Themen - Mai 2013
Wall Street-Optimismus und kreditfinanzierte Aktienkäufe erreichen Rekordniveau
Fondsmanager: Herdentrieb und Karriererisiko
Die Fondsmanager unterliegen ebenso dem Herdentrieb wie alle anderen größeren Gruppen. Deshalb eignen sie sich durchaus als Kontra-Indikator der Finanzmärkte. In der Vergangenheit tat man jedenfalls gut daran, ihnen nicht zu folgen, wenn ihre Markterwartung und damit auch ihre Positionierung sehr einseitig waren. Das zeigt die Finanzmarktgeschichte ohne Wenn und Aber.
Aufgrund des Karriererisikos ist bei ihnen die Neigung, um nicht zu sagen der Zwang, sich möglichst wenig von der Herde zu entfernen, besonders ausgeprägt. Denn wer als Fondsmanager nur das tut, was alle anderen auch tun, minimiert damit sein Risiko, entlassen zu werden. Wenn alle Fonds gleichzeitig Verluste machen, mögen die Kunden zwar unzufrieden sein, der einzelne Fondsmanager bekommt deswegen aber keine Probleme.
Wer sich hingegen als Einzelner exponiert und dann an den Märkten schief liegt, verliert Kunden und im Zweifel auch seinen Job. Unter diesen Bedingungen ist es rational, stets mit der Herde zu laufen – im Extremfall sogar dann, wenn man erkannt hat, dass sie längerfristig ins Unglück rennt.
Beeindruckendes Comeback der Spekulation auf Kredit
Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Entwicklung der Summe aller US-Wertpapierkredite in Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts“ (BIP) seit 1958. Auch diese Kennzahl kann als Sentimentindikator interpretiert werden. Denn die weitverbreitete Aktienspekulation auf Kredit deutet auf großen Börsenoptimismus der Akteure hin. Und tatsächlich erreichte diese Kennzahl ihre oberen Wendepunkte stets im Bereich wichtiger Tops an den Aktienmärkten.
Die Bedeutung dieser Kennzahl geht aber weit über die Messung der Stimmung der Marktteilnehmer hinaus. Wertpapierkredite unterliegen klaren Regeln. Sobald eine Aktie unter die Beleihungsgrenze fällt, muss der Kreditnehmer entweder Geld nachschießen oder seine Position verkaufen. Die auf diese Weise ausgelösten Zwangsverkäufe erhöhen in ohnehin schwachen Marktphasen den Verkaufsdruck: je stärker die Kurse fallen, desto mehr Zwangsverkäufe finden statt; und je mehr Zwangsverkäufe stattfinden, desto stärker fallen die Kurse.
Wie Sie auf dem Chart sehen, befindet sich der Indikator derzeit auf demselben Niveau wie 1999 und 2007. In beiden Fällen ließ die Trendwende an den Aktienmärkten nicht mehr lange auf sich warten, und es folgten verheerende Baissen. Ich befürchte, dass auch die in dieser Darstellung gut sichtbar werdende aktuelle Echoblase an den Aktienmärkten platzen wird – mit ähnlich traurigen Resultaten wie bei ihren beiden Vorgängerinnen.
Wie Sie auf dem Chart sehen, befindet sich der Indikator derzeit auf demselben Niveau wie 1999 und 2007. In beiden Fällen ließ die Trendwende an den Aktienmärkten nicht mehr lange auf sich warten, und es folgten verheerende Baissen. Ich befürchte, dass auch die in dieser Darstellung gut sichtbar werdende aktuelle Echoblase an den Aktienmärkten platzen wird – mit ähnlich traurigen Resultaten wie bei ihren beiden Vorgängerinnen.
Wirtschaftszyklus und Börsenzyklus haben auch weiterhin Bestand
Weder der Wirtschafts- noch der Börsenzyklus lassen sich durch Planwirtschaft oder per Order de Mufti abschaffen. Also auch nicht durch die massiven geldpolitischen Manipulationen der vergangenen Monate und Jahre. Die Zyklen können durch planwirtschaftliche Maßnahmen lediglich verzerrt und leider auch verstärkt werden.
Gerade Letzteres hat der jüngste Zyklus eindrucksvoll demonstriert. Zuerst wurde er in Form einer spektakulären Immobilienblase auf dem Weg nach oben deutlich in die Länge gezogen. Dann aber, nach dem unweigerlichen Platzen der Blase, zeigte sich die Kehrseite der Medaille. Statt einer normalen Rezession kam es zum stärksten Einbruch der Wirtschaft seit der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre und zu einer bedrohlichen Bankenkrise.
Moderne Zentralbankbürokraten scheinen nicht lernfähig zu sein …
Diese Folge von Ereignissen deckt sich perfekt mit den Erkenntnissen der Österreichischen Schule der Ökonomie. Deren Anhänger waren übrigens fast die Einzigen, die erstens die Immobilienblasen erkannt und zweitens ihre Folgen korrekt vorhergesehen haben. Gedankt wurde es ihnen allerdings nicht. Und ihr Einfluss auf die Gestaltung der Wirtschafts- und Geldpolitik blieb bedeutungslos.
Nach den Vorgängen der vergangenen 15 Jahre, in deren Mittelpunkt gleich zwei katastrophale Spekulationsblasen standen, sollten die von einer ultra-expansiven Geldpolitik ausgehenden Gefahren eigentlich allgemein anerkannt werden, wenn nicht sogar eine Binsenweisheit darstellen. Erstaunlicherweise ist dem aber nicht so. Weltweit weigern sich sowohl die Zentralbankbürokraten als auch ihre von keynesianischer Planwirtschaft durchdrungenen politischen Herren, diese simplen Wahrheiten zu akzeptieren. Stattdessen halten sie an ihren auf spektakuläre Weise gescheiterten Modellen fest.
… und setzen ihre ultra-expansive Geldpolitik fort
Wie zum Beweis für diese traurige Feststellung haben die Rentenmarktmanipulateure der EZB gerade wieder einmal die Zinsen gesenkt. Der Leitzins beträgt jetzt nicht mehr 0,75%, sondern nur noch 0,5%. Ob die Herren der Gelddruckmaschine tatsächlich glauben, dass sie die Wirtschaft durch diesen Zinsschritt beflügeln können? Eine Wirtschaft, die ganz offensichtlich nicht unter zu teuren Krediten leidet? Eine Wirtschaft, deren Hauptproblem die Überschuldung von Staaten ist? Eine Wirtschaft, die strukturelle Veränderungen benötigt? Ich für meinen Teil glaube das jedenfalls nicht.
Der Chart zeigt Ihnen die Entwicklung der kurzfristigen Zinsen (LIBOR) in Europa. Kann man bei der Betrachtung dieser Grafik wirklich auf die Idee kommen, die jüngsten Probleme der europäischen Wirtschaft seien durch zu hohe Zinsen entstanden und könnten folglich mit Zinssenkungen gelöst werden? Absurd.
Der Chart zeigt Ihnen die Entwicklung der kurzfristigen Zinsen (LIBOR) in Europa. Kann man bei der Betrachtung dieser Grafik wirklich auf die Idee kommen, die jüngsten Probleme der europäischen Wirtschaft seien durch zu hohe Zinsen entstanden und könnten folglich mit Zinssenkungen gelöst werden? Absurd.
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Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,
Herzliche Grüße,
Ihr
P.S.: Herr Draghi spricht inzwischen sogar von der Einführung negativer Zinsen. In unserem 2004 erschienenen Buch "Das Greenspan Dossier" haben Roland Leuschel und ich bereits vor dieser Entwicklung gewarnt.