Goldanleger müssen sich nicht vor steigenden Zinsen fürchten- 02.10.2021

Goldanleger müssen sich nicht vor steigenden Zinsen fürchten

Werfen Sie einen Blick auf die Fakten der 1970er Jahre

Liebe Leser,

zahlreiche Gold-Anleger beunruhigt jetzt folgende Frage: Wenn die Fed ihre Anleihenkäufe reduziert und die Zinsen steigen, wird dann der Goldpreis fallen? Diese Furcht wird von den Medien gerade regelrecht geschürt. Dabei wird unterstellt, dass steigende Zinsen Gold als Anlageklasse unattraktiver machen würden, weshalb der Goldpreis falle. Diese Argumentation mag vielleicht überzeugend klingen – aber richtig ist sie nicht. Denn wie die Finanzmarktgeschichte zeigt, gibt es keinen stabilen Zusammenhang oder gar Automatismus zwischen dem Goldpreis und den Zinsen – im Gegenteil.

Beispielsweise sind während der großen Goldhausse von Ende der 1960er Jahre bis 1980 die Zinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen von 5,5% auf 12,5% gestiegen. Der Goldpreis zeigte sich davon nicht nur unbeeindruckt, sondern vervierundzwanzigfachte sich in diesem Zeitraum.

Auch in jüngerer Zeit stiegen die Zinsen und Gold oft gleichzeitig

„Das ist lange her“, mögen Sie jetzt vielleicht einwenden, „die Zeiten haben sich eben geändert.“ Dann schauen Sie sich den folgenden Chart an, der im oberen Teil den Goldpreis und darunter den Zinssatz 10-jähriger US-Staatsanleihen von 2003 bis 2007 zeigt. Auch hier erkennen Sie einen gleichzeitigen Anstieg der Zinsen und des Goldpreises (blaue Pfeile).

Goldpreis pro Unze in $ (oben), Zinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen (unten),2003 bis 2007
Steigende Zinsen und ein steigender Goldpreis können Hand in Hand gehen.
Quelle: StockCharts.com

Beispielsweise stiegen die Zinsen von knapp 3,2% im Juni 2003 auf über 4% im Mai 2004, während der Goldpreis von 350 $ pro Unze auf 430 $ kletterte, ein Kursgewinn von 23%. Und von Mitte 2005 bis Mitte 2006 ging es mit den Zinsen von fast 4% auf gut 5% nach oben. Im gleichen Zeitraum stieg der Goldpreis von 420 $ pro Unze auf über 700 $ bzw. rund 70%.

Wollen Sie sich solche Gewinne entgehen lassen, nur weil die Zinsen vielleicht steigen?

Ich sage „vielleicht“, weil ich erhebliche Zweifel daran habe, dass die Fed ihre Anleihenkäufe beenden wird. Die US-Frühindikatoren deuten bereits auf einen Konjunkturabschwung hin, und von den Aktien- und Immobilienmärkten kommen ebenfalls Warnsignale. Auf fallende Aktien- und Immobilienpreise wird die Fed ganz schnell wieder mit zusätzlichen geldpolitischen Lockerungen reagieren.

In ihrer verqueren Logik bleibt ihr ja keine andere Wahl, wenn sie nicht zusehen will, wie die Luft aus den riesigen Spekulationsblasen weicht und das Finanzsystem zusammenbricht. Geldentwertung erscheint ihr vor diesem Hintergrund das kleinere Übel zu sein.

Kleinere Korrekturen in einer Goldhausse sind normal

Natürlich ging es auch in den 1970er Jahren mit dem Goldkurs nicht ohne Korrekturen nur nach oben. Wie Sie in den vergangenen Monaten gesehen haben, ist das in der aktuellen langfristigen Goldhausse nicht anders. Das ändert aber nichts daran, dass sich Gold in einer langfristigen Hausse befindet. Und wie Sie in meiner gerade erschienenen Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Gold, Silber und Minenaktien – Überblick, Bestandsaufnahme und Empfehlungen“ nachlesen können, bestätigen wichtige langfristige Momentumindikatoren die Hausse.

Unpopulär und unterbewertet: beste Aussichten für Minenaktien

Durch die Korrektur des Edelmetallsektors bieten Ihnen ausgewählte Minenaktien noch einmal eine ganz hervorragende Kaufgelegenheit. Der Edelmetallsektor ist fundamental sehr attraktiv bewertet, und zahlreiche seiner Unternehmen sind kaum oder gar nicht verschuldet. Dennoch ist der Sektor extrem unpopulär.

Die aktuelle Situation ähnelt auf erstaunliche Weise dem Geschehen im Januar 2016. Auch damals war das Interesse an Minenaktien extrem gering und die Stimmung der meisten Goldanleger schlecht. Damals stieg der Goldpreis in den folgenden sieben Monaten um 28% und der XAU Goldminen Index um 180%. Etwas Vergleichbares erwarte ich auch jetzt wieder.

Wenn Sie mehr über die fundamentale Bewertung des Edelmetallsektors und die Analogie zu 2016 erfahren möchten oder über die gewaltige Baisse, die deutsche Aktien während der Hyperinflation der frühen 1920er Jahre erlitten, dann lesen Sie Krisensicher Investieren – jetzt 30 Tage kostenlos.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Übersehen Sie nicht die Warnsignale, die von der US-Börse kommen. In den letzten Tagen ruckelt es gewaltig. Wir empfehlen Ihnen, unseren Börsenbrief Krisensicher Investieren zu lesen.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Wie ein Bundesland ein wertvolles Gebäude vernachlässigte

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

der deutsche Staat ist geprägt durch eine starke Verflechtung zwischen Bund und Ländern. Die Bundesländer, deren politisches Gewicht geringer geworden ist, versuchen über den Bundesrat ein wenig mitzuregieren. Dementsprechend haben alle sechzehn Bundesländer Vertretungen, also quasi Botschaften, beim Bund eingerichtet. Zu den Aufgaben dieser Landesvertretungen gehört es, enge Beziehungen zum Deutschen Bundestag und zur Bundesregierung zu pflegen.

Die politische und fachliche Arbeit zielt darauf ab, zusammen mit den zuständigen Ministerien in den Landeshauptstädten die Interessen des betreffenden Bundeslandes bei der Gestaltung der Bundespolitik und insbesondere der Gesetzgebung zu wahren. Auch sollen die Landesvertretungen das jeweilige Bundesland repräsentieren und für dessen kulturelle und wirtschaftliche Leistungen werben.

In den Jahren der Bonner Republik waren die Vertretungen überwiegend in Altbauten und durchweg bescheiden untergebracht. Der große Umbruch kam dann mit der Wiedervereinigung. In den Jahren 1999 bis 2001 zogen die Landesvertretungen nach Berlin. Fast alle Bundesländer errichteten stattliche Neubauten in bester Lage. Alles fiel größer und aufwändiger aus, die Landesvertretungen sollten ja die Schaufenster des betreffenden Bundeslandes werden.

Das Gebäude der Landesvertretung war zunächst angemietet

Nachfolgend soll von der Landesvertretung eines ostdeutschen Bundeslandes die Rede sein. Organisatorisch gehört die betreffende Landesvertretung zur Staatskanzlei des ostdeutschen Bundeslandes. Das Grundstück in Berlin gehört dem Land, das Gebäude der Vertretung wurde im Rahmen einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft errichtet und zeitweise betrieben. Das Bundesland bestellte der beteiligten Vermietungsgesellschaft ein Erbbaurecht an dem Grundstück und mietete das darauf von der Gesellschaft errichtete Gebäude für 20 Jahre an. 2018 machte das Land von seiner Kaufoption Gebrauch und kaufte das Erbbaurecht von der Gesellschaft zurück. Damit wurde das Land auch Eigentümer des Gebäudes.

Während der Mietphase wurden keine Baumaßnahmen durchgeführt

Seit Jahren ist den Verantwortlichen in der Staatskanzlei bekannt, dass das Gebäude der Landesvertretung einen Baubedarf von vielen Millionen hat. Daher wurde seit längerem eine Sanierung erwogen. Die Staatskanzlei argumentiert, der hohe Baubedarf sei dadurch entstanden, dass man während der Laufzeit des Erbbaurechts keine Baumaßnahmen durchführen konnte, da das Land ja nicht Eigentümer des Gebäudes gewesen sei. Es seien nur Maßnahmen durchgeführt worden, die zur Instandhaltung und zum vertragsgemäßen Gebrauch erforderlich waren. Kostenintensive Maßnahmen zum Bauunterhalt seien zurückgestellt worden.

Das Land hätte das Gebäude laufend instand setzen müssen

Dabei war das Land nach dem Vertrag mit der Vermietungsgesellschaft verpflichtet, das Gebäude auf seine Kosten in einem jederzeit funktionsfähigen, zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand zu erhalten. Insbesondere war es verpflichtet, auf seine Kosten das gesamte Objekt einschließlich Dach, tragenden Wänden und Fundamenten laufend instand zu setzen. Auf das mangelnde Eigentum am Gebäude kommt es dementsprechend nicht an.

Eine Grundsanierung ist erforderlich

Anfang 2020 beantragte die Staatskanzlei unter Mitwirkung eines Architekturbüros beim Infrastrukturministerium des Landes die Grundsanierung einschließlich Umbaumaßnahmen der Vertretung. Am Gebäude der Vertretung seien umfangreiche Umbaumaßnahmen erforderlich. Darüber hinaus seien seit der Inbetriebnahme des Gebäudes im Jahr 1999 Bauteile und technische Anlagen sanierungsbedürftig oder entsprächen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Für die Grundinstandsetzung bzw. Grundsanierung einschließlich der Umbaumaßnahmen ermittelte das Architekturbüro Gesamtbaukosten von rund 16,7 Millionen Euro.

Ein komfortabler Neubau anstelle der Sanierung?

Als Alternative zur Grundsanierung schlug die Staatskanzlei die Errichtung eines Neubaus an anderer Stelle vor. Nach der vorgelegten Planung waren für den Neubau um eine Drittel größere Fläche für Grundstück und Gebäude als bisher vorgesehen. Als interessierter Zeitgenosse kann man nur den Kopf schütteln: Erst jahrelang seine vertraglichen Instandhaltungspflichten nicht wahrnehmen, so dass das Gebäude nach gerade mal 20 Jahren ein Sanierungsfall ist. Und dann sich einen komfortablen Neubau gönnen, ohne dass ein Bedarf für eine Vergrößerung erkennbar ist. Dem Vernehmen nach gibt es Widerstand gegen die Neubaulösung. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Staatskanzlei der nicht einfachen Aufgabe stellen muss, die Sanierung ihrer Landesvertretung anzugehen, sagt ein wenig schadenfroh

Ihr

Gotthilf Steuerzahler