Themen- 19.05.2017

Das Crash-Jahr 1929 lässt grüßen

Ähnliche Signale wie vor Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929

Liebe Leser,

vorige Woche habe ich Sie bereits darauf aufmerksam gemacht, wie sehr sich die Lage an den Aktienmärkten zugespitzt hat. Nun hat sich eine besonders strenge Version eines Indikators der quantitativen Analyse zu Wort gemeldet, der seit dem Jahr 1900 zuvor nur ein einziges Verkaufssignal gegeben hatte. Das war im August 1929.

Am 3. September jenes schicksalhaften Jahres erreichte der Dow Jones Industrial Average mit 386 Punkten das Hoch seiner damaligen Hausse. Es folgte der berühmte Oktober-Crash, in dessen Verlauf der Index um 50% abstürzte. Doch das war nur der Anfang. Nach einer mehrmonatigen Zwischenerholung ging es bis Mitte 1932 noch viel weiter nach unten. Am Ende dieser verheerenden Baisse war der Dow um 89% gefallen und die Weltwirtschaftskrise nahm ihren Lauf.

Dow Jones Industrial Average, 1921 bis 1932
Nach dem Signal von 1929 folgte zunächst ein spektakulärer Aktien-Crash. Insgesamt fiel der Index in knapp drei Jahren um 89%.
Quelle: Quelle: St. Louis Fed

Stellen Sie sich mindestens auf eine Kurshalbierung ein

Ganz so schlimm wird es dieses Mal hoffentlich nicht kommen. Allerdings sind die US-Aktienmärkte ähnlich stark überbewertet wie damals. Deshalb rechne ich mindestens mit einer Kurshalbierung und wäre auch nicht überrascht, wenn die Verluste deutlich höher ausfallen sollten. Die unseriöse Geld- und Staatsschuldenpolitik der vergangenen Jahre haben die Welt in ein Pulverfass verwandelt, indem sie die der Marktwirtschaft innewohnenden Korrektive und Selbstheilungsprozesse außer Kraft gesetzt haben. Es sieht so aus, als würde uns die Rechnung für diesen kurzsichtigen Irrsinn demnächst präsentiert werden.


Ausführliche Details zu den Indikatoren, die mich dazu bringen, jetzt das Platzen der riesigen Spekulationsblase zu prognostizieren, lesen Sie in der am Dienstag erscheinenden Juni-Ausgabe meines Börsenbriefes Krisensicher Investieren.

Die Antwort der Zentralbanker: noch mehr Geld drucken

Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre rechne ich fest damit, dass unsere Zentralbankbürokraten, die unter Hyperaktivität und maßloser Selbstüberschätzung leiden, einer Baisse an den Aktienmärkten nicht tatenlos zusehen werden. Wie schon in den Baisse-Jahren 2001/02 und 2007 bis 2009 werden sie alle Register ziehen, um die Märkte zu stützen. Geholfen hat es damals allerdings nicht allzu viel. In beiden Fällen konnten sie eine Kurshalbierung nicht verhindern. Dass es ihnen dieses Mal gelingen wird, bezweifele ich sehr.

Aber ich rechne fest damit, dass die extremistischen geldpolitischen Maßnahmen, die Alan Greenspan und Ben Bernanke salonfähig gemacht haben, nicht nur wiederholt, sondern sogar noch ausgebaut werden. Mit anderen Worten: Die Marktmanipulationen werden zunehmen und die Gelddruckmaschinen heiß laufen. Denn bei Licht besehen, verfügen Zentralbanken nur über ein einziges geldpolitisches Instrument, auch wenn sie sich noch so sehr bemühen, diese Tatsache hinter einem Schwall hochgestochener „Fachbegriffe“ zu verbergen, und dieses Instrument ist eine Gelddruckmaschine.

Für Goldanleger ist das eine gute Nachricht

Für Sie als Goldanleger sind das natürlich gute Nachrichten. Denn Gold ist im Unterschied zu Aktien und Anleihen kein schnödes Zahlungsversprechen, kein Wechsel auf die Zukunft, sondern ein knappes Gut, das nicht beliebig vermehrt werden kann. Deshalb war und ist es der beste Schutz vor den Gefahren, die von wildgewordenen Zentralbankbürokraten ausgehen.

Gold: Mehr als 15% p.a. in den nächsten 10 Jahren?

Die Ökonomie ist zwar keine exakte Wissenschaft. Aber es gibt ein paar sehr verlässliche langfristige statistische Korrelationen, deren Existenz ökonomisch eindeutig Sinn macht. Eine dieser Korrelationen ist die langfristige Entwicklung der Aktienmärkte in Abhängigkeit von der fundamentalen Bewertung. Je höher die fundamentale Bewertung ist, desto niedriger ist die anschließende langfristige Performance. Am deutlichsten ausgeprägt ist dieser Zusammenhang bei einem Zeitraum von 10 bis 12 Jahren.

Für den S&P 500 Index ergibt sich daraus aufgrund der aktuellen Überbewertung für die nächsten 10 Jahre eine durchschnittliche Kursentwicklung von minus 1,3% per annum. Ja, das haben Sie richtig gelesen: Die hohe Überbewertung wird dafür sorgen, dass die Aktienmärkte in 10 bis 12 Jahren tiefer stehen werden als heute – genauso, wie es auch nach dem Platzen der Blase im Jahr 2000 der Fall gewesen ist.

Nun gibt es auch eine statistisch signifikante Korrelation zwischen dem Goldpreis und der durchschnittlichen jährlichen Performance des S&P 500. Diese Korrelation besagt, dass Sie in den kommenden 10 Jahren mit einem durchschnittlichen Anstieg des Goldpreises von mehr als 15% per annum rechnen dürfen. Die Details dieser spannenden Zusammenhänge lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben meines Börsenbriefes Krisensicher Investieren. Bestellen Sie noch heute 30 Tage kostenlos – es lohnt sich.

Ich wünsche Ihnen ein sommerliches Wochenende,

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Aktien runter, Gold rauf lautet das Motto der kommenden Jahre.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Die elektronische Akte: Wenn sich Behörden mit Neuerungen schwertun

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

 

Liebe Leserinnen und Leser,

immer wieder ist festzustellen, wie schwer es der öffentlichen Verwaltung fällt, moderne Computertechnik zur Unterstützung ihrer Arbeit einzusetzen. Da kann es zu jahrelangen Verzögerungen bei der Einführung kommen, was aber niemand ernsthaft zu stören scheint.

Die öffentliche Verwaltung bemüht sich in letzter Zeit verstärkt darum, die Potentiale der Informations- und Kommunikationstechnik zur Erledigung ihrer Aufgaben zu nutzen. Unter der Überschrift „E-Government“ streben Bund und Länder eine umfassende Technikunterstützung an, um die Leistungsfähigkeit ihrer Behörden zu erhöhen. Ein wichtiger Baustein der E-Government-Strategie ist die Umstellung von der herkömmlichen Papierakte auf die elektronische Akte. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen jedoch, dass den Behörden der Abschied von der Papierakte ausgesprochen schwerfällt. Der Umstieg auf die elektronische Akte vollzieht sich schleppend, nur langsam werden moderne Systeme zum Dokumentenmanagement oder zur Vorgangsbearbeitung eingesetzt.

Zurzeit dominieren bei den meisten Behörden noch die traditionellen Papierakten, daneben wird zunehmend elektronisch gearbeitet. Die Doppelgleisigkeit zwischen papiergebundener und digitaler Arbeitsweise soll zu gegebener Zeit zugunsten der elektronischen Akte aufgegeben werden. Die öffentliche Verwaltung verspricht sich vom Einsatz der entsprechenden Systeme deutliche Wirtschaftlichkeitsgewinne, einen schnelleren Zugriff auf die Akteninhalte sowie verbesserte Recherchemöglichkeiten.

Mangelnder Einsatz bei der Einführung der elektronischen Akte

Jüngst wurden Einzelheiten aus einem Bundesland bekannt, welche wieder einmal den mangelnden Ehrgeiz mancher Dienststellen bei der Umstellung auf moderne IT-Unterstützung belegen. Die landesweite Einführung eines Dokumentenmanagementsystems gehörte seit Jahren zu den bedeutsamsten IT-Projekten dieses Bundeslandes. Im Jahr 2003 hatte die Landesregierung die schnellstmögliche Bereitstellung eines entsprechenden Systems beschlossen. Die Umsetzung sollte im Jahr 2007 erfolgen.

Bis zum Jahr 2010 hatte das seinerzeit zuständige Landesministerium lediglich ein Grobkonzept erstellt, in welchem die Anforderungen an das System definiert und eine Umsetzungsplanung für die Entwicklung und Einführung aufgezeigt wurden. Die Betriebsbereitschaft sollte nunmehr bis zum Jahr 2013 hergestellt sein und ab 2014 die schrittweise Einführung in den Behörden erfolgen.

Kein Geld für die Unterstützung durch externe Fachleute

Im Jahr 2011 wurde die Zuständigkeit für den Bereich E-Government einem anderen Landesministerium übertragen. Dieses verfolgte das Projekt der landesweiten Einführung der elektronischen Akte zunächst nicht weiter. Begründet wurde die Untätigkeit damit, dass das betreffende Ministerium keine eigenen Kapazitäten für die technische Analyse und die Überarbeitung der vorhandenen Konzepte besitze. Ohne entsprechende Haushaltsmittel für eine externe Unterstützung seien diese Arbeiten nicht zu realisieren. Diese Haushaltsmittel wurden nicht bereitgestellt. Erst seit dem Jahr 2016 gibt es konkrete Überlegungen, das Projekt fortzuführen.

Einige Behörden haben entsprechende Systeme im Alleingang eingeführt

Viele andere Behörden dieses Bundeslandes wollten auf die landesweite Einführung der elektronischen Akte nicht warten und haben entsprechende Systeme in Eigenregie eingeführt. Eine Steuerung und Koordinierung dieser Systeme durch das für den Bereich E-Government zuständige Ministerium ist nicht erfolgt und bislang auch nicht vorgesehen. Ob die Systeme der anderen Behörden mit der geplanten landesweiten Lösung vereinbar sind, ist nicht bekannt.

Durch die fehlende Steuerung und Koordinierung stehen die in den Dienststellen bei der Einführung und dem Einsatz der Systeme gemachten Erfahrungen für die landesweite Einführung nicht zur Verfügung. Mögliche Einsparungen, z. B. durch die Nutzung von Mengeneffekten oder im Zusammenhang mit Schulungen, konnten nicht genutzt werden.

Es muss Geld in die Hand genommen werden

Bei der Umstellung auf die elektronische Akte handelt es sich nicht um ein x-beliebiges IT-Projekt wie viele andere, sondern um einen tiefen Einschnitt in die gewachsene Organisationskultur der öffentlichen Verwaltung. Die Umstellung muss dementsprechend in erster Linie als Organisationsmaßnahme gesehen und intensiv vorbereitet und begleitet werden.

Auch muss die Reform in eine umfassende IT-Strategie eingebettet sein, sonst scheitert das Projekt. Angesichts der Wichtigkeit der elektronischen Aktenführung führt kein Weg daran vorbei: Es muss Geld und Personal in erheblichem Umfang für die Einführung bereitgestellt werden! Kurzfristige Wirtschaftlichkeitsgewinne sind dagegen nicht zu erwarten. Es handelt sich vielmehr um eine wichtige Investition, liebe Leserinnen und Leser, die sich erst zeitversetzt auszahlt, meint

Ihr

Gotthilf Steuerzahler