Wussten Sie, dass Robinhood seine Kundenorders verkauft?- 07.08.2021

Wussten Sie, dass Robinhood seine Kundenorders verkauft?

Nachfrage bei den Brokern so groß wie 1999/2000

Liebe Leser,

seit Anfang 2020 hat die Anzahl neuer Aktionäre und Spekulanten in den USA und in Europa drastisch zugenommen.

Wie zuletzt in den Jahren 1999/2000 kamen die Discountbroker auch in den vergangenen Monaten mit der Bearbeitung neuer Kontoeröffnungsanträge kaum hinterher, so groß war die Nachfrage.

Stark wachsendes Interesse an der Börse ist typisch für die Endphase einer Hausse

Zu einer derart starken Zunahme an Neuaktionären, wie wir sie jetzt beobachten konnten, kam es in der Vergangenheit nur in den letzten Monaten großer Spekulationsblasen.

Diese Beobachtung gilt auch für das Spekulieren auf Kredit. So ist die Summe der US-Wertpapierkredite ebenfalls sehr stark gestiegen. Sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt eilt diese Spekulationskennzahl nun schon seit Monaten von Rekord zu Rekord.

Das Reservoir an Neubörsianern ist begrenzt

Wie Sie an diesen beiden Beispielen sehen, halten die extremen spekulativen Übertreibungen, auf die ich Ihre Aufmerksamkeit in den vergangenen Monaten gelenkt habe, nahezu unvermindert an. Fortsetzen können sie sich aber nur, solange neue Spekulanten an die Börse strömen.

Doch dieses Reservoir ist endlich und mittlerweile weitgehend ausgeschöpft. Darauf deutet zumindest das Geschehen bei Robinhood hin, dem kometenhaften Newcomer unter den amerikanischen Discountbrokern.

Dessen extrem starkes Wachstum hat sich im zweiten Quartal dieses Jahres deutlich abgeschwächt. Gleichzeitig wird die sehr berechtigte Kritik an der aggressiven Vorgehensweise des Unternehmens und den Details seines Geschäftsmodells lauter.

Robinhoods Geschäftsmodell sollten Sie kennen

Robinhood hat den Markt der Discountbroker aufgemischt, indem es seinen Kunden den scheinbar kostenlosen Handel mit Wertpapieren anbietet. Ziel der beiden Firmengründer Vladimir Tenev und Bajiu Bhatt ist es, den Finanzmarkt für alle „zu demokratisieren“.

Haben Sie sich vielleicht auch schon gefragt, wie Robinhood sein Geld verdient, wenn es keine Gebühren erhebt? Das geht ganz einfach: Anstatt transparente Transaktionsgebühren in Rechnung zu stellen, verkauft Robinhood die Kundenorders an Fonds, die im Hochfrequenzhandel aktiv sind.

Diese Fonds erkaufen sich auf diese Weise einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber den Robinhood-Kunden, indem sie deren Kauf- und Verkaufsorders kennen und schon vor deren Ausführung vermutlich Gewinn bringend und risikolos darauf reagieren können.

Die SEC ermittelt

Das Nachsehen haben natürlich die Robinhood-Kunden, die schlechtere Ausführungskurse erhalten. Bedenken Sie: Im ersten Quartal 2021 stammen 81% der Einnahmen von Robinhood aus dieser dubiosen Quelle.

Inzwischen beschäftigen sich die Aufsichtsbehörden mit diesem Geschäftsmodell. In den USA wurde von der SEC eine Untersuchung eingeleitet, mit der geklärt werden soll, wie hoch der völlig intransparente Preis tatsächlich ist, den Robinhood-Kunden über den Umweg systematisch schlechterer Orderausführungen zahlen.

Gleichzeitig hat die europäische Aufsichtsbehörde Zweifel geäußert, ob dieses Geschäftsmodell den MiFID II-Regularien entspricht, die den Brokern vorschreiben, für ihre Kunden stets den besten Ausführungskurs sicherzustellen.

Trotz schwachem Börsengang bleibt das Interesse ungebrochen

Trotz dieser Entwicklungen, die das Geschäftsmodell von Robinhood ernsthaft bedrohen, ging das Unternehmen am 29.7.2021 an die Börse. Und obwohl der Börsengang zunächst floppte und der Aktienkurs um 10% einbrach, schoss der Kurs dann in nur zwei Tagen von 38 $ auf 85 $ in die Höhe, bevor er einen Großteil dieser Gewinne wieder abgab und am Donnerstag bei 50 $ schloss.

Warum das Geschehen rund um Robinhoos und einige andere Signale ganz typische Merkmale für die Endphase einer Spekulationsblase sind und mit welchen Investments Sie sich vor dem unvermeidlichen Kursrutsch schützen, erfahren Sie in der aktuellen August-Ausgabe meines Börsenbrief Krisensicher Investieren – jetzt 30 Tage kostenlos testen.

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Habermanns umfassende Analyse aller 6 Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2021

Der Wirtschaftsphilosoph und Mitgründer der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft Prof. Dr. Gerd Habermann („Der Wohlfahrtsstaat“, „Freiheit in Deutschland: Geschichte und Gegenwart“) hat sich die Mühe gemacht, die Inhalte dieser Programme zu sichten und in einer vergleichenden Analyse zusammenzustellen. Als roter Faden dient ihm dabei die Frage, ob die Parteien einer eher freiheitlichen oder überwiegend kollektivistischen Programmatik folgen. In den Worten Habermanns heißt es:

„Man kann die Parteien nach eher freiheitlicher und überwiegend kollektivistischer Programmatik unterscheiden, wobei Überschneidungen häufig sind. Staatlicher Interventionismus spielt bei allen Parteien eine große Rolle. Die kollektivistischen Parteien legen den Hauptwert auf die absolute Gleichheit, während bei anderen Parteien die individuelle Freiheit stärker akzentuiert wird.“

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Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Die US-Berichtssaison nimmt ihren Lauf, und zahlreiche Unternehmen konnten dank der gigantischen Konjunkturprogramme gute Zahlen vorlegen. Ohne diesen Geldregen, der mit Billionen neuer Staatsschulden finanziert wurde, würde das Bild natürlich völlig anders aussehen. Machen Sie sich dies bewusst und setzen Sie auf sichere Investments.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Zu viele Unfallkassen in einem Bundesland

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

in allen Bundesländern gibt es einen oder mehrere Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand, auch Unfallkassen genannt. In diesen Unfallkassen sind u.a. die Arbeiter und Angestellten des betreffenden Landes und seiner Kommunen versichert, ferner ehrenamtlich Tätige und andere Personen, die für die Allgemeinheit tätig werden. Darüber hinaus sind die Unfallkassen Träger der gesetzlichen Schülerunfallversicherung, die sich auch auf Kindergartenkinder und Studenten erstreckt. Alle diese Personengruppen sind kraft Gesetzes gegen Unfälle bei der Arbeit, in der Schule usw. oder auf dem Weg dorthin versichert. Der Versicherungsschutz ist für die Versicherten beitragsfrei.

Im Normalfall existiert in jedem Bundesland nur ein Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand. In einigen Bundesländern gibt es allerdings für den Bereich der Feuerwehr eine weitere Unfallkasse, welche gewöhnlich übergreifend für mehrere Länder zuständig ist.

Ein Bundesland stellt jedoch die große Ausnahme dar. Dort bestehen nicht weniger als fünf Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand: Einmal die Landesunfallkasse, ferner drei Gemeinde-Unfallversicherungsverbände mit regionaler Zuständigkeit sowie eine Feuerwehr-Unfallkasse. Die genannten Einrichtungen werden maßgeblich aus den Beiträgen der Kommunen und des Landes sowie von Unternehmen der öffentlichen Hand finanziert.

Das Sozialgesetzbuch ordnete eine Neuorganisation an

In den meisten Bundesländern wurde bereits vor Jahren die früher auch dort bestehende Vielzahl der Unfallversicherungsträger reduziert, die Unfallkassen haben sich zusammengeschlossen. Diese Konzentration entspricht dem Leitbild des Sozialgesetzbuchs für die Gesetzliche Unfallversicherung. Im Sozialgesetzbuch schrieb seinerzeit eine Norm den Selbstverwaltungsorganen der Unfallversicherungsträger vor, bis Ende 2008 Konzepte für eine Neuorganisation vorzulegen. Hiernach waren umfassend die Möglichkeiten der Reduzierung auf eine Unfallkasse je Land zu prüfen. Ziel war es, die Verwaltungskosten der Unfallversicherungsträger zu senken. Zeitweise erwog der Gesetzgeber sogar, die Reduktion auf einen Unfallversicherungsträger pro Land anzuordnen.

Das Landessozialministerium ordnete seinerzeit keinen Zusammenschluss an

In dem hier in Rede stehenden Bundesland tat sich in der fraglichen Zeit trotz des gesetzlichen Auftrags zur Neuorganisation nicht viel. Das zuständige Sozialministerium des Landes diskutierte eine Zusammenfassung zwar intensiv mit den Versicherungsträgern, konnte sich gegen deren ablehnende Haltung aber nicht durchsetzen. Dabei hätte das Sozialministerium nach den Bestimmungen des Sozialgesetzbuchs die Unfallversicherungsträger sogar ohne deren Einvernehmen zusammenschließen können.

Die Existenz kleinster Unfallkassen lässt sich nicht länger rechtfertigen

Vier der fünf hier in Rede stehenden Unfallversicherungsträger gehören gemessen an der Zahl der Versicherten im Bundesvergleich zu den kleinen Unfallkassen. Nur die Selbstverwaltungskosten des größten der fünf Unfallkassen bewegen sich in der Nähe des Bundesdurchschnitts; die Selbstverwaltungskosten der anderen vier Unfallkassen liegen jeweils deutlich darüber. Eine Zusammenfassung würde diese Kosten natürlich reduzieren. Vor dem geschilderten Hintergrund lässt sich die Existenz kleinster Unfallversicherungsträger aus Gründen regionaler Tradition nicht länger rechtfertigen. Allenfalls die Feuerwehr-Unfallkasse könnte wegen des besonderen Versichertenkreises als selbständige Einrichtung erhalten bleiben.

Braucht jedes Bundesland eine eigene Unfallkasse?

Das zuständige Sozialministerium hat bisher noch nicht zu erkennen gegeben, dass es einen Zusammenschluss der Unfallkassen vorantreiben wird. Es will jedoch den Verwaltungsaufwand sowie den Personalbedarf überprüfen und somit auf mehr Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit bei den Unfallkassen hinwirken.

Allerdings könnte man noch deutlich weitergehen und die Frage aufwerfen, ob denn wirklich jedes Bundesland eine eigene Unfallkasse haben muss. Denn alle nehmen ja im Wesentlichen dieselben Aufgaben wahr, länderspezifische Unterschiede bestehen kaum. Dann könnte man durchaus über Zusammenlegungen auch über die Grenzen der Bundesländer hinaus nachdenken. Aber vielleicht müssen die Sparzwänge auch in diesem Bereich größer werden, liebe Leserinnen und Leser, damit solche naheliegenden Überlegungen Gehör finden, sagt mit einem Anflug von Resignation

Ihr

Gotthilf Steuerzahler