Die Aktienbaisse hat noch viel Platz nach unten- 15.10.2022

Die Aktienbaisse hat noch viel Platz nach unten

Liebe Leser,

von seinem Hoch aus gerechnet, ist der DAX im Lauf der aktuellen Baisse um rund 25% gefallen. Damit befindet er sich auf demselben Niveau wie im Jahr 2015. Da der DAX jedoch ein sogenannter Performance-Index ist, bei dessen Berechnung die sofortige Wiederanlage von Dividenden unterstellt wird, ist er mit klassischen Kursindizes wie dem S&P 500 oder dem NASDAQ 100 nicht vergleichbar.

Allerdings veröffentlicht die Deutsche Börse neben dem DAX Performance Index auch den DAX Kursindex. Da dieser auf die gleiche Weise berechnet wird wie fast alle anderen Aktienindizes weltweit, eignet er sich für Vergleiche. Und dieser Vergleich fällt sehr ernüchternd aus.

DAX Kursindex tiefer als im Jahr 2000

Mit 4.950 Punkten notiert der DAX Kursindex 17% unter seinem Hoch des Jahres 2000, während sich der S&P 500 130% über seinem Hoch des Jahres 2000 befindet.

Ja, das haben Sie richtig gelesen: Der DAX Kursindex steht heute tiefer als vor 22 Jahren, während der amerikanische S&P 500 Index trotz des jüngsten Kursrückgangs von 26% rund 130% höher notiert als damals.

US-Aktienmarkt immer noch extrem überbewertet

Ein Blick auf die fundamentale Bewertung des US-Aktienmarktes deutet jedoch darauf hin, dass dem S&P 500 schwere Zeiten bevorstehen. Das erkennen Sie auf dem folgenden Chart. Er zeigt die US-Aktienmarktkapitalisierung in % des BIP.

Wie Sie sehen, erreichte diese als Buffett-Indikator bekannte Kennzahl voriges Jahr ein Rekordhoch von 200%. Inzwischen ist sie auf 142% zurückgegangen. Damit hat sie lediglich ein Niveau erreicht, das ungefähr dem höchsten Wert des Jahres 2000 entspricht. Um aus Sicht der fundamentalen Bewertung attraktiv zu werden, muss der S&P 500 also noch deutlich weiter fallen.

US-Aktienmarktkapitalisierung in % des BIP, 1970 bis 2022
Die fundamentale Bewertung des US-Aktienmarktes ist trotz des jüngsten Kursrückgangs noch fast so hoch wie am Top des Jahres 2000.
Quelle: gurufocus.com

Markttechnik und Geldpolitik sehr bearish

Neben der fundamentalen Bewertung signalisieren auch die Markttechnik und die monetären Rahmenbedingungen wie Zinsen, Zinsdifferenzen und Geldmengenwachstum eine Fortsetzung der Aktienbaisse. Darüber hinaus befindet sich die Weltwirtschaft auf dem Weg in eine Rezession, was zu rückläufigen Unternehmensgewinnen führen wird.

Diese Konstellation ist mittelfristig sehr bearish. Kurzfristig ist der Aktienmarkt zwar überverkauft und reif für eine vorübergehende Gegenbewegung. Im Lauf der kommenden 12 Monate erwarte ich aber deutlich niedrigere Aktienkurse. Das ist jedoch kein Grund, sich von der Börse abzuwenden. Erstens können Sie auch an fallenden Kursen Geld verdienen. Zweitens gibt es mit dem Edelmetall- und Rohstoffsektor zwei hochinteressante Bereiche, die von der allgemeinen Börsenlage kaum betroffen sind und ein Eigenleben führen.

Welche Aktien aus diesen Sektoren wir empfehlen und welche Short-Positionen, lesen Sie in meinem Börsenbrief Krisensicher Investieren – 30 Tage kostenlos.

Darüber hinaus sollten Sie unsere aktuelle Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Kupfer und Kupferminenaktien“ kennen, in der Sie alles erfahren, was Sie jetzt über diesen wichtigen und zukunftsträchtigen Sektor wissen sollten. Auf unserer Homepage können Sie sich einen kurzen Video zu diesem Thema anschauen sowie ein fast einstündiges Interview mit Michael Mross über Gold, Silber, Kupfer und Minenaktien.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Auch für die deutsche Börse lässt der Buffett-Indikator Platz nach unten.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Kein Wille der Politik zum Subventionsabbau

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

alle politischen Kräfte sind für den Abbau von Subventionen, im Prinzip jedenfalls. Falls es aber konkret wird mit der Streichung von Subventionen, passiert im Ergebnis so gut wie nichts, eher kommen noch neue Unterstützungsleistungen hinzu.

Subventionen sind Geldleistungen aus öffentlichen Mitteln an Betriebe, Unternehmen oder auch private Haushalte, denen keine direkte Gegenleistung gegenübersteht. Aber auch Steuervergünstigungen, Gebührenermäßigungen, staatlich garantierte Abnahmepreise usw. werden zu den Subventionen gerechnet. Mit der Subventionierung werden unterschiedliche Ziele verfolgt: Beispielsweise sollen die Wettbewerbsfähigkeit von inländischen Produzenten aus politischen Gründen sichergestellt oder die Preise für gewisse Produkte aus sozialen oder gesellschaftlichen Gründen gestützt werden; häufig geht es auch um Standortförderung, Arbeitsplatzerhaltung oder die Rettung notleidender Unternehmen.

Subventionen erzeugen eine Subventionsmentalität. Je größer die Unterstützungsleistungen sind, desto mehr wendet sich die Aufmerksamkeit der Empfänger weg von der Beobachtung der Märkte und hin zur Pflege der politischen Landschaft durch Lobbyarbeit. Subventionen für nicht profitable Betriebe wie die Bankenrettungen während der Finanzkrise von 2008/09 müssen letztlich von den wettbewerbsfähigen Unternehmen erwirtschaftet werden. Dies führt zu einer Schwächung der Wirtschaft insgesamt und zu einer Verfestigung von Fehlstrukturen.

Der Subventionsbericht der Bundesregierung

Kraft Gesetzes ist die Bundesregierung verpflichtet, alle zwei Jahre einen Subventionsbericht vorzulegen. Dieser Bericht weist nur die Subventionen des Bundes aus. Der Subventionsbericht soll dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat die notwendigen Informationen für eine Überprüfung der Subventionen bereitstellen. Inzwischen liegt der 28. Subventionsbericht vor, der die Entwicklung der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen für die privaten Unternehmen und Wirtschaftszweige im Zeitraum 2019 bis 2022 darstellt. Danach ist das Volumen der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen im Berichtszeitraum von 24,6 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 47,2 Milliarden Euro im Jahr 2022 gestiegen.

Evaluierung der Steuervergünstigungen durch ein Forschungsinstitut

Das Bundesfinanzministerium hat im Jahr 2017 ein finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut mit der Evaluierung von insgesamt 33 Steuervergünstigungen, also einer Teilmenge des gesamten Subventionsblocks, beauftragt. Das Forschungsinstitut sah 27 dieser Steuervergünstigungen mit einem jährlichen Gesamtvolumen von 4,7 Milliarden Euro im Ergebnis kritisch: 17 Steuervergünstigungen im Gesamtvolumen von 2,9 Milliarden Euro wurden als „ausreichend“ bewertet, zehn Steuervergünstigungen im Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro erhielten nur die Gesamtbewertung „schwach“. Bereits die Bewertung „ausreichend“ signalisiert aus der Sicht des Forschungsinstituts deutlichen Reformbedarf. Bei der Bewertung „schwach“ sollte die jeweilige Maßnahme von Grund auf umgestaltet oder aufgegeben werden.

Keine Konsequenzen aus der Evaluierung

Im 27. Subventionsbericht aus dem Jahr 2019 hat das Bundesfinanzministerium nicht eingehend begründet, weshalb es weiterhin an den von dem Forschungsinstitut kritisch bewerteten Steuervergünstigungen festhalten will. Im 28. Subventionsbericht hat das Bundesfinanzministerium wesentliche Ergebnisse der Evaluation nur unvollständig dargestellt. Kritikpunkte der Evaluation wurden nicht hinreichend deutlich. Auch fehlten teilweise die von dem Forschungsinstitut ermittelten Gesamtbewertungen und signifikante Teilergebnisse, aus denen die Gesamtbewertung der jeweiligen Steuervergünstigung begründet wurde. Im Ergebnis hat die Bundesregierung bislang keine Folgerungen aus dem Gutachten des Forschungsinstituts gezogen, vielmehr hält sie weiterhin an den kritisch bewerteten Steuervergünstigungen fest.

Zusätzliche Steuervergünstigungen in den letzten Jahren

Statt eines Abbaus weist der 28. Subventionsbericht – wenig überraschend – mehrere neue Steuervergünstigungen mit einem finanziellen Gesamtvolumen von rund 4,4 Milliarden Euro Steuermindereinnahmen pro Jahr aus. Dem steht lediglich der Wegfall von drei ausgelaufenen Steuervergünstigungen gegenüber, was zu Einsparungen von 45 Millionen Euro führen wird. Die Bundesregierung hat damit die in ihren eigenen Subventionspolitischen Leitlinien enthaltene Selbstverpflichtung nicht eingehalten, Mindereinnahmen infolge neuer Steuervergünstigungen möglichst durch Streichungen von bestehenden, kritisch evaluierten Steuervergünstigungen zu kompensieren. Die mangelnde Reduzierung von Steuervergünstigungen zeigt, liebe Leserinnen und Leser, dass es müßig ist, auf einen wirklichen Subventionsabbau in Zukunft zu hoffen. Die Politik in unserem Land will offensichtlich auf breit gestreute Wohltaten nicht verzichten, sagt resignierend

Ihr

Gotthilf Steuerzahler