Themen- 19.09.2014
Draghi, der ultimative Schrottanleihenhändler
„Quantitative Easing“ ist ein Flop – US-Wirtschaftswachstum niedriger denn je
Als die Fed das jetzt zu Ende gehende Anleihenkaufprogramm vor zwei Jahren beschloss, betrug das offiziell ausgewiesene US-Wirtschaftswachstum der beiden vorangegangenen Quartale rund 2%. Jetzt, fast exakt zwei Jahre später, beträgt das offiziell ausgewiesene US-Wirtschaftswachstum für das erste Halbjahr 2014 sogar nur rund 1%, und der gesamte Aufschwung der vergangenen Jahre ist der mit Abstand schwächste, den die USA jemals erlebt haben. Aus realwirtschaftlicher Sicht ist „QE“ schon jetzt ein Flop. Eine abschließende Beurteilung dieser Politik kann allerdings erst vorgenommen werden, wenn die derzeitigen Blasen geplatzt sein werden. Dann erst wird sich zeigen, wie verheerend diese Politik tatsächlich gewesen ist. In unserem Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt „Spekulationsblase und Krisenspirale“ haben wir unseren Lesern einen sehr interessanten und unverzichtbaren Vorgeschmack darauf gegeben.
Da kann es nicht verwundern, dass in den USA die Kritik an den Anleihenkäufen der Zentralbank in den vergangenen Monaten immer lauter geworden ist und schließlich sogar aus den eigenen Reihen kam. Die realwirtschaftliche Wirkungslosigkeit dieser Politik ist einfach zu offensichtlich geworden, um sie länger zu ignorieren. Ebenso offensichtlich sind die spekulativen Exzesse an den Aktien- und Rentenmärkten – außer für die mit Blindheit und Ignoranz geschlagenen Zeitgenossen wie Fed-Präsidentin Janet Yellen. Völlig zu Recht machen sich die etwas vorausschauenderen Ökonomen, die bereits
in der Vergangenheit Weitblick bewiesen haben, große Sorgen über die systematischen Fehlsteuerungen und Nebenwirkungen einer ultra-expansiven Geldpolitik.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Auch in Japan hat diese unter Abenomics firmierende ultra-expansive Geldpolitik trotz ihres geradezu gigantischen Ausmaßes ebenfalls nicht die gewünschten realwirtschaftlichen Effekte hervorgebracht, die sich Politiker und ihre Zentralbankbürokraten erhofft hatten. Dafür hat der Yen aber ein Viertel seiner internationalen Kaufkraft eingebüßt. Im internationalen Vergleich ist die japanische Bevölkerung also deutlich ärmer geworden. Was für ein Erfolg!
Unbeirrt von alledem setzt Draghi seinen geldpolitischen Irrweg fort
All das ficht EZB-Präsident Mario Draghi natürlich nicht an. Lernfähig scheint er also nicht zu sein, aber das habe ich auch nie von ihm erwartet. Ich halte ihn für einen völlig verbohrten geldpolitischen Ideologen, der nicht eher ruhen wird, als bis zum völligen Ruin des europäischen Finanzsystems und der Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Hauptsache, die maroden europäischen Großbanken werden als furchterregende Zombies am Leben erhalten und können genauso weitermachen wie bisher.
Mit süffisantem Lächeln hat Draghi am Donnerstag voriger Woche eine weitere Zinssenkung verkündet und damit endgültig die Grenze zum absurden Theater überschritten. Er hat den Leitzins für die Versorgung des Bankensystems mit Zentralbankgeld von 0,15% auf 0,05%
gesenkt und den Zinssatz für Bankeinlagen bei der EZB von minus 0,1% auf minus 0,2%.
Was für ein Mann, der per Dekret negative Zinsen verfügt und den wichtigsten Preis einer Marktwirtschaft, das heißt den Zins als Preis für Geld und Kapital, kurzerhand abschafft. So kann Marktwirtschaft nicht funktionieren. Deshalb wird sie auch nicht funktionieren, und die längerfristigen Folgen werden verheerend sein.
"Der Pate" lässt mich an Blackrock und die EZB denken
Zusätzlich zu den genannten Zinssenkungen kündigte die EZB den Ankauf verbriefter und gebündelter Kredite an, sogenannter Asset Backed Securities (ABS). Damit hält „Quantitative Easing“ also Einzug in Europa und Draghi etabliert sich als größter Schrottanleihenhändler der Welt. Was für eine Karriere. Jetzt, nachdem das „QE“-Experiment in den USA und in Japan bereits als gescheitert angesehen werden muss. Warum?
Hinter diesem Schritt verbirgt sich eine weitere Subventionierung der Großbanken. Denn ihnen werden qualitativ fragwürdige und damit riskante Kreditpakete mit speziell zu diesem Zweck von der EZB neu kreiertem Geld zu absurd hohen Preisen abgekauft.
Ach ja, und angeblich fehle der EZB das Knowhow zur Durchführung dieser Käufe.
Deshalb benötige sie die Hilfe von Blackrock und vielleicht auch anderer mächtiger Finanzdienstleister. Dabei ist die Sache doch ganz einfach: Geld drucken, Kauforder zu überhöhten Kursen aufgeben und dabei sicherstellen, dass nur von guten Freunden gekauft wird, und später dann noch die Verluste abschreiben. Ich glaube fast, dass sogar ich das könnte. Allerdings habe ich keine guten Freunde, die Asset Backed Securities in Höhe von hunderten Milliarden Euro besitzen.
Vor wenigen Tagen habe ich mir Francis Ford Coppolas Meisterwerk „Der Pate“ angesehen. Ich weiß wirklich nicht warum, aber ich musste dabei immer wieder an die EZB und ihre Verquickung mit dem Großbankensystem denken. Vielleicht sollten Sie sich demnächst auch einmal die Trilogie „Der Pate“ ansehen – und regelmäßig Krisensicher Investieren lesen. Hier klicken und Krisensicher Investieren 30 Tage lang kostenlos testen.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße,
Ihr
PS: Lassen Sie sich nicht täuschen: Die Folgen der ultra-expansiven Geldpolitik werden für die meisten Menschen verheerend sein. Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht dazugehören.
Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?
Verwaltungsarbeit an Schulen – Akteure in der Endlosschleife
Liebe Leserinnen und Leser,
manche Probleme der öffentlichen Verwaltung schleppen sich über Jahre dahin, ohne dass sich viel ändert. Zuerst wird eine Untersuchung vorgelegt, dann werden die Argumente ausgetauscht, schließlich werden Lösungen entwickelt und dann passiert - nicht viel. Häufig wiederholt sich dieser charakteristische bürokratische Ablauf sogar mehrmals. Es ist, als bewegten sich die Akteure in einer Endlosschleife.
Um ein Beispiel zu nennen: Schon vor vielen Jahren gab es eine Diskussion um das Thema Verwaltungsarbeit an Schulen. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, liegt das schon mehr als dreißig Jahre zurück. Die Schulleitungen würden viel zu sehr durch Verwaltungstätigkeiten belastet, so hieß es damals,
sie könnten sich kaum um ihre viel wichtigeren pädagogischen Aufgaben kümmern. Es müssten Stellen für Assistenzkräfte geschaffen werden, um die Schulleitungen von Routinetätigkeiten zu entlasten. Genau dieselbe Diskussion findet immer noch statt, verbunden mit der schon damals als Lösung des Problems erhobenen Forderung nach der Einstellung von Assistenzkräften.
Es hat sich also nicht viel bewegt in all diesen Jahren – außer dass die meisten Teilnehmer der ursprünglichen Diskussionsrunden und Arbeitskreise inzwischen Pensionäre sind.
Eindeutig zu wenig Zeit für pädagogische Führungsaufgaben
Schulleiter haben in beträchtlichem Umfang administrative und organisatorische Aufgaben wahrzunehmen. Sie müssen Berichte und Statistiken anfertigen, müssen sich mit Haushalts- und Beschaffungsfragen befassen, müssen Gespräche mit der Schulverwaltung und dem Schulträger führen. Nicht selten beschäftigen sie sich auch mit Neubau- und Bauunterhaltungsmaßnahmen und kümmern sich sogar um Möblierungs- und IT-Angelegenheiten. Befragungen haben ergeben, dass die Schulleiter, obwohl sie von stellvertretenden Leitern und weiteren Lehrkräften unterstützt werden, mehr Arbeitszeit für administrative und organisatorische Angelegenheiten aufwenden als für pädagogische und sonstige Führungsaufgaben wie beispielsweise Schulentwicklung, Beratung und Personalführung. Was
für eine Vergeudung.
Eine groß angelegte Untersuchung in einem süddeutschen Bundesland kam im Jahre 2003 zu dem Ergebnis, dass bei den Schulleitern eine angemessene Balance zwischen pädagogischen Führungsaufgaben und Verwaltungstätigkeiten nicht gewährleistet sei, und zwar unabhängig von der Schulart. Trotz großen persönlichen Engagements fehle den Schulleitern genügend Zeit für die Wahrnehmung ihrer eigentlichen Leitungsaufgaben. Ein wesentlicher Grund hierfür sei die Fülle der laufenden Schulverwaltungsangelegenheiten, deren Umfang ständig zunehme. Im Übrigen seien Defizite bei der Vorbereitung auf die Anforderungen der Verwaltungsaufgaben zu erkennen. Assistenzkräfte mit einer speziellen schulbezogenen Verwaltungsausbildung könnten eine sinnvolle Unterstützung der Schulleitungen
darstellen und sie vor allem im administrativ-organisatorischen Bereich effizient und sinnvoll entlasten. Die vorhandenen Schulsekretariate könnten diese Unterstützung nicht leisten. Daraufhin wurden in dem betreffenden Bundesland in kleinerem Umfang Modellversuche zur Erprobung der Schulassistenz durchgeführt.
Die sinnvolle und wirtschaftliche Lösung: Der Einsatz von Assistenzpersonal
Zehn Jahre später gab es in einem norddeutschen Bundesland eine vergleichbare Untersuchung. Auch darin wurde kritisiert, dass Schulleitungen zu viele nichtpädagogische Verwaltungsaufgaben wahrnehmen müssten. Im Rahmen der von der Politik gewollten größeren Selbständigkeit der Schulen in dem betreffenden Bundesland seien den Schulleitungen noch weitere administrative Aufgaben aufgebürdet worden. In die norddeutsche Untersuchung waren auch sonstige Lehrkräfte einbezogen worden, welche ebenfalls, wenn auch in kleinerem Umfang, Verwaltungsaufgaben wahrnehmen. Nach den getroffenen Feststellungen waren diese Lehrkräfte u. a. mit Tätigkeiten wie Webauftritt der Schule und technischem IT-Support befasst.
In beiden Untersuchungen wird bemängelt, dass
teure Lehrkräfte nichtpädagogische Aufgaben wahrnehmen. Diese Aufgaben sollten von kostengünstigerem Personal übernommen werden. Durch eine Bündelung der Verwaltungsarbeit bei fachlich qualifiziertem Assistenzpersonal würde eine Professionalisierung und damit eine Optimierung der schulischen Arbeit erreicht werden. Für das norddeutsche Bundesland wurde vorgeschlagen, für Schulen ab 80 (Vollzeit-)Lehrerstellen eine Schulverwaltungsassistenz einzurichten. Durch einen Modellversuch in dem betreffenden Bundesland sei nachgewiesen, dass der Einsatz von Assistenzkräften sinnvoll und wirtschaftlich sei. Das Schulministerium des Bundeslandes hat diesen Vorschlag für eine Schulart bereits akzeptiert und prüft, ob Schulverwaltungsassistenten für alle Schularten eingeführt werden können.
Im Bildungssystem brauchen selbst einfachste Reformen ihre Zeit
Na endlich, kann ich dazu nur sagen, da über diesen eher bescheidenen Reformansatz doch schon seit dreißig Jahren diskutiert wird. Auch in weiteren Bundesländern gab es Modellversuche, die in beschränktem Umfang zum Einsatz von Schulverwaltungsassistenten geführt haben. In anderen Bundesländern, wo der Einsatz von Assistenzkräften ebenfalls gefordert worden war, tat sich hingegen wenig. So ist das eben in einem föderalen Staat wie Deutschland, da steuert jedes Land seinen eigenen Kurs in der Schulpolitik. Auf die Situation der öffentlichen Kassen wird dabei wenig Rücksicht genommen. Da können wir nur hoffen, liebe Leserinnen und Leser, dass sich nach und nach doch noch in allen Bundesländern wenigstens an dieser Stelle die Vernunft durchsetzt und sich die
Verantwortlichen zum Einsatz von Schulverwaltungsassistenten durchringen, und zwar in allen Schularten. Das kann aber noch eine ganze Weile dauern, sagt aus Erfahrung
Ihr
Gotthilf Steuerzahler