Themen- 27.02.2015

Der Hass-Mail-Indikator gibt ein Warnsignal

Diese Erkenntnisse der Börsenpsychologie sollten Sie kennen

Liebe Leser,

die Hass-Mail-Reaktionen auf meinen kostenlosen Marktkommentar haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Das ist nicht ungewöhnlich, denn wer als Analyst immer wieder gegen den Strom schwimmt, der vertritt geradezu per Definition eine unpopuläre Position und zieht dadurch den Unmut einiger Menschen auf sich. Und wenn er darüber hinaus auch noch für radikal-liberale Prinzipien und Marktwirtschaft eintritt, dann macht er sich in unserer staatsgläubigen Gutmensch-Gesellschaft ganz schnell unbeliebt. Soweit, so normal.

Hass-Mail-Schreiber werden fast nur zu bestimmten Zeiten aktiv …

Interessanterweise gibt es aber auch bei den Hass-Mail-Schreibern ein gewisses Muster, das für Börsianer interessant ist: Gewöhnlich wagen sich die Hass-Mail-Schreiber erst dann aus der Deckung, wenn ein Trend schon sehr alt geworden ist. Dann erst werden sie so selbstsicher und mutig, dass sie einem Autor, der eine andere Meinung als sie selbst vertritt, ihren Hass entgegen schleudern. Deshalb können Hass-Mails auch als Sentimentindikator interpretiert werden. Insofern ist die aktuelle Hass-Mail-Häufung im Posteingang meines kostenlosen Marktkommentars lediglich ein weiteres Zeichen, dass wir uns in der Endphase einer riesigen Spekulationsblase befinden. Das gilt umso mehr, da sich die Ergebnisse unserer Krisensicher Investieren-Kaufempfehlungen durchaus sehen lassen können und keinen Anlass für Anfeindungen geben.

Normalerweise besteht eine Hass-Mail übrigens aus zwei Teilen: Der Beschimpfung des Andersdenkenden und dem Eigenlob des Hass-Mail-Schreibers, der seine Ausführungen gewöhnlich mit einem stolzen Hinweis auf seine eigenen Börsenerfolge beendet.

Spekulationsblasen sind tückisch. Solange sie anhalten, scheinen alle, die daran teilhaben, Finanzgenies zu sein, während die wenigen warnenden Stimmen verspottet werden. Ich aber finde, der Tag der Wahrheit kommt immer erst nach dem Platzen der Blase.

… weil sie die kognitive Dissonanz nicht ertragen

Aber warum genießt der Hass-Mail-Schreiber nicht einfach stillschweigend seinen Börsenerfolg? Aus Sicht der Börsenpsychologie gibt es eine einfache Antwort auf diese Frage: Weil er die kognitive Dissonanz nicht erträgt, die sich beim Lesen einer gut begründeten Analyse ergibt, die im Widerspruch zu seiner eigenen Überzeugung steht.

Wenn Sie mehr über das spannende und für jeden Börsianer extrem wichtige Thema „Börsenpsychologie“ wissen möchten, dann lesen Sie unsere Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Börsenpsychologie und Behavioral Finance“. Sie ist Teil des Begrüßungspakets, das jeder neue Leser unseres Börsenbriefs erhält. Jetzt Krisensicher Investieren 30 Tage kostenlos testen.

Gierige Herdentiere leiden besonders unter entgangenen Gewinnen

Auf ein für Sie als Börsianer besonders interessantes Ergebnis aus dem Forschungsgebiet Behavioral Finance möchte ich Sie allerdings schon hier aufmerksam machen: Die meisten Anleger ärgern sich nicht nur über Verluste, die ihnen im Nachhinein als vermeidbar erscheinen, sondern noch mehr über entgangene Gewinne, die scheinbar leicht zu erzielen gewesen wären. Man mag es kaum glauben, aber entgangene Gewinne führen sogar zu größerer Unzufriedenheit als reale Verluste.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Wall Street immer bullish ist, also stets zum Kauf von Aktien rät – auch wenn die fundamentale Bewertung absurde Niveaus erreicht. Nicht umsonst heißt das bewusst doppeldeutig formulierte Wall Street-Credo „Bull sells“.

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach

Nun habe ich in meinem Börsenbrief Krisensicher Investieren in den vergangenen beiden Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass ich konservativen Anlegern ausdrücklich nicht dazu raten kann, bei einer Spekulationsblase wie der aktuellen mitzuzocken, weil das Risiko massiver Verluste einfach viel zu groß ist. Trotzdem können sich meine Leser über ansehnliche Gewinne freuen. So erzielten sie mit einem Emerging Market Short-ETF gerade einen Gewinn von 22,03%. Bei dem Short-ETF auf den Schweizer Aktienmarkt machten sie sogar 24% Plus.

Im Unterschied dazu sind die US-Börsen und der DAX weiter gestiegen. Hier ist die Blase also immer größer und damit auch gefährlicher geworden. Wer hier trotz des extrem hohen Risikos mitgezockt hat, kann sich jetzt also über (Buch)-Gewinne freuen. Doch aufgepasst: Sie erinnern sich vielleicht noch an die Zeiten des Neuen Marktes. Wie viele Buchgewinn-Millionäre kannten Sie damals persönlich? Wahrscheinlich einige. Und jetzt überlegen Sie bitte, wie viele davon es wirklich geschafft haben, Ihre Buchgewinne in realisierte, also bleibende Gewinne umzuwandeln. Wahrscheinlich nur sehr, sehr wenige. Die Kunst besteht also nicht nur darin richtig einzusteigen, sondern vor allem auch rechtzeitig auszusteigen.

Wer aber stark von Gier getrieben ist und nicht die Kraft hat, sich dem Herdendruck einer Spekulationsblase entgegenzustellen, wird früher oder später von dem massenpsychologischen Sog erfasst, den jede Spekulationsblase entfaltet. Ein zentrales Ergebnis der experimentellen Psychologie lässt daran keinen Zweifel: Die meisten Menschen folgen der Mehrheitsmeinung – auch wenn sie offensichtlich falsch ist!

Wer hingegen unserem konservativen Rat gefolgt ist, tanzt bei dieser irren Party nicht mit. Für rationale Anleger wie Sie, die ihre Emotionen zu beherrschen wissen, ist das natürlich kein Problem. Denn sie sind prinzipiell nicht bereit, ein schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis zu akzeptieren. Außerdem wissen Sie, dass immer irgendwo irgendwelche Kurse steigen. Worüber sollten Sie sich also ärgern?

Spekulationsblase erreicht Ausmaße wie im Jahr 2000

Zurzeit lautet die Mehrheitsmeinung rund um die Börse, dass kein Weg an der Aktie vorbeiführe. Da die Zentralbanker den konservativen Sparer langsam, aber sicher enteignen, müsse dieser das Sparen aufgeben und stattdessen Aktionär werden.

Achtung: Wenn Sie ein Anhänger der Mehrheitsmeinung sind, dann sollten Sie sich den folgenden Chart nur anschauen, wenn Sie kognitive Dissonanzen ertragen können. Dieser Chart zeigt Ihnen eine Kennzahl der fundamentalen Aktienbewertung, die Warren Buffett einst als den einzigen makroökonomischen Indikator bezeichnet hat, den ein Anleger unbedingt kennen sollte: Die Aktienmarktkapitalisierung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP).

US-Aktienmarktkapitalisierung im Verhältnis zum BIP, 1955 bis 2015
Höher als heute war dieser Indikator nur Anfang 2000.
Quelle: Quelle: St. Louis Fed

Wie Sie sehen, hat diese Kennzahl längst ihr Hoch des Jahres 2007 überschritten. Inzwischen hat sie sich sogar ihrem Spitzenwert des Jahres 2000 genähert. Nur während weniger Monate Anfang 2000 stand diese Kennzahl höher als heute. Das Risiko an den Aktienmärkten ist also vergleichbar hoch wie damals, als der DAX um mehr als 70% gefallen ist und der Neue Markt sogar um 95%.

Wie Sie sehen, hat diese Kennzahl längst ihr Hoch des Jahres 2007 überschritten. Inzwischen hat sie sich sogar ihrem Spitzenwert des Jahres 2000 genähert. Nur während weniger Monate Anfang 2000 stand diese Kennzahl höher als heute. Das Risiko an den Aktienmärkten ist also vergleichbar hoch wie damals, als der DAX um mehr als 70% gefallen ist und der Neue Markt sogar um 95%.

Vermögen bewahren ist meine oberste Devise

Dennoch gibt es auch für Sie als konservativer Anleger in diesem Umfeld Möglichkeiten, an den Finanzmärkten Geld zu verdienen. Sie möchten wissen, welche meiner Investments neben den oben genannten bereits + 45,3%, +23,8%, +10,4% und +25,6% Rendite erzielt haben und welche höchst interessanten Empfehlungen ich gerade für konservative Anleger in der Pipeline habe? Dann bestellen Sie noch heute unseren Börsenbrief Krisensicher Investieren 30 Tage kostenlos und sichern Sie sich als Dreingabe unsere spannende Themenschwerpunkt-Ausgabe „Börsenpsychologie und Behavioral Finance“.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei dieser gewinnbringenden Lektüre und ein frühlingshaftes Wochenende.

Herzliche Grüße,

Ihr

P.S.: Übrigens liegen unsere Krisensicher Investieren-Leser mit meiner wenig populären Empfehlung, auf eine Zwischenerholung des Rohölpreises zu setzen, im Moment mit 20,7% im Plus, und das innerhalb von nur 6 Wochen.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Inklusion im Schulbereich: Wenn die Kosten aus dem Ruder laufen

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

für die Bildungspolitik in unserem Lande ist charakteristisch, dass eine Reform auf die nächste folgt, nie kehrt Ruhe ein. Bei der Planung von Reformmaßnahmen werden die Kosten häufig viel zu niedrig eingeschätzt. Stellt sich dann heraus, wie hoch sie tatsächlich sind, gibt es regelmäßig Auseinandersetzungen darüber, wer die finanziellen Lasten denn im Ergebnis tragen soll. Ein solcher Streit spielt sich gerade beim Thema Inklusion ab, dem derzeit wohl größten Reformvorhaben im Schulbereich.

Inklusion im Schulbereich heißt, dass behinderte wie nichtbehinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Die Förderschulen für behinderte Kinder, die früheren Sonderschulen, sollen nach diesem Modell weitgehend abgeschafft werden und möglichst alle Kinder die allgemeinen Schulen besuchen. Ausgangspunkt für diese Reform war die im Jahr 2009 beschlossene UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Alle Unterzeichnerstaaten dieser Konvention, wozu auch Deutschland gehört, haben sich verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem zu errichten, in dem der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung der Regelfall ist.

Ob aufgrund der UN-Konvention die gut funktionierenden deutschen Förderschulen tatsächlich abgeschafft werden müssen, kann bezweifelt werden, die Bildungspolitiker hierzulande wollen es aber so verstanden wissen. Dementsprechend werden überall in den Bundesländern die Schulgesetze geändert mit dem Ziel, den inklusiven Unterricht in den nächsten Jahren möglichst flächendeckend einzuführen.

Die finanziellen Folgen wurden zunächst unterschätzt

Einige Bundesländer meinten bei der Vorbereitung der Reform, die Inklusion im Schulbereich sei nahezu umsonst zu haben; ein paar zusätzliche Lehrerstellen, mehr sei nicht erforderlich. Diese Einschätzung stellte sich schnell als völlig unrealistisch heraus. Bei der Inklusion handelt es sich um einen tiefen Eingriff in das bestehende Schulsystem, dessen finanzielle Folgen den Verantwortlichen erst nach und nach bewusst wurden.

Die Finanzierung des Schulwesens ist hierzulande so geregelt, dass die Länder die Ausgaben für die Lehrer tragen, die Kommunen als Schulträger dagegen unter anderem für den Bau und die Unterhaltung der Schulgebäude zuständig sind. Bei näherer Beschäftigung mit den sich aus der Inklusion ergebenden Anforderungen wurde den Kommunen bewusst, dass hohe Kosten auf sie zukamen und dass die Länder für diese zusätzlichen Lasten keine finanzielle Kompensation vorgesehen hatten. Kein Wunder, dass die Kommunen sich über ihre Spitzenverbände heftig gegen die zu erwartenden Kosten zur Wehr setzten. Erst nach der Androhung von Klagen beim jeweiligen Landesverfassungsgericht gaben die betreffenden Landesregierungen zwischenzeitlich nach und versprachen den Kommunen zusätzliche Gelder für die Kosten der Inklusion.

Auf die Kommunen und die Länder kommen enorme Kosten zu

Insbesondere für Schüler mit körperlichen Behinderungen ist eine ganze Reihe von Umbaumaßnahmen in den Schulen erforderlich, die hohe Kosten für die Kommunen mit sich bringen. Zu nennen sind hier vor allem Rampen, Behindertentoiletten sowie Aufzüge. Für Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen müssen zusätzliche Räume, die eine Aufteilung in kleine Gruppen ermöglichen, sowie Bewegungs- und Rückzugsräume bereitgestellt werden. Die Umwandlung der allgemeinen Schulen zu inklusiven Schulen soll nach den Vorstellungen der Reformbefürworter auch nicht zu einer Verschlechterung der bisherigen Versorgungsqualität für behinderte Schüler führen. Dementsprechend muss auch eine verbindliche Ganztagsbetreuung eingeführt werden, soweit sie bisher bestand. Dadurch werden die Schulträger unter einen zusätzlichen Handlungsdruck gesetzt. Daneben fallen in den Kommunen Ausgaben für sog. Integrationshelfer an, die Schüler mit Förderbedarf bei der Bewältigung des Schulalltags und des Schulweges unterstützen. Ferner entstehen den Kommunen Kosten für zusätzliche Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen. In der Summe kommen auf die einzelnen Schulträger Millionen an inklusionsbedingten Kosten zu.

Den Ländern ist inzwischen auch bewusst geworden, dass in erheblichem Umfang zusätzliche Lehrer bereitgestellt werden müssen, wenn die Inklusion wie angestrebt qualitativ gelingen soll. Für zusätzliche Lehrer sowie für Aus- und Fortbildungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Inklusion will beispielsweise das Land Nordrhein-Westfalen 850 Millionen Euro bis 2017 ausgeben. 175 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren an die nordrhein-westfälischen Kommunen fließen. Weiterhin wurde vereinbart, jährlich zu überprüfen, ob diese Mittel ausreichen.

Niemand stellt sich gegen die Kosten der Inklusion

Die baulichen Gegebenheiten für die Unterrichtung behinderter Kinder, die Ganztagsbetreuung, qualifiziertes pädagogisches Personal, all dies ist in den bestehenden Förderschulen bereits vorhanden. Nunmehr müssen alle diese Voraussetzungen für viel Geld in den allgemeinen Schulen geschaffen werden. Die Förderschulen bestehen in reduziertem Umfang und schlecht ausgelastet zunächst weiter. Durch den Rückgang der Schülerzahlen entstehen dort zwar Einsparmöglichkeiten, die aber bei weitem die Aufwände nicht kompensieren, die in den allgemeinen Schulen entstehen. Aber niemand wagt es, sich offen gegen die Pläne zur Inklusion und ihre immensen Kosten zu stellen, auch wenn der Nutzen zweifelhaft ist und obwohl bei einem Teil der Lehrerschaft starke Vorbehalte gegen die Reform bestehen. Ohne enorme zusätzliche Ressourcen, deren Bereitstellung aber schwierig ist, wird die Inklusion nicht gelingen. Es bleibt abzuwarten, wie dieses gewaltige Experiment ausgehen wird!

Aus dem Vorstehenden wird deutlich, dass mit der Reform ohne gründliche Vorbereitung und ohne Blick auf die Kosten begonnen worden ist. Man kann den betroffenen Schulen nur raten, sich bei der Umsetzung der Inklusion in höchstem Maße zurückzuhalten. Wer weiß, vielleicht kommt in einigen Jahren bereits die nächste Reform, in der wie schon so oft geschehen, Übertreibungen der vorhergehenden Reform wieder zurückgenommen werden. Es wäre schön, liebe Leserinnen und Leser, wenn dies auch bei der Inklusion im Schulbereich so käme, meint

Ihr

Gotthilf Steuerzahler