Marktkommentar-Archiv

In unserem Archiv finden Sie chronologisch geordnet alle bisher erschienenen Marktkommentare von Claus Vogt. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und gewinnbringende Lektüre.

Draghis Selbstherrlichkeit vernichtet Ihren Wohlstand

Liebe Leser,

folgende drei Schlagzeilen sind mir am Donnerstag, den 29. September 2016 beim Lesen einer großen deutschen Tageszeitung ins Auge gefallen:

„Beitrag zur Rentenversicherung droht kräftig zu steigen“,

„Beitragsschock für privat Krankenversicherte“ und

„Draghi zeigt sich von Kritik unbeeindruckt“.

Mehr als diese drei Meldungen muss man eigentlich nicht kennen, um die weitverbreitete Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu verstehen. Trotz sehr niedriger offizieller Geldentwertung wissen die Menschen nämlich aus ihrer alltäglichen Erfahrung, dass ihre Lebenshaltungskosten steigen und ihnen immer weniger finanzieller Spielraum bleibt, zumal sie keine Zinsen mehr auf ihr Erspartes bekommen.
 

„Bull sells“, heißt es bewusst doppeldeutig an der Wall Street

Liebe Leser,

unter der Überschrift „Deutsche Angst kostet 200 Milliarden Euro“ hat die FAZ am Donnerstag eine halbe Seite einer Studie der Allianz gewidmet, in der es um „hätte, würde, könnte“ geht: „Wie die Allianz in ihrem aktuellen Weltreichtumsbericht ausrechnet, hätten die Deutschen allein in den vergangenen vier Jahren ohne viel Aufwand 200 Milliarden Euro mehr an Vermögen ansammeln können.“ Sie sind jetzt sicher gespannt, wie das konkret hätte vonstattengehen sollen. Ganz einfach, meint die Allianz: Sie hätten lediglich für zusätzliche 10%-Punkte ihres Vermögens Aktien kaufen müssen.

Es ist immer wieder das Gleiche: Nachdem die Aktienkurse deutlich gestiegen sind, wird von den großen Kapitalsammelstellen massiv Stimmung für die Aktie gemacht. Es wird ganz bewusst der Eindruck erweckt, dass die kommenden Jahre ähnliche Ergebnisse bringen werden wie die vergangenen – in diesem Fall vier Jahre. „Bull sells“, heißt es an der Wall Street bewusst doppeldeutig im Sinne von bullish und bull shit. Es ist zum Haare raufen!

Die Edelmetallhausse, die im Dezember begonnen hat, ist noch ganz jung

Liebe Leser,

vor zwei Wochen habe ich Sie an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass in Haussen andere Regeln gelten als in Baissen. Diese Aussage habe ich anhand eines Sentimentindikators für den Goldmarkt veranschaulicht. Denn hier hat der Wandel von Baisse zu Hausse erst vor kurzem, das heißt im Dezember 2015 stattgefunden. Aufgrund der völlig unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik der vergangenen und – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – auch der kommenden Jahre gehe ich davon aus, dass diese Hausse viele Jahre anhalten und für außergewöhnliche Kursgewinne sorgen wird, die bei Gold- und Silberminenaktien wie üblich noch deutlich stärker ausfallen werden als bei den Edelmetallen selbst.

Draghi weckt Erinnerungen an die Hyperinflation der frühen 1920er

Liebe Leser,

vor 16 Monaten, im Mai 2015, begann die EZB damit, europäische Staatsanleihen zu kaufen. Das dafür benötigte Geld wird wie von Zauberhand aus dem Nichts geschaffen. Die Zentralbanken erhalten also werthaltige Zahlungsverpflichtungen des Staates, das heißt des Steuerzahlers, im Tausch gegen – nichts!

Anfang September erreichten diese „Käufe“ die große, runde Zahl von einer Billion Euro. Wir Deutschen kannten Zahlen dieser Größenordnung bisher vor allem aus der Hyperinflation der frühen 1920er Jahre. Dank Draghi dürfen wir jetzt endlich wieder üben, mit solchen Zahlenungeheuern umzugehen. Wahrscheinlich werden wir diese Kenntnisse in den kommenden Jahren der Geldentwertung dringend brauchen.

Während ich die Nullen dieser großen Zahlen zähle, kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass sie direkt auf die vielen Nullen hinweisen, die für dieses gigantische geldpolitische Experiment verantwortlich sind, das unweigerlich zu einer großen Wirtschafts- und Finanzkrise führen wird.