Marktkommentar-Archiv

In unserem Archiv finden Sie chronologisch geordnet alle bisher erschienenen Marktkommentare von Claus Vogt. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und gewinnbringende Lektüre.

Liebe Leser,

in Euro gerechnet hat sich der Goldpreis seit 2019 mehr als verdoppelt. Damit hat er genauso gut abgeschnitten wie der S&P 500. Der DAX, auf den sich das Augenmerk der deutschen Finanzmedien vor allem richtet, ist in diesem Zeitraum nur knapp 60% gestiegen.

Der Vorsprung, den Sie als Goldanleger vor DAX-Aktionären haben, wird natürlich noch erheblich größer, wenn man die Besteuerung berücksichtigt. In Deutschland sind Kursgewinne, die Sie mit Gold erzielen, nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei, während Ihnen bei Aktien 25% Quellensteuer abgezogen werden. Der Gewinn von knapp 60% reduziert sich somit auf weniger als 45%.

Liebe Leser,

im Unterschied zu den USA und Europa sind in China Goldkäufe sehr populär geworden, ausdrücklich auch bei jungen Menschen. Darüber hinaus kauft die chinesische Zentralbank Gold in großen Mengen, um Währungsreserven zu schaffen, die sich außerhalb des Machtbereichs der USA befinden und nicht eingefroren oder enteignet werden können. Sie wird noch sehr viel mehr Gold kaufen müssen, um mit den US-Beständen gleichzuziehen und ihre große Position amerikanischer Staatsanleihen entsprechend zu reduzieren.

Vermutlich wird die Zentralbank beim Aufbau ihrer strategischen Goldreserven darauf achten, den Goldpreis nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Ganz in diesem Sinne interpretiere ich die am 7. Juni 2024 veröffentlichte Mitteilung der People´s Bank of China, sie habe im Mai 2024 keine Goldkäufe vorgenommen. Diese Meldung löste einen Rückgang des Goldpreises um 2,7% aus, dem aber kein weiterer Verkaufsdruck folgte. Inzwischen hat Gold diesen kleinen Rückschlag schon wieder mehr als aufgeholt.

Ob die Chinesen die etwas niedrigeren Kurse zum Einstieg genutzt haben, wissen wir natürlich nicht. Aber wir wissen, dass wir auch chinesischen Statistiken und chinesischer Propaganda nicht glauben dürfen, und – viel wichtiger noch – dass sich die geopolitische Situation Chinas nicht verändert hat. Deshalb hat China – ebenso wie zahlreiche andere Länder, die nicht als Freunde der US-Regierung gelten – gar keine andere Wahl als weiterhin Gold in großen Mengen zu kaufen.

Liebe Leser,

dass und warum die Nachfrage nach Rohöl weiter steigen wird, haben wir im Januar 2021 in unserer Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Klassischer Energiesektor“ ausführlich begründet. Inzwischen ist die Internationale Energieagentur (IEA) sogar zu dem gleichen Ergebnis gekommen. In ihrer jüngsten Analyse prognostiziert sie einen Anstieg der Ölnachfrage von aktuell 102 Mio. Barrel pro Tag auf 106 Mio. im Jahr 2030.

Von ihrem 2020 veröffentlichten Szenario eines Rückgangs des Ölverbrauchs auf 88 Mio. Barrel im Jahr 2030 sind die mit Steuergeldern bezahlten Analysten offenbar komplett abgerückt. Das überrascht uns nicht, da wir dieses Szenario als Wunschdenken bezeichnet hatten und ausdrücklich einen weiteren Anstieg des Rohölverbrauchs vorhergesagt haben.

Liebe Leser,

am 6. Juni hat die EZB die Zinsen gesenkt, obwohl die Inflationsrate wieder gestiegen ist. Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat im Juni bereits die zweite Zinssenkung des Jahres vorgenommen, und jenseits des Atlantiks wurden in Kanada die Zinsen ebenfalls schon gesenkt. Jetzt wartet alle Welt auf den ersten Zinsschritt der Fed, der von vielen Analysten im September erwartet wird.

Trotz zu hoher Inflationsraten haben die Zentralbanker also damit begonnen, die Zinsen zu senken. Da an den Finanzmärkten Ruhe herrscht, kommt dafür im Moment wohl nur ein Grund in Frage: Die Gelddrucker und Wohlstandsvernichter befürchten eine Verschlechterung der Konjunktur und glauben fest daran, den Abwärtstrend mit niedrigeren Zinsen aufhalten zu können.