Themen- 26.09.2014
Crash-Warnung: Lage am Aktienmarkt noch riskanter als 2007
Was Alibaba mit dem Neuen Markt zu tun hat
Erst vorige Woche haben wir in unserem Krisensicher Investieren Wochenupdate eine Grafik gezeigt, aus der klar hervorgeht, dass der aktuelle Neuemissionsboom einen im Jahr 2000 aufgestellten Rekord nur um Haaresbreite verfehlt hat. In unserer am Dienstag kommender Woche erscheinenden Oktober-Ausgabe erläutern wir vor diesem Hintergrund die Bedeutung des Alibaba-Börsengangs: Was sich damals breit gestreut und dennoch völlig gaga an NASDAQ und Neuer Markt abspielte, findet heute quasi in konzentrierter Form bei Alibaba statt. Damals endete der Boom in Tränen. Das wird dieses Mal nicht anders sein.
Wenn Unternehmen eigene Aktien kaufen …
Wir ergänzen diese Ausführungen, indem wir einen weiteren höchst informativen Aspekt beleuchten: Die Zyklik von Aktienrückkaufprogrammen. Von Aktienrückkaufprogrammen spricht man, wenn Unternehmen eigene Aktien an der Börse zurückkaufen. Hier zeigt sich, dass auch die Gruppe der Manager dem allzu menschlichen Herdentrieb folgt. Deshalb zeigen ihre Rückkaufaktivitäten eine ausgeprägte Zyklik.
Interessanterweise neigen die Manager dazu, eigene Aktien in großem Stil erst nach einem deutlichen Kursanstieg aufzukaufen. Also gewöhnlich erst dann, wenn die Aktie fundamentalanalytisch teuer und unattraktiv geworden ist. Sie agieren also in hohem Maße prozyklisch. Unsere Statistiken zeigen, dass sich die Gruppe der Manager inzwischen wieder genauso verhält
wie im Jahr 2007. Damals fiel ihre Hyperaktivität mit einem wichtigen Top an den Aktienmärkten zusammen. Das wird dieses Mal nicht anders sein.
Die Fed hat den Geldhahn zugedreht
Die Weltleitbörse der USA ist in einem nur sehr selten zu sehenden Ausmaß überbewertet, überkauft und überbullish. Alle wirklich großen Baissen nahmen ihren Anfang unter genau den gleichen Rahmenbedingungen, die auch hier und heute wieder vorhanden sind. In Kombination mit dem längst in die Wege geleiteten Ende des Anleihenkaufprogramms der US-Zentralbank Fed ergibt sich hieraus eine extrem brisante Gemengelage.
Immerhin hat allein die Fed in den vergangenen Jahren mehr als drei Billionen Dollar, also 3.000 Mrd. Dollar, neues Geld geschaffen. Angeblich geschah das in der Hoffnung, damit einen selbsttragenden Wirtschaftsaufschwung anzustoßen. Diese Überlegung hat sicherlich auch eine Rolle gespielt. Das wichtigste Ziel dieser unkonventionellen
und verantwortungslosen Geldpolitik war allerdings die Rettung und Subventionierung des maroden Großbankensystems.
Letzteres ist bisher tatsächlich gelungen. Der erhoffte Wirtschaftsaufschwung ist allerdings weitgehend ausgeblieben. Anhand aller gängigen Kennzahlen war der künstlich hervorgerufene Aufschwung, der 2009 begonnen hat, der mit Abstand schwächste Aufschwung aller Zeiten. Gleichzeitig ist als Nebenwirkung dieser Politik an den Aktien- und Anleihemärkten eine Spekulationsblase entstanden, die in jeder Hinsicht größer ist als die des Jahres 2007 und teilweise auch die Aktienblase des Jahres 2000 übertrifft.
Nun hat die Fed den Geldhahn im Lauf dieses Jahres bereits von 85 Mrd. Dollar pro Monat auf 15 Mrd. gedrosselt und bereits angekündigt, dass auch dieses Restprogramm
im Oktober auslaufen wird. Damit ist die Grundvoraussetzung für die Entstehung einer Spekulationsblase nicht mehr vorhanden. Deshalb sollten Sie sich darauf einstellen, dass diese Blase sehr bald platzt.
Weitere deutliche Warnsignale kündigen Aktienbaisse an – Was jetzt zu tun ist, lesen Sie in Krisensicher Investieren
Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass dieser Tag der Wahrheit nahe ist. Denn an den Finanzmärkten hat in den vergangenen Wochen eine gravierende Verschlechterung der technischen Gesamtlage stattgefunden. Unter der Oberfläche des noch immer von Rekord zu Rekord jagenden Weltleitindex S & P 500 zeigt sich inzwischen eine Vielzahl negativer Divergenzen, die typisch sind für den baldigen Beginn einer zyklischen Baisse.
Eine ausführliche Diskussion der in diesem Artikel nur angerissenen Themen finden Sie in der am Dienstag erscheinenden Oktober-Ausgabe unseres Börsenbriefes Krisensicher Investieren. Lassen Sie sich diese sehr wichtigen
Informationen nicht entgehen, und bestellen Sie Krisensicher Investieren noch heute für einen kostenlosen 30-Tage-Test.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und ein erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße,
Ihr
P.S.: Ein Aktiencrash à la 1929 ist ein sehr seltenes Ereignis. Dennoch halte ich die Crash-Wahrscheinlichkeit derzeit für sehr hoch.
Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?
Zu viele kleine Amtsgerichte?Die Justiz und der demographische Wandel
Liebe Leserinnen und Leser,
in den nächsten Jahrzehnten wird Deutschland als Folge des demographischen Wandels einen deutlichen Rückgang seiner Bevölkerung erleben. Dabei wird die Entwicklung regional unterschiedlich verlaufen. In den Ballungsräumen wird sich die Zahl der Einwohner heutigen Prognosen zufolge nur unwesentlich vermindern, in den ländlichen Regionen wird der Rückgang der Bevölkerung dagegen umso stärker ausfallen. Die Politik kennt diese Prognosen, tut sich aber schwer damit, auf diese Veränderungen zur reagieren.
Wenn die Zahl der Einwohner abnimmt, muss konsequenterweise auch die öffentliche Verwaltung verkleinert werden, sonst wird sie auf Dauer unbezahlbar. Deshalb stehen alle staatlichen und kommunalen
Verwaltungen früher oder später vor dem Problem, die vorhandene Behördenstruktur an die Bevölkerungsentwicklung anzupassen. Im Bereich der Justiz beispielsweise haben einige Bundesländer schon vor Jahren damit begonnen, die Anzahl der Gerichte zu verringern, sei es aus allgemeinen Einsparüberlegungen, sei es mit Blick auf die absehbare Entwicklung der Bevölkerung.
Andere Bundesländer haben dagegen die Anzahl der Gerichte unverändert gelassen. Dies hat seinen Grund darin, dass Gerichtsschließungen unpopulär sind und bei den Betroffenen politischen Widerstand hervorrufen.
Zweifel an der Wirtschaftlichkeit von kleinen Amtsgerichten
In den Bundesländern, in welchen über die Auflösung von Gerichten diskutiert wurde, kreiste die Diskussion überwiegend um die kleinen Amtsgerichte im ländlichen Raum. Deren Existenz wurde wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt. Die geringen Eingangszahlen der kleinen Amtsgerichte mit nur wenigen Richterplanstellen ließen nur Mischdezernate mit kleinteiligen Aufgabengebieten zu. Wegen dieser Kleinteiligkeit, so die Kritiker der kleinen Amtsgerichte, sei dort eine gleichmäßige Auslastung der Richter, Rechtspfleger und Servicekräfte nicht sichergestellt. Effizienzgewinne durch Spezialisierung seien kaum möglich. Die Leistungsfähigkeit der zur Arbeitsunterstützung eingesetzten IT-Verfahren der Justiz werde nicht ausgeschöpft, da diese Verfahren
nur gelegentlich zum Einsatz kämen. Außerdem seien durch die Schaffung größerer Gerichte Synergieeffekte in den Bereichen Leitung und Verwaltung zu erwarten.
Die Fürsprecher der kleinen Amtsgerichte verwiesen darauf, dass dort gute Arbeit geleistet werde. Kleine Amtsgerichte seien besonders bürgerfreundlich, da der rechtssuchenden Bevölkerung keine weiten Wege zugemutet würden. Durch die Verringerung von Gerichtsstandorten fielen wertvolle Arbeitsplätze im ländlichen Bereich weg. Im Ergebnis würden durch solche Sparmaßnahmen die bereits strukturschwachen Räume weiter geschwächt.
Ein Bedeutungsverlust kleiner Amtsgerichte ist bereits eingetreten
Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass der Standort eines Amtsgerichts und seine Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ländlichen Gebieten auch heute schon keine entscheidende Rolle spielt. Die Mehrheit der rechtssuchenden Bürger nutzt das Auto, um ein Amtsgericht aufzusuchen. Auch gehört das Amtsgericht, welches den Bürgern in unmittelbarer Nähe ihres Wohnortes sämtliche Dienstleistungen der Justiz zur Verfügung stellt, schon lange der Vergangenheit an. Bestimmte komplexe Materien wie z. B. Insolvenzangelegenheiten sind längst bei spezialisierten Amtsgerichten konzentriert worden. Ein Bedeutungsverlust kleiner Amtsgerichte ist mithin bereits eingetreten. Als Ergebnis der Diskussion wurden in mehreren Bundesländern kleine Amtsgerichte im ländlichen Raum aufgelöst und größere Gerichtsbezirke geschaffen.
Die Bürger müssen in Zukunft weitere Wege in Kauf nehmen
Da einige Bundesländer entsprechende Reformen nicht durchgeführt haben, ist derzeit die Größe der Amtsgerichtsbezirke in Deutschland sehr unterschiedlich. In einigen Flächenländern umfasst ein Amtsgerichtsbezirk im Durchschnitt nicht mehr als 70.000 bis 90.000 Einwohner. Dabei sind die Entfernungen zwischen den Gerichten häufig gering, teilweise weniger als zwanzig Kilometer. In anderen Bundesländern, welche kleine Amtsgerichte aufgelöst haben, beträgt die durchschnittliche Einwohnerzahl je Amtsgerichtsbezirk 150.000 bis 170.000. Aus mehreren Bundesländern wurden in letzter Zeit Überlegungen bekannt, in Zukunft größere Gerichtsbezirke zu schaffen. Auch über die Auflösung von Fachgerichten – Verwaltungsgerichten und Sozialgerichten – in strukturschwachen
Regionen wird bereits diskutiert. Dort sind heute schon die Eingangszahlen rückläufig. Bei absehbar deutlichem Rückgang der Bevölkerung in diesen Regionen dürften die Eingangszahlen weiter sinken.
Die Auflösung von Amtsgerichten, die in einigen Bundesländern stattgefunden hat, belegt, dass Amtsgerichtsbezirke viel größer zugeschnitten werden können als es früher der Fall war. Die Justiz wird nicht umhin kommen, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit Gerichtsstandorte zu schließen, zulasten der Bürgernähe. Die rechtssuchenden Bürger werden also in Zukunft weitere Wege in Kauf nehmen müssen – oder besser noch gleich ganz auf den Gang vor Gericht verzichten. Schließlich gilt auch in Deutschland, dass man auf hoher See und vor Gericht letztlich doch stets in Gottes Hand ist.
Auch
andere Verwaltungen des Schuldenstaates, mit dem sich die am 30. September erscheinende Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Deutschland in der Staatsschuldenfalle“ ausführlich befasst, werden Standorte schließen. Allerdings dürfte angesichts der heutigen elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten das persönliche Erscheinen bei Behörden insgesamt an Bedeutung verlieren.
Was die weiteren Wege anbetrifft, frage ich mich ohnehin, liebe Leserinnen und Leser, ob dies wirklich ein Problem für die Menschen in dieser Republik darstellt. Ich bin der Auffassung, dass der deutschen Bevölkerung, die im Urlaub wie selbstverständlich und ganz ohne zu murren die ganze Welt bereist, zwanzig Kilometer mehr als bisher zum nächsten Amtsgericht oder zur nächsten Behörde durchaus zugemutet
werden können. Sagt mit strenger Miene
Ihr
Gotthilf Steuerzahler