Themen- 29.05.2015

Klares Verkaufssignal des Dow Jones Transportation Average und weitere Zeichen einer Trendwende

Steht der Aktiencrash jetzt kurz bevor? Bemerkenswerte Parallelen zum Jahr 2000

Liebe Leser,

vorige Woche habe ich hier auf das deutliche Warnsignal hingewiesen, das von der Dow Theorie für die Aktienmärkte gegeben wird. Inzwischen ist der Dow Jones Transportindex mit hohen Umsätzen aus seiner Topformation nach unten ausgebrochen. Auf dem aktuellen Niveau von 8.367 Punkten notiert er schon etwas mehr als 10% unter seinem Ende Dezember vorigen Jahres erreichten Hoch, während sich der sehr viel populärere Industrieindex nur 1,4% unter seinem erst vor wenigen Tagen erreichten Allzeithoch befindet. Diese von mir bereits beschriebene negative Divergenz hält also nicht nur an, sie wird sogar noch ausgeprägter. Doch damit nicht genug.

Weiterer sehr wichtiger US-Indikator bestätigt Warnsignal der Dow Theorie

Eine wichtige Bestätigung dieses Warnsignals kommt jetzt von einem weiteren bewährten Indikator, der Advance-Decline-Linie der New York Stock Exchange (NYSE). Eine Darstellung der Berechnungsmethode der Advance-Decline-Linie erspare ich Ihnen hier. Für meine Zwecke reicht der Hinweis, dass sie auf allen an der NYSE gehandelten Aktien basiert und wie die Dow Theorie und andere treffsichere Methoden auf dem Konzept der positiven und negativen Divergenzen aufbaut, das ich in meinem Börsenbrief Krisensicher Investieren vor Kurzem ausführlich beschrieben habe.

Dieses Konzept besagt, dass sich gesunde, tragfähige Trends durch große Uniformität auszeichnen. Kommt es hingegen zu auffälligen Divergenzen, das heißt gegenläufigen Entwicklungen von Indikatoren und Aktienindizes, dann steht gewöhnlich eine Trendwende bevor. Genau dieser Fall ist jetzt auch bei der Advance-Decline-Linie eingetreten. Den entsprechenden Chart werde ich in meinem am Samstag erscheinenden Wochenupdate von Krisensicher Investieren zeigen. Dort sehen Sie neben der aktuellen Divergenz, dass auch der Kursrückgang im Oktober 2014 – immerhin knapp 10% im Weltleitindex S&P 500 und 15% im DAX – durch eine ähnliche Konstellation der Advance-Decline-Linie angekündigt wurde.

Vorsicht: NYSE Composite Index zeigt den gleichen Kursverlauf wie im Jahr 2000

Ihnen möchte ich hier stattdessen einen anderen sehr beeindruckenden Chart des NYSE Composite Index zeigen. Dieser umfasst alle an der New York Stock Exchange gelisteten Aktien. Es ist also ein sehr breit gefasster Index. Auf dem folgenden Chart sehen Sie den Kursverlauf des NYSE Composite Index für zwei unterschiedliche, aber doch sehr ähnliche Zeiträume: 1996 bis 2000 im oberen Teil des Charts und 2011 bis 2015 im unteren. Ist es nicht überaus sehenswert und interessant, wie sehr sich diese beiden Bilder gleichen?

NYSE Composite Index, 1996 bis 2000 (oben) und 2011 bis 2015
Im Anschluss an die oben gezeigte Topformation des NYSE Composite Index halbierte sich der S&P 500. Wie wird es dieses Mal ausgehen?
Quelle: Quelle: StockCharts.com

Damals halbierte sich der S&P 500 anschließend …

Der im oberen Teil des Charts zu sehende Kursverlauf der Jahre 1999-2000 erwies sich als mächtige Topformation, die just zu dem Zeitpunkt, an dem dieser Chart endet, ihren Höchstkurs erreichte. Dann begann wie Sie wissen eine ausgeprägte Baisse, in deren Verlauf sich der Weltleitindex S&P 500 halbierte, während NASDAQ und DAX rund Dreiviertel ihres Wertes einbüßten. Wird es dieses Mal anders sein? Wohl kaum. Denn in der ausgeprägten Ähnlichkeit der beiden Kursverläufe spiegeln sich die großen Parallelen dieser beiden Phasen wider, die beide von enormen Spekulationsblasen beherrscht und überschattet wurden bzw. werden.

… und heute ist die Lage noch brisanter

In Krisensicher Investieren legen wir ausführlich dar, wieso die Lage heute sogar noch sehr viel riskanter und brisanter ist als vor 15 Jahren, während die geld- und staatsschuldenpolitischen Möglichkeiten für neokeynesianische Konjunkturprogramme sehr viel geringer beziehungsweise kaum noch vorhanden sind. Die Rettungsmaßnahmen, die den Großbanken in 2008/09 das Überleben auf Kosten der Steuerzahler ermöglicht haben, werden nicht noch einmal möglich sein. Ziehen Sie sich also warm an.

Schützen Sie sich und Ihr Vermögen mit den richtigen Investments

Nachdem unsere Leser voriges Jahr bereits an den Kursrückgängen der Emerging Markets und etwas später auch des Schweizer Aktienindex sehr gutes Geld verdient haben, empfehlen wir in unserem Börsenbrief Krisensicher Investieren auch jetzt wieder Produkte, mit denen Sie von fallenden Aktienkursen profitieren.

Ich wünsche Ihnen ein sonniges Wochenende und viel Erfolg an der Börse.

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Es stimmt zwar, dass an der Börse nicht geklingelt wird. Aber die hier beschriebenen Warnsignale in Kombination mit einer Fülle hier nicht besprochener Indikatoren kommen einem Klingelzeichen schon sehr nahe.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Vernachlässigte Infrastruktur: Wenn an der falschen Stelle gespart wird

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

die öffentlichen Haushalte in Deutschland stehen derzeit vergleichsweise gut da. Der Bund und einige Bundesländer kommen erstmals seit Jahrzehnten ohne neue Schulden aus, die übrigen Bundesländer wollen dies bis zum Jahr 2020 ebenfalls schaffen. Aber wurde dies durch ein vernünftiges, sparsames Wirtschaften erreicht? Natürlich nicht! Im Wesentlichen hat die Finanzpolitik von günstigen äußeren Umständen profitiert, aber gespart wurde nirgendwo.

Zum einen werden bei den Steuereinnahmen seit einigen Jahren immer neue Rekorde erzielt. Diese Rekordeinnahmen gehen auf das künstlich mit der Gelddruckmaschine erzeugte Wirtschaftswachstum der letzten Jahre zurück – teilweise auf Kosten anderer europäischer Länder.

Wächst die Volkswirtschaft, steigen die Steuereinnahmen überproportional an. Erfahrungsgemäß wachsen sie doppelt so stark wie die Wirtschaft. Außerdem muss der Staat in Zeiten guter Konjunktur weniger Geld für Sozialleistungen aufbringen.

Die nach unten manipulierten Zinsen befeuern die Staatsschuldenorgie

Zum anderen hat der Staat in großem Umfang von dem durch die Zentralbank künstlich gesenkten Zinsniveau der letzten Jahre profitiert. So waren für den nach wie vor riesigen staatlichen Schuldenberg immer weniger Zinsen zu zahlen. Nicht nur neu aufgenommene Kredite wurden billiger, sondern auch ältere. Denn ständig laufen ältere Staatsanleihen aus und werden durch neue, niedriger verzinste ersetzt.

Es versteht sich von selbst, dass die Staatsfinanzen bei einem konjunkturellen Einbruch oder bei einem Zinsanstieg sofort wieder gewaltig unter Druck geraten werden! Sobald die nächste Rezession beginnt werden die Staatsschulden wie schon in 2009 sprunghaft ansteigen. Und wenn irgendwann die Zinsen ernsthaft zu steigen beginnen, dann ist die Staatspleite auch in Deutschland vorprogrammiert.

Die öffentliche Hand vernachlässigt die Unterhaltung der Infrastruktur

Es gibt noch einen weiteren Umstand, der in den letzten Jahren zur Entlastung der Staatsfinanzen beigetragen hat. Es ist die massive Unterfinanzierung der vom Staat zu unterhaltenden Infrastruktur. Beispielsweise berichten die staatlichen Universitäten von einem milliardenschweren Sanierungsstau. Viele von ihnen wurden in den 1960er Jahren neu gegründet und sehen sich jetzt - mehr oder weniger gleichzeitig - mit einem enormen Sanierungsbedarf konfrontiert. Mehrere hundert Millionen Euro sind erforderlich, um die Gebäude einer einzigen größeren Universität zu modernisieren, weil in der Vergangenheit nicht viel zur Erhaltung der Bausubstanz getan wurde.

Sanierungsbedarf besteht auch bei vielen Gefängnissen, die kaum noch genutzt werden können, bei Theatern, von denen einige wegen Baufälligkeit von den Aufsichtsbehörden gesperrt worden sind, bei Schulen, Straßen und Brücken, die zum Teil in einem maroden Zustand sind. Wohin man auch schaut, überall ist die Unterfinanzierung der staatlichen und kommunalen Gebäude sichtbar, überall wurde in der Vergangenheit zu wenig Geld in die Bauunterhaltung, die Infrastruktur, die Zukunft des Landes gesteckt.

Die Infrastruktur wurde bewusst vernachlässigt

Nun ist dies, wie man vielleicht glauben könnte, kein Versehen, dass vielfach an der Infrastruktur gespart wird. In vielen Fällen haben sich die Verantwortlichen in den Bundesländern und Kommunen bewusst für diesen Weg entschieden, um in Zeiten der Haushaltsenge finanziell über die Runden zu kommen. Für die am Machterhalt interessierten Politiker ist es verführerisch, die Infrastruktur zu vernachlässigen und mit den vorhandenen Mitteln lieber irgendetwas anderes, publikumswirksames zu machen. Wenn Wohltaten gestrichen werden, löst dies regelmäßig heftige Proteste der Begünstigten aus. Wenn die Infrastruktur nicht ausreichend finanziert wird, bleiben solche Proteste aus.

Die Nutzer der Infrastruktur, die steuerzahlenden Bürger, bekommen es zunächst ja gar nicht mit, wenn zu wenig Geld in den Erhalt von Gebäuden, Straßen und Brücken gesteckt wird. Erst mit jahrelanger Verzögerung, wenn die Defizite unübersehbar sind, regt sich Unmut bei den Bürgern. Aber wenn die Unterfinanzierung der Infrastruktur irgendwann zum Thema der Medien und damit zum Politikum wird, sind die Verantwortlichen für die Vernachlässigung gewöhnlich längst nicht mehr in Amt in Würden.

Wenn das Geld nicht reicht, muss die Infrastruktur reduziert werden

Die Infrastruktur zu vernachlässigen, bedeutet im Kern nichts anderes, als die Lasten der Gegenwart in die Zukunft zu verschieben. Häufig führt dieses Hinausschieben dazu, dass die Lasten nur noch vergrößert werden. Aus einem kleinen, leicht zu beseitigenden Mangel wird durch jahrelanges Verschleppen ein großer, nur mit viel Geld zu behebender Schaden. Mit anderen Worten, die bewusste Vernachlässigung der Infrastruktur, wie heute vielfach praktiziert, ist in höchstem Maße unwirtschaftlich und wird auf dem Rücken der Nutzer ausgetragen.

Richtigerweise muss die vorhandene Infrastruktur planmäßig gepflegt und modernisiert werden. Dafür muss die öffentliche Hand unabhängig von der jeweiligen Kassenlage das erforderliche Personal und die nötigen finanziellen Mittel bereitstellen. Reicht das Geld nicht aus, müsste die Politik gezwungen werden, ehrlich zu werden. Wenn die vorhandene Infrastruktur nicht in vollem Umfang finanziert werden kann, muss es zu Einschnitten kommen, auch wenn das noch so unpopulär ist. Dann kann sich eben nicht mehr jedes kleine Bundesland eine teure Universitätsklinik leisten, dann hat eben nicht mehr jede Kleinstadt ihren eigenen Autobahnanschluss, dann müssen eben Schulen und Theater geschlossen werden, Proteste hin oder her. Nur so, liebe Leserinnen und Leser, kann auf Dauer ein angemessenes Angebot an öffentlichen Diensten aufrechterhalten werden, meint

Ihr

Gotthilf Steuerzahler