Aktien versus Realwirtschaft und Gold - zwei große Diskrepanzen- 19.04.2013
Aktien versus Realwirtschaft und Gold - zwei große Diskrepanzen
Euphorie an den Finanzmärkten, Frust in der Bevölkerung
Die Diskrepanz zwischen den Vorgängen an den Aktienmärkten und der Entwicklung der Realwirtschaft ist größer als je zuvor. Diese Aussage gilt auch für den gänzlich unterschiedlichen Verlauf der auf die Finanzmärkte bezogenen Sentimentindikatoren einerseits und solchen Indikatoren, die die Stimmung der breiten Bevölkerung messen. Letztere sind von Spitzenwerten nämlich meilenweit entfernt. Sie befinden sich auf Niveaus, die üblicherweise mit Rezessionen einhergehen.
Die hier zum Ausdruck kommende Stimmung könnte man als die Stimme des Volkes bezeichnen. Die Stimme des kleinen Mannes, der nicht über Aktienvermögen verfügt, sondern inflationsbereinigt immer weniger verdient, sich um die Sicherheit seines Arbeitsplatzes sorgen muss oder, wie in den USA, auf staatliche Lebensmittelmarken angewiesen ist.
Hier spiegelt sich die Wirkung der auf steigende Vermögenswerte abzielenden Geldpolitik Ben Bernankes wider. Sie spaltet das Volk in Profiteure und Opfer der Nullzinspolitik. Der soziale Sprengstoff, der hier entsteht, ist derzeit noch kein Thema. Aber die Geschichte lehrt, dass es vermutlich nur eine Frage der Zeit ist, bis er sich entladen wird. Die aufgestaute Wut, der Frust des Volkes, macht sich gewöhnlich erst in der Abschwungphase des Konjunkturzyklus‘ lautstark bemerkbar.
Aktien haben nur die Verluste wieder aufgeholt
All das ficht die euphorisierte Anlegerschar ganz offensichtlich ebenso wenig an wie die Tatsache, dass der S&P 500 im Anschluss an das Top des Jahres 2007 mehr als 50% gefallen ist. Erst jetzt, nach fünfeinhalb Jahren, hat er es gerade einmal geschafft, diese Verluste jedenfalls nominal wieder aufzuholen. Und wer noch ein wenig weiter zurück schaut, stellt fest, dass dieser Weltleitindex damit zum nunmehr dritten Mal auf diesem Niveau notiert. Denn erstmals erreichte er es bereits im Jahr 2000, am Höhepunkt der größten Aktienspekulationsblase aller Zeiten, als er ein Kursgewinnverhältnis von 36 aufwies, ein historisch einmalig hoher Wert.

Aber der Goldpreis ist deutlich gestiegen
Während die Aktienmärkte also lediglich die zwischenzeitlich bereits zweimal entstandenen Verluste von jeweils rund 50% ausgeglichen haben, verzeichnete der Goldpreis im selben Zeitraum deutliche Kursgewinne. Selbst nach dem kuriosen Crash der vergangenen Tage, den ich übrigens als hervorragende Gelegenheit sehe, sich für den zweiten Teil der langfristigen Goldhausse zu positionieren, die um die Jahrtausendwende begonnen hat.
Im Frühjahr 2000, als der S&P 500 erstmals über 1.500 Punkte stieg, kostete die Feinunze Gold 275 US-Dollar. Und im Herbst 2007, als der S&P zum zweiten Mal die 1.500 Punkte-Marke knackte, befand sich der Goldpreis bei rund 750 Dollar. Bezogen auf das Jahr 2000 und einem aktuellen Kurs von 1.380 Dollar pro Unze ist der Goldpreis also um rund 400% gestiegen; und bezogen auf das Jahr 2007 immerhin noch um 85% - trotz des jüngsten Kurseinbruchs.

Die Stimmungsindikatoren spiegeln diese Realität nicht wider
Trotz dieses sehr deutlich für Gold ausfallenden Performance-Vergleichs zeigen die Stimmungsindikatoren der Börsen Euphorie, während die entsprechenden Indikatoren für den Goldmarkt eine rundherum depressive Stimmung der Marktteilnehmer widerspiegeln. Diese erstaunliche Tatsache konnte man übrigens schon vor dem gerade erfolgten Crash des Goldpreises beobachten. Letzterer hat diese Situation nur zusätzlich verstärkt und ins Extreme gesteigert.
Ist das nicht sonderbar? Eigentlich sollte man doch erwarten, dass Gewinne für bessere Laune bei den Anlegern sorgen als der nach 5 ½ oder sogar 13 Jahren stattfindende Ausgleich von Verlusten. In dem hier geschilderten Fall ist es aber genau umgekehrt. Der Mensch und seine Emotionen sind offenbar immer wieder für eine Überraschung gut.
Als Börsianer ziehe ich aus diesem „verkehrten“ Stimmungsbild zwei einfache Schlussfolgerungen:
- Die langfristige Baisse an den Aktienmärkten, die im Jahr 2000 begonnen hat, ist noch nicht vorüber. Auch der dritte Anlauf des S&P 500 in den Bereich von mehr als 1.500 Punkten wird wahrscheinlich kläglich scheitern und zu ähnlich heftigen Verlusten führen wie in den Jahren 2000 bis 2002 und 2007 bis 2009.
- Die langfristige Goldhausse, die um die Jahrtausendwende begonnen hat, ist noch nicht vorüber. Der Kursrückgang, der im Herbst 2011 bei 1.923 Dollar pro Unze begonnen hat, ist nur eine große Korrektur innerhalb des langfristigen Aufwärtstrends. Ich rechne in den kommenden Jahren mit erheblich höheren Goldpreisen. Denn an den beiden wichtigsten fundamentalen Triebfedern der Goldhausse - der völlig unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik – hat sich bisher nichts geändert. Und bei den Verantwortlichen sind keinerlei Anzeichen für ein mögliches Umdenken zu erkennen.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße,
Ihr

P.S.: Während der langfristigen Goldhausse der 70er Jahren halbierte sich der Goldpreis zwischendurch. Anschließend stieg er in der Spitze um 750%.