Marktkommentar-Archiv
In unserem Archiv finden Sie chronologisch geordnet alle bisher erschienenen Marktkommentare von Claus Vogt. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und gewinnbringende Lektüre.
"Buchstäblich" drucken Bernanke und Konsorten kein Geld
- Nicht "buchstäblich", aber als "elektronisches Äquivalent"
- Die US-Wirtschaft kann ohne die Gelddruckmaschine nicht mehr bestehen
- Weitere Ölpreissteigerungen zeichnen sich ab
- Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?
- Ein staatlicher Biergarten in Bayern
Nicht „buchstäblich“, aber als „elektronisches Äquivalent"
Am Mittwoch, den 17. Juli 2013 war es wieder einmal soweit. Der Präsident der US-Zentralbank Ben Bernanke legte dem US-Kongress seinen Rechenschaftsbericht vor und stellte sich anschließend den Fragen der Abgeordneten. Die überwiegende Mehrheit dieser Abgeordneten versteht von Geldpolitik ungefähr so viel wie Angela Merkel, Jürgen Trittin, Guido Westerwelle, Gregor Gysi oder Erich Honecker selig. Umso erstaunlicher ist es, dass sich dennoch ein Abgeordneter fand, der folgende tiefschürfende Frage stellte:
„Drucken Sie Geld?“
Die simple Antwort Bernankes, der einer der größten Gelddrucker und Marktmanipulateure aller Zeiten ist, besticht nicht nur durch ihre Schlichtheit, sondern auch durch ihre Ehrlichkeit. Sie lautete:
„Nicht buchstäblich.“
Und damit war die Kuh vom Eis. Denn in einer Welt, in der Bargeld, das gedruckt werden muss, fast keine Rolle mehr spielt, bedient sich die Zentralbanknomenklatura natürlich nicht der Gelddruckmaschine, um die Geldmenge zu erhöhen, sondern etwas modernerer Methoden.
Bernanke selbst schrieb in seinem am 21. November 2002 erschienenen programmatischen geldpolitischen Strategiepapier, mit dem er sich für den Posten des Fed-Präsidenten erfolgreich bewarb, folgende Zeilen, die ihn vermutlich unsterblich machten:
„Aber die US-Regierung verfügt über eine Technologie, genannt Druckerpresse (oder heutzutage ihr elektronisches Äquivalent), die es ihr gestattet, ohne Kosten so viele US-Dollar zu produzieren, wie sie will.“
„Buchstäblich“ drucken Ben Bernanke und Konsorten also tatsächlich kein Geld. Stattdessen setzen sie in einem historisch einmaligen Ausmaß das „elektronische Äquivalent“ der Druckerpresse ein, um ihren Freunden in Regierungen und Großbanken eine helfende Hand zu reichen - auf Kosten des Steuerzahlers und des kleinen Mannes.
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Steigende Zinsen werden die Derivatemärkte auf ihre Belastbarkeit testen
- Das Gesamtrisiko kann nicht reduziert werden
- Kleine "Unfälle" mit großen Folgen
- Zinskontrakte dominieren die Derivatemärkte
Klumpenrisiko am Derivatemarkt
Ende 2012 belief sich der Nominalwert aller von US-Banken gehaltener Derivatekontrakte auf 223 Billionen Dollar. Unter Einbeziehung der Bank-Holding-Gesellschaften sind es sogar 287,6 Billionen Dollar. Dieser Betrag entspricht dem 18-fachen des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) und dem 15,7-fachen der US-Aktienmarktkapitalisierung.
Die fünf größten US-Banken JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Morgan Stanley und Goldman Sachs vereinigen 95,6% dieser Summe auf sich, also Derivate im Nennwert von 274,9 Billionen Dollar.
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US-Aktienmärkte deutlich überbewertet
- Shiller-KGV von 24 ist historisch hoch
- Gewinnmarge auf Rekordniveau
- Dividendenrendite bestätigt Shiller-KGV
Es droht eine zyklische Baisse
Vorige Woche habe ich an dieser Stelle dargelegt, warum ich der Meinung bin, dass sich die US-Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession befindet. Da die Finanzmarktgeschichte zeigt, dass Rezessionen und Aktienbaissen Hand in Hand gehen, rechne ich in diesem Szenario mit deutlichen Kursrückgängen an der Börse, das heißt mit einer zyklischen Baisse.
Zyklische Baissen im Rahmen langfristiger Bärenmärkte dauerten durchschnittlich 19 Monate, und die Kursverluste der S&P 500 Index‘ betrugen im Durchschnitt 39%. Da die Weltleitbörse der USA deutlich überbewertet ist, besteht derzeit allerdings überproportional großes Abwärtspotenzial.
US-Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession
- Eine geldpolitische Wende steht nicht bevor
- Steigende Zinsen findet Professor Bernanke rätselhaft
- US-Wirtschaft am Rande der Rezession
- Rezessionssignale
Eine geldpolitische Wende steht nicht bevor
Die Zinsen mittel- und langfristiger US-Staatsanleihen haben im August vorigen Jahres ein Allzeittief erreicht. Seither sind sie trotz der massiven Anleihekäufe der Zentralbank gestiegen. Dieser Zinsanstieg hat sich in den vergangenen Tagen deutlich beschleunigt. In der Presse werden die jüngsten Äußerungen von Fed-Präsident Ben Bernanke dafür verantwortlich gemacht, die allenthalben als Ankündigung einer geldpolitischen Wende interpretiert werden.
Ich teile diese Sichtweise nicht. Bernanke hat jedenfalls nichts dergleichen gesagt oder auch nur angedeutet. Seine Ausführungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Vielleicht, eventuell und unter Umständen könnte der Umfang des laufenden Quantitative Easing-Programms - also der Einsatz der Gelddruckmaschine zum Kauf von Staatsanleihen und Hypothekenanleihen - möglicherweise etwas verringert werden; vielleicht aber auch nicht. Letztlich hänge weiterhin alles von der Entwicklung der US-Wirtschaft ab.
Diese Ausführungen sind offensichtlich völlig belanglos, und sie sind alles andere als neu. Sie sind typisches Zentralbankbürokraten-Kauderwelsch, das die Public Relations- oder Propaganda-Profis stets verwenden, wenn sie reden wollen, ohne etwas sagen zu müssen. Es bedarf schon großer Phantasie, um aus diesem Gefasel die Ankündigung einer geldpolitischen Wende herzuleiten.