zwar nicht von einem Monat auf den anderen große Gewinne erwarten. Gold bietet aber Sicherheit. Ich bin überzeugt, dass es in Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird als bisher. Anleger und Berater sollten das berücksichtigen und Gold ein entsprechend großes Gewicht einräumen. Immobilien sind zwar auch eine solide Anlage. Gold kann man allerdings einpacken und mitnehmen. Häuser nicht.

procontra: Mit rund 50 Prozent Gold holt man sich allerdings ein enormes Klumpenrisiko ins Portfolio.

Leuschel: Man sollte seine Gold-Investments geografisch diversifizieren. Das heißt: Nicht alles bei Banken in Deutschland lagern. Damit senkt man das Risiko ein Stückweit. Darüber hinaus empfehlen wir auch Goldminenaktien und einige andere ausgewählte Investments.

procontra: Ich hatte ehrlich gesagt auf einen etwas detaillierteren Ratschlag gehofft.

Leuschel: Ich würde Ihnen ja gern sagen, was Ihre Leser tun sollten, um das Vermögen ihrer Kunden in den kommenden zwölf Monaten zu verdoppeln. So funktioniert es aber leider nicht. Ich kann nur raten: diversifizieren, auf riskante Spekulationen verzichten und den Schwerpunkt klar auf Gold legen.
 

 

Artikel von Roland Leuschel (Krisensicher Investieren 12/2016)

"Wollt Ihr die totale Papiergeldflut?"

Liebe Leser,

zunächst wünsche ich Ihnen ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr. Wer mich kennt, weiß, dass das Thema „Manipulation des Goldpreises“ mir, Roland Leuschel, sehr am Herzen liegt. Obwohl es keine Beweise dafür gibt, bin ich fest davon überzeugt. Die Vermutung, dass Zentralbanken hinter den Kulissen auch den Goldpreis manipulieren, liegt nahe, da Gold der natürliche Konkurrent ungedeckter Gelder ist.

Da deren Werthaltigkeit ausschließlich auf Vertrauen beruht, muss aus Sicht der Verfechter dieses Währungssystems alles dafür getan werden, das Vertrauen zu erhalten. Nur so kann der Fortbestand des weltweiten Papiergeldsystems sichergestellt werden, in dem ich übrigens den größten Bluff und Betrug aller Zeiten sehen. Ein stark steigender Goldpreis würde dieses Vertrauen ebenso erschüttern wie dessen offene Manipulation. Deshalb muss an dieser Stelle im Verborgenen agiert werden.

Zentralbanken sind inzwischen die eigentlichen Machtzentren der Welt

Tatsache ist, dass die Zentralbanken in den vergangenen Jahren zu den eigentlichen Machtzentren der Welt ausgebaut wurden. Ob dieser Umbau von langer Hand geplant war oder das zufällige Ergebnis einer außer Kontrolle geratenen Entwicklung ist, weiß ich nicht zu sagen.

Im Ergebnis haben sich auf diese Weise und ohne demokratische Legitimation die Draghis, Yellens und Kurodas zu den eigentlichen Machthabern aufgeschwungen, während Regierungen, Kanzler und Präsidenten nur noch die zweite Geige spielen.

Die extrem mächtig gewordenen Zentralbankbürokraten, deren Tun und Lassen sich fast jeder Kontrolle entzieht, haben also ein sehr starkes persönliches Interesse daran, ihre Machtposition zu erhalten, die sie ausschließlich dem gegenwärtigen Papiergeldsystem verdanken.

In meiner langjährigen Tätigkeit als Generalsekretär des von den Rothschilds in Brüssel gegründeten ersten europäischen Analysebüros sowie als Direktor der Banque Brussels Lambert habe ich zahlreiche Zentralbanker persönlich kennengelernt und mich mit mehreren Zentralbankpräsidenten sogar regelmäßig zum Meinungsaustausch getroffen.

Bei diesen Treffen kamen alle möglichen Themen rund um die Finanzmärkte und die Wirtschaft zur Sprache. Kontroverse Diskussionen waren keine Seltenheit, und manchmal erstaunte mich sogar die Offenheit meiner Gesprächspartner.

Nur wenn ich das Thema Gold auf die Agenda setzen wollte, änderte sich das Gesprächsklima schlagartig. „Fragen Sie mich besser nicht danach“, gab man mir unausgesprochen, aber unmissverständlich zu verstehen. Dabei hatte ich immer das Gefühl, es sei meinem jeweiligen Gegenüber irgendwie unangenehm, mir an dieser Stelle eine Abfuhr erteilen zu müssen. Dennoch biss ich immer auf Granit.

Gold war stets ein Instrument und Ziel der Macht

Nachvollziehen konnte ich diese Haltung allerdings nicht. Schließlich sollten Zentralbankbürokraten einen klaren Standpunkt in Bezug auf die Bedeutung ihrer Goldreserven vertreten, schon weil die Zentralbanken die mit Abstand größten Goldbesitzer sind. Das sind sie natürlich nicht ohne Grund und sicherlich auch nicht, weil es sich bei Gold um ein Relikt aus barbarischen Zeiten handelt, wie die meisten Keynesianer zu glauben scheinen.

Wäre Letzteres der Fall, dann hätten die Zentralbanken die ihnen anvertrauten Goldschätze, die ja eigentlich dem Volk gehören, längst verkauft und die Erlöse den maroden Staatshaushalten zugeführt. Zentralbanken wurden zu den größten Goldbesitzern, weil Geldpolitiker schon immer wussten, dass es letztlich nicht nur darum geht, wer über die stärkste Armee verfügt, sondern auch darum, wer das Gold besitzt, und das seit rund 5.000 Jahren.

Sie wissen oder befürchten es zumindest, dass sich das seit 1971 bestehende weltweite Papiergeldsystem nur als eine vorübergehende Episode erweisen wird, und es am Ende des Tages erneut von entscheidender machtpolitischer Bedeutung sein wird, wer das Gold besitzt.

Deshalb haben die US-Amerikaner, die mit rund 8.000 Tonnen vor Deutschland mit 3.400 Tonnen den größten Goldschatz der Welt besitzen, kein Gramm davon verkauft. Obwohl sie und der von ihnen geprägte und vielleicht sogar beherrschte Internationale Währungsfonds andere Nationen immer wieder zu Goldverkäufen gedrängt haben.

Von Großbritannien über Belgien, den Libanon und Venezuela bis hin zur Schweiz wurde diesem Drängen vor allem in den 1990er Jahren und ironischerweise zu Tiefstpreisen nachgegeben. Im Unterschied dazu haben Länder wie Russland und China ihren Goldschatz vergrößert.

„Gesundes Geld“ gehörte einst zu den Kernforderungen der US-Republikaner

Ich war viele Jahre mit dem inzwischen verstorbenen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Jack Kemp befreundet. Mit ihm habe ich den Bestseller „Die amerikanische Idee“ veröffentlicht und ihn als Berater auf einer Wahlkampftour durch die USA begleitet. Es war übrigens Kemps Verdienst, die US-Einkommensteuer von 70% auf 30% zu reduzieren (Kemp-Roth- Bill). In dieser Zeit und durch die Freundschaft mit ihm habe ich tiefe Einblicke in die Strukturen der Partei und das Denken führender Parteimitglieder erhalten.

Dort gab und gibt es immer noch einen starken Flügel von Verfechtern des Goldstandards. Gesundes, das heißt nicht beliebig vermehrbares Geld („sound money“) gehörte einst sogar zu den Kernforderungen der US-Republikaner.

Auch wenn diese Forderung in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geraten ist, so gibt es in den Reihen der Republikaner auch heute noch ein großes Misstrauen gegenüber der Zentralbank und deren Machenschaften. Der Grundgedanke, dass Zentralbanken am einfachsten und wirkungsvollsten durch eine Bindung des Geldsystems an Gold gezügelt werden können und müssen, ist auch heute noch vorhanden.

Trump will die USA zu neuer Größe führen

Der neugewählte US-Präsident Donald Trump scheint dieser Denkrichtung nahezustehen. Jedenfalls hat er sich bereits mehrmals sehr positiv über den Goldstandard als Währungssystem geäußert. Und mit Judy Shelton hat er sogar eine Frau in den Kreis seiner Wirtschaftsberater aufgenommen, die sich ausdrücklich für die Rückkehr zum Goldstandard stark macht.

Trumps ausdrücklicher Wille ist es, die USA wieder groß und stark zu machen. Als eher einfacher Mann, dessen wirtschaftliches Denken nicht durch neokeynesianischen Humbug verwirrt wurde, muss er wissen, dass zu diesem Vorhaben auch die Rückkehr zu einem gesunden Geldsystem gehört.

Und als egomanischer Machtmensch dürfte er wenig Gefallen daran finden, als US-Präsident nur noch die zweite Geige hinter der Fed und international hinter China zu spielen, das in den vergangenen Jahren in großem Umfang Gold akkumuliert hat. Vielleicht ist Trump ja der Mann, der dieses heiße Eisen endlich anpackt.

Mangelhafte Transparenz sorgt zu Recht für großes Misstrauen

Der Goldschatz der USA lagert in Fort Knox. Alle in den vergangenen Jahren unternommenen Versuche, eine Inventur der Goldbestände durchzusetzen, wurden von der Fed erfolgreich abgewehrt. Warum gibt es diesen Widerstand gegen eine unabhängige Überprüfung der Goldbestände, die doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte? Schließlich gehört das Gold ja nicht der Notenbank, sondern dem „Volk“!

Hier drängt sich geradezu der Gedanke auf, dass es etwas zu verbergen gibt. Ein Großteil dieses Goldes wurde in Form der sogenannten Goldleihe über Jahre hinweg an Großbanken verliehen.

Die Details dieser Geschäfte zwischen Zentralbank und Großbanken sind nicht öffentlich bekannt. Bestehen bei den Großbanken vielleicht noch große offene Positionen aus diesen Geschäften, die nicht bekannt werden dürfen, um das ohnehin vorhandene Unbehagen an den Machenschaften der Großbanken nicht noch größer werden zu lassen?

Schließlich sind Banken in einem Teildeckungssystem immer von der Pleite aufgrund eines Vertrauensverlusts bedroht, da sie ja viel mehr Geld verleihen dürfen, als sie zur Verfügung haben. Und das Zentralbanksystem dient ja in erster Linie den Interessen und dem Schutz der Großbanken.

Großbanken wurden bereits der Preismanipulation überführt

Der Vorwurf, die Preise von Gold und Silber würden von Großbanken manipuliert, wurde lange Zeit als Hirngespinst konfuser Verschwörungstheoretiker abgetan. Dieses angebliche Hirngespinst hat sich inzwischen aber als bewiesene Tatsache herausgestellt, und zahlreiche Großbanken, darunter die Deutsche Bank, UBS, HSBC etc. wurden für diese Manipulationen zu Strafen verurteilt.

Die sehr geringe Höhe dieser Strafen deutet darauf hin, dass diese Manipulationen von den Aufsichtsbehörden, zu denen ja auch die Zentralbanken gehören, als Kavaliersdelikte eingestuft werden. Wahrscheinlich sind diese bewiesenen Manipulationen nur die Spitze des Eisbergs.

Dass ausgerechnet die Zentralbanken, die das mit Abstand größte Interesse daran haben, das Papiergeldsystem zu erhalten und Gold zu diskreditieren, bei den offensichtlichen Manipulationen des Goldpreises ihre Finger nicht im Spiel haben, halte ich für extrem unwahrscheinlich.

Der Artikel erschien in der Börsenpublikation Krisensicher Investieren