Marktkommentar-Archiv
In unserem Archiv finden Sie chronologisch geordnet alle bisher erschienenen Marktkommentare von Claus Vogt. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und gewinnbringende Lektüre.
Von klassischer Musik zu Geldsystem und Krise
- Ein Geldwesen ohne Staat ist leicht vorstellbar ...
- ... und würde das Ende des Wirtschaftszyklus' bedeuten
- Bernanke, Draghi & Co. bereiten eine gewaltige Krise vor
- Monti und die große Mehrheit der Italiener sind sich endlich einig
Wie sähe wohl der Musikbetrieb der Klassik aus, wenn der Staat ihn nicht massiv subventionieren würde? Diese Frage stellte ich mir am Karfreitag, als ich für bescheidenes Geld ein hochkarätiges Konzert in einem der Berliner Konzerthäuser genoss. Und wie würde sich das Verkehrswesen heute präsentieren, wenn es sich - unbeeinflusst von staatlichen Eingriffen - rein marktwirtschaftlichen Regeln folgend entwickelt hätte? Wie das Bildungssystem? Oder das Gesundheitswesen?
Die Antworten auf diese Fragen kenne ich leider nicht. Zu komplex sind die genannten Systeme. Zu unberechenbar die Reaktionen der Menschen auf neue Herausforderungen. Und gänzlich unvorhersehbar sind schließlich die Ergebnisse des menschlichen Einfallsreichtums - wenn er sich denn ohne staatliches Gängelband entfalten darf.
Der Niedergang der Europäischen Währungsunion folgt historischen Mustern
- Die "Lösung" der Zypernkrise ist ein wichtiger Meilenstein
- Europäische Währungsunion: Gut gemeinte Katastrophe
- Aktienmärkte quittieren "Rettung" Zyperns zunächst mit Kursgewinnen
- Schäuble hat die Banken Zyperns geschrumpft
- Gold - Das bessere Geld
Die "Lösung" der Zypernkrise ist ein wichtiger Meilenstein
Die Europäische Währungsunion war und ist das Wunschkind der politischen Eliten. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich aber leider um eine Missgeburt. Sie war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die Vorgänge rund um Zypern sind lediglich ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum unvermeidlichen Ende dieses abstrusen währungspolitischen Experiments.
Die Auswertung historischer Beispiele zusammengebrochener Währungsunionen zeigt vier charakteristische Entwicklungen. Wie Sie gleich sehen werden, folgt die aktuelle Politik auf erstaunlich deutliche Weise diesen typischen historischen Vorgaben. Alle vier Charakteristika sind bereits in der aktuellen Episode - dem Niedergang der Europäischen Währungsunion - zu verzeichnen:
- Es findet eine Kapitalflucht von den schwächeren zu den stärkeren Ländern der Union statt.
- Kapitalverkehrskontrollen werden gewöhnlich schon in der Frühphase der Zusammenbruchs eingeführt. Dabei besteht die Tendenz, ausländisches Kapital zu diskriminieren.
- Die betroffenen Regierungen nutzen die Krise als willkommene Gelegenheit, ihren Bürgern noch schamloser in die Tasche zu greifen als sonst und schrecken dabei nicht mehr vor Teilenteignungen zurück.
- Es kommt zu sozialen Unruhen; außerdem besteht die Tendenz zur Etablierung autoritärer Staatsformen.
Ist es nicht faszinierend, wie klar die "Euro-Rettungs-Politik" diesem Drehbuch folgt? Obwohl die Entscheidungsprozesse vollkommen chaotisch verlaufen. Obwohl die Interessenskonflikte der einzelnen europäischen Länder und ihrer Regierungen gewaltig sind. Obwohl die Verhandlungen und Krisensitzungen oft bis tief in die Nacht dauern und der damit verbundene Schlafentzug die ohnehin fragwürdige Urteilskraft der Beteiligten zusätzlich lähmt. Obwohl zahlreiche Entscheidungsträger nur über rudimentäre ökonomische Kenntnisse verfügen. Obwohl immer wieder geltendes Recht und bestehende Gesetze den politisch gewünschten Verhandlungsergebnissen im Wege stehen. Trotz all dieser Schwierigkeiten folgt der Niedergang der Europäischen Währungsunion dem vorliegenden Skript.
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