Aktienhaussen sterben in Euphorie- 24.05.2013

Aktienhaussen sterben in Euphorie

Ein interessantes Intraday-Reversal

Am Mittwoch, den 22. Mai 2013 kam es an der Weltleitbörse der USA zu einer beeindruckenden - und wahrscheinlich bedeutenden - kurzfristigen Trendwende, einem Intraday-Reversal: Der Börsentag begann euphorisch mit deutlich steigenden Kursen, drehte ins Minus und beendete den Tag schließlich mit Verlusten. Die Kursspanne betrug beim Weltleitindex S&P 500 relativ hohe 2,3% und die Umsätze zogen deutlich an.

Bernankes Blablabla bewegt die Märkte ...

Das Ganze spielte sich vor dem Hintergrund eines öffentlichen Auftritts des US-Zentralbankpräsidenten Ben Bernanke vor dem US-Kongress ab. Es wäre eine wahrlich ironische Begebenheit, wenn das Ende dieser geldpolitisch herbeigeführten, künstlichen Hausse, die jede Verbindung zur Realwirtschaft verloren hat, ausgerechnet mit einer Rede des vielleicht größten Marktmanipulateurs aller Zeiten zusammenfallen sollte, in der er nichts, aber auch gar nichts Neues zu erzählen wusste.

... zuerst nach oben ...

Zunächst wiederholte Bernanke lediglich sein geldpolitisches Mantra der vergangenen Jahre, dass ein verfrühtes Anziehen der geldpolitischen Zügel das Risiko berge, den laufenden Wirtschaftsaufschwung zu beenden. Die Märkte reagierten auf diese belanglosen Worte mit einem euphorischen Kurssprung. Es wäre diesen absurden Zeiten angemessen, wenn sich ausgerechnet der Vormittag des 22. Mai 2013, an dem Bernanke nichts Anderes getan hat, als zum x-ten Mal seine geldpolitische Grundüberzeugung auszusprechen, als der euphorische Höhepunkt dieser Hausse erweisen sollte.

Nie zuvor war die Diskrepanz zwischen der realwirtschaftlichen Entwicklung und den Vorgängen an den Aktienmärkten größer als während dieser Hausse. Und nie zuvor wurde eine Spekulationsblase fast ausschließlich von dem Glauben an die planwirtschaftlichen Fähigkeiten der Zentralbanknomenklatura getragen. Innerhalb der abstrusen Logik des Gelddruckmaschinenkults macht es dann fast schon wieder Sinn, wenn Marktteilnehmer auf jede noch so belanglose Lautäußerung ihres Hohepriesters mit Kauf- oder Verkaufsaufträgen reagieren.

Kursverlauf des S&P 500 Index' am 22. Mai 2013
Sogar inhaltsloses Blablabla Bernankes bewegt inzwischen die Märkte.
Quelle: Quelle: www.bigcharts.com

… und dann nach unten

In der auf seine Rede folgenden Fragerunde antwortete der Professor dann mit nichtssagenden Allgemeinplätzen: Die Fed könnte den Umfang ihrer Anleihekäufe ausweiten oder einschränken; der Umfang zukünftiger Käufe hänge von den Wirtschaftsdaten ab; und die Fed könnte die Käufe schon während der kommenden Sitzungen reduzieren.

Die heftigen Marktreaktionen auf diese offensichtlich belanglosen Aussagen sprechen für sich. An der Börse werden nicht mehr die Entwicklung und die Aussichten der Wirtschaft im Allgemeinen oder der Unternehmensgewinne im Besonderen gehandelt, sondern planwirtschaftliche Orakelsprüche radikaler Gelddruckmaschinen-Verfechter.

Auf Dauer wird das natürlich nicht so bleiben – auch wenn sich das die meisten Marktteilnehmer und Analysten kaum noch vorstellen können. Gerade darin liegt aber die große Tücke von Aktienhaussen: Sie gehen zu Ende, wenn Euphorie und Sorglosigkeit am größten sind.

So war es in 2007, so war es in 2000, und so wird es auch in diesem Zyklus sein. Die damaligen Haussen erreichten ihren jeweiligen Höhepunkt übrigens am 24. März 2000 und am 11. Oktober 2007. In beiden Fällen handelte es sich um Intraday-Reversals.

Zinswende in Japan wird weitreichende Folgen haben

In Japan platzten eine Aktienblase und etwas später eine Immobilienblase bereits Anfang der 90er Jahre. Die politischen Antworten auf das Platzen der Blasen waren dieselben, die einige Jahre später auch in den USA und in Europa gegeben wurden: Geld drucken und Staatsschulden machen. Japan kann deshalb als die Speerspitze auf dem Weg in die große Finanzsystem- und Wirtschaftskrise angesehen werden, zu der diese unseriöse und verantwortungslose Politik längerfristig führen wird.

Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Entwicklungen an den japanischen Finanzmärkten von besonderer Bedeutung. Außerdem ist der japanische Staatsanleihenmarkt nach dem der USA der zweitgrößte der Welt. Auch wenn er nur selten im Fokus des öffentlichen Interesses steht, sollte sein Einfluss auf das Weltfinanzsystem nicht unterschätzt werden.

Der folgende Chart zeigt Ihnen die Zinsentwicklung 10-jähriger japanischer Staatsanleihen seit 2008. Dazu sollte man wissen, dass die Staatsschulden Japans 240% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen. Damit sind sie mehr als doppelt so hoch wie in den USA und fast dreimal höher als in Deutschland – jedenfalls wenn man hier die in den vergangenen Jahren eingegangenen Haftungsverpflichtungen für marode EU-Mitgliedsstaaten unberücksichtigt lässt.

Zinssatz 10-jähriger japanischer Staatsanleihen, 2008 bis 2013
Zinswende in Japan – trotz massiver Anleihekäufe der Zentralbank.
Quelle: Quelle: www.sicheres-geld.de

Wie Sie sehen, kam es in Japan in den vergangenen Wochen zu einem sehr deutlichen Zinsanstieg. Die Zinsen 10-jähriger Staatsanleihen schossen in einer sehr dynamischen Bewegung von rund 0,32% auf in der Spitze 0,98%.

Aus charttechnischer Sicht haben wir es hier mit einer relativ wohlgeformten Bodenformation zu tun, die mit einem dynamischen Ausbruch nach oben beendet wurde. Zusätzlich wurde bereits die aus dem Jahr 2008 stammende Abwärtstrendlinie gebrochen. Die charttechnische Interpretation dieser Entwicklung ist eindeutig: steigende Zinsen in Japan. Nach mehr als 30 Jahren fallender Zinsen handelt es sich hier vermutlich um eine Trendwende von historischer Bedeutung.

Wie Sie sehen, kam es in Japan in den vergangenen Wochen zu einem sehr deutlichen Zinsanstieg. Die Zinsen 10-jähriger Staatsanleihen schossen in einer sehr dynamischen Bewegung von rund 0,32% auf in der Spitze 0,98%.

Aus charttechnischer Sicht haben wir es hier mit einer relativ wohlgeformten Bodenformation zu tun, die mit einem dynamischen Ausbruch nach oben beendet wurde. Zusätzlich wurde bereits die aus dem Jahr 2008 stammende Abwärtstrendlinie gebrochen. Die charttechnische Interpretation dieser Entwicklung ist eindeutig: steigende Zinsen in Japan. Nach mehr als 30 Jahren fallender Zinsen handelt es sich hier vermutlich um eine Trendwende von historischer Bedeutung.

Steigende Zinsen in Japan: Das Endspiel hat begonnen

Diese Entwicklung ist außerordentlich interessant und hat wahrscheinlich weitreichende Folgen, die ich hier allerdings nicht alle besprechen kann. Am wichtigsten ist sicherlich die Tatsache, dass es zu diesem Zinsanstieg gekommen ist, obwohl die japanische Zentralbank im Rahmen ihres jüngsten Quantitative Easing-Programms jeden Monat umfangreiche Käufe von Staatsanleihen vornimmt mit dem ausdrücklichen Ziel, den Zinssatz nach unten zu manipulieren.

Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass Marktmanipulationen nicht dauerhaft funktionieren können und sich die Marktkräfte früher oder später durchsetzen werden. Jetzt sieht es so aus, als seien zumindest die japanischen Zentralbankbürokraten endlich an diesem Punkt angelangt.

Weltweit befinden sich die Finanzmärkte in einem extrem fragilen Zustand. Die Zentralbanknomenklatura hat es mit ihrer kurzsichtigen Politik geschafft, nahezu allumfassende globale Spekulationsblasen zu erzeugen. Im Zentrum dieser Blasen steht der Glaube an die geradezu omnipotenten planwirtschaftlichen Fähigkeiten der Bernankes, Draghis und Kurodas dieser Welt. Wenn dieser Glaube erschüttert wird, werden die Blasen platzen. Erst dann wird die Öffentlichkeit erkennen, wie verheerend die Politik der vergangenen Jahre tatsächlich gewesen ist.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende,

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Die Ereignisse am japanischen Rentenmarkt sind der Anfang vom Ende des Gelddruckmaschinenkults.