Gold und Minenaktien sind wichtiger denn je- 25.09.2021

Gold und Minenaktien sind wichtiger denn je

Düstere Aussichten für die Weltwirtschaft

Liebe Leser,

die Warnsignale für die historisch überbewertete US-Börse, die ich hier vorige Woche thematisiert habe, nehmen weiter zu. Das gilt sowohl für die Markttechnik als auch für die Momentum- und Sentimentindikatoren. Darüber hinaus gibt es inzwischen auch sehr bedenkliche Signale für die Weltwirtschaft.

China steuert auf eine Rezession oder sogar Schlimmeres zu, und der Frühindikator des Economic Cycle Research Institute deutet auf eine deutliche Abschwächung der US-Konjunktur hin. Von seinem im März dieses Jahres erreichten Hoch von 25,6% ist er bereits auf 3,5% gefallen. Wenn jetzt noch Gegenwind aus China hinzukommt, sind die Konjunkturaussichten düster.

Es wird keine Zinserhöhungen geben …

Vor diesem Hintergrund halte ich das in dieser Woche erstmals seit langem zu hörende Gerede der US-Zentralbanker über eventuelle Zinserhöhungen im kommenden Jahr für unrealistisch. Die Zentralbanken haben sich in eine Situation manövriert, in der sie die Zinsen nicht mehr anheben können, ohne die riesigen Spekulationsblasen an den Aktien-, Immobilien- und Rentenmärkten zum Platzen zu bringen.

Damit will ich allerdings nicht sagen, dass diese Blasen nicht platzen können, solange es keine Zinserhöhungen geben wird. Ganz im Gegenteil, es deutet im Moment sogar einiges darauf hin, dass genau das demnächst passieren könnte. Dann werden Fed-Präsident Powell und seine Kollegen weltweit nicht nur ganz schnell damit aufhören, von Zinserhöhungen und geringeren Anleihenkäufen zu fabulieren, sondern neue und noch größere Anleihenkaufprogramme auflegen.

… trotz steigender Geldentwertung

Und das bedeutet anhaltende Inflation. Der Weg, den die Zentralbanken weltweit eingeschlagen haben, heißt Geldentwertung. Daran gibt es keinen Zweifel, denn das ist aus ihrer Sicht – und mit voller Rückendeckung fast aller Politiker weltweit – die einfachste Lösung des Staatsschuldenproblems.

Noch glauben viele Marktteilnehmer der Prognose der Notenbanken, die eine nur vorübergehende Inflation in Aussicht stellen. Sobald sich zeigt, dass es sich dabei um Propaganda bzw. Wunschdenken handelt, wird das Vertrauen schwinden.

Inflation ist schlecht für Aktien, aber gut für den Edelmetallsektor

Spätestens dann werden die überbewerteten Aktienmärkte mächtig unter Druck geraten. Denn das zeigt die Geschichte ohne Wenn und Aber: Inflationen sind schlechte Zeiten für die Aktienmärkte.

Warum das so ist und auch während der deutschen Hyperinflation so war, können Sie in meiner am kommenden Dienstag erscheinenden Themenschwerpunkt-Ausgabe „Gold, Silber und Minenaktien – Überblick, Bestandsaufnahme und Empfehlungen“ nachlesen. Darüber hinaus finden Sie dort die wichtigsten Kennzahlen aller 55 im Gold Miners Index enthaltenen Unternehmen und zwei ganz aktuelle Kaufempfehlungen, mit denen Sie von der jüngsten Korrektur des Edelmetallsektors profitieren können.

Gerade für konservative Anleger führt in diesen völlig irren Zeiten kein Weg an Gold und Minenaktien vorbei. Bestellen Sie Krisensicher Investieren, den fundierten Börsenbrief von Roland Leuschel und Claus Vogt – jetzt 30 Tage kostenlos.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Die sehr interessanten Details der deutschen Hyperinflation und der Inflation der 1970er Jahre sollten Sie kennen. Wir empfehlen Ihnen, unseren Börsenbrief Krisensicher Investieren zu lesen.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Mangelnde Fähigkeit zur Krisenbewältigung durch den deutschen Staat

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

beim Umgang mit Krisen zeigen sich große Schwächen des politisch-administrativen Systems in Deutschland. Zu dieser Feststellung kommt der Normenkontrollrat in seinem jüngsten Bericht, den er vor einigen Tagen vorgelegt hat.

Der Nationale Normenkontrollrat, so heißt er offiziell, ist ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung. Er prüft seit 2006 die Bürokratiekosten und seit 2011 die Folgekosten in allen Gesetzes- und Verordnungsentwürfen der Bundesregierung. Darüber hinaus berät er die Bundesregierung in Sachen „Bessere Rechtsetzung“. Das Gremium besteht aus zehn ehrenamtlichen Mitgliedern, die auf Vorschlag der Bundesregierung vom Bundespräsidenten berufen werden. Inwiefern die auf diese Weise Berufenen tatsächlich als unabhängig bezeichnet werden sollten, lasse ich dahingestellt. Bei den Mitgliedern handelt sich um Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.

Der neueste Jahresbericht des Normenkontrollrats wurde Mitte September 2021 der Bundeskanzlerin übergeben und zugleich der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bericht beschäftigt sich, dem Auftrag des Gremiums entsprechend, ausführlich mit Bürokratiekosten und Bürokratieabbau, mit Digitalisierung und besserer Rechtsetzung. In dem Kapitel über Verwaltungsmodernisierung holt der Normenkontrollrat dann aber weit aus, wohl mit Blick auf die nächste Bundesregierung, befasst sich allgemein mit der Leistungsfähigkeit des politisch-administrativen Systems in Deutschland und versucht Lehren aus der Flüchtlings- und Corona-Krise zu ziehen.

Bei der Leistungsfähigkeit nur Mittelmaß

Einleitend führt der Normenkontrollrat aus, dass der Staat Wohlstand und sozialen Ausgleich fördern, aber auch Krisen gut meistern müsse, um sich dauerhaft die Akzeptanz der Bürgerschaft zu erhalten. Über Jahrzehnte sei genau dies das Markenzeichen der Bundesrepublik Deutschland gewesen. Doch dieses Bild eines gut organisierten und gut regierten Landes habe sichtbare Risse bekommen.

Die Corona-Krise – wie schon die Flüchtlingskrise zuvor – habe gezeigt, dass Deutschland mit strukturellen, systemischen Herausforderungen zu kämpfen habe. Im internationalen Vergleich der Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung bewege sich Deutschland im Mittelfeld. Der „International Civil Service Effectiveness Index“ habe Deutschland im Jahr 2019 auf Platz 19 von 38 Staaten gesetzt. In der Einzelkategorie „Crisis and Risk Management“ habe Deutschland sogar nur den letzten Platz belegt.

Große Defizite bei wichtigen strukturellen Erfordernissen

Trotz bestehender Unterschiede weise der Vergleich von Flüchtlings- und Corona-Krise doch eine Reihe von Ähnlichkeiten auf. Die strategische Beschäftigung mit potenziellen Krisen, das Ergreifen von Vorbereitungsmaßnahmen und das nötige Begleit-Monitoring seien unzureichend ausgebildet. Weiterhin beklagt der Normenkontrollrat, dass ein gut funktionierendes, Ebenen-übergreifendes und regelmäßig erprobtes Krisenmanagementsystem für zivile Notlagen von nationaler bzw. internationaler Tragweite nicht existiere. Auch seien Standards und Systeme für den schnellen Datenaustausch im Zusammenwirken der Behörden von Bund, Ländern und Kommunen nicht ausreichend vorhanden und die Verwaltungsdigitalisierung entspreche insgesamt (noch) nicht den Anforderungen an eine moderne und leistungsfähige Verwaltung.

Grundlegende Reformen in der nächsten Legislaturperiode?

Um in der Krise, im globalen Wettbewerb und auch im täglichen Politikbetrieb vor den Augen der Bürger dauerhaft bestehen zu können, müssten Politik und Verwaltung den Strukturfragen mehr Aufmerksamkeit widmen. Zuletzt sei zwar eine wachsende Reformbereitschaft erkennbar gewesen. Auch biete der Beginn der kommenden Legislaturperiode ein besonders gutes Möglichkeitsfenster, grundsätzliche Reformen anzupacken. Vergangene Krisen hätten allerdings gezeigt, dass sich Reformfenster nach dem Abklingen einer Krise schneller schließen können als man denke und der Reformwille von Politik und Verwaltung sich wieder verliere. Die erforderlichen Reformen sollten aus Sicht des Normenkontrollrats nicht punktueller, sondern systemischer Natur sein.

Wenig Hoffnung auf eine bessere Bewältigung künftiger Krisen

Konkret schlägt der Normenkontrollrat u.a. die Einrichtung eines unabhängigen Expertenrats vor, der sich losgelöst vom politischen Tagesgeschäft und der Eigenlogik der Verwaltung den strukturellen Fragen der Staats- und Verwaltungsmodernisierung widmen solle. Hinzu treten müssen ein System von Audits und Stresstests, um die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung regelmäßig zu überprüfen.

Dazu ist zu sagen, dass es bei der Staats- und Verwaltungsmodernisierung immer auch um Machtfragen geht. Und Macht will die Politik hierzulande auf allen Ebenen nur höchst ungern abgeben, mögen die Vorschläge eines Expertengremiums auch noch so vernünftig sein. Ein System von Audits und Stresstests der Behörden kann man sich zwar durchaus vorstellen. Aber ohne Verbesserungen bei der personellen und finanziellen Ausstattung sind spürbare Leistungssteigerungen nicht zu erwarten. So besteht wenig Hoffnung, liebe Leserinnen und Leser, dass Deutschland auf zukünftige Krisen besser vorbereitet sein wird und diese schneller und erfolgreicher bewältigt als in der Vergangenheit, sagt betrübt

Ihr

Gotthilf Steuerzahler