Themen- 08.08.2014

Die Aktienbaisse hat begonnen - Schützen Sie Ihr Vermögen

Politische Krisen sind nur Auslöser des Kursrückgangs, aber keineswegs Ursache

Liebe Leser,

in den vergangenen fünf Wochen ist der DAX fast 1.000 Punkte beziehungsweise 10% gefallen. In den Medien werden vor allem die jüngsten weltpolitischen Krisen für den Kursrückgang verantwortlich gemacht. Diese Erklärung greift allerdings zu kurz. Ich sehe in den politischen Krisen höchstens den Auslöser für den jüngsten Kursrutsch. Die eigentlichen Gründe sind ganz andere.

In den vergangenen Monaten habe ich Sie immer wieder darauf hingewiesen, dass sich sowohl an den Aktienmärkten als auch an den Anleihemärkten eine Spekulationsblase gebildet hat. Alle bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse lassen daran keinen Zweifel. Eine ausführliche Besprechung dieser Indikatoren finden Sie in der Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Spekulationsblase und Krisenspirale“.

An dieser Stelle muss der Hinweis genügen, dass die Überbewertung der US-Weltleitbörse heute sogar größer ist als in 2007 und mehr in die Breite geht als im Jahr 2000. In diesen beiden Fällen halbierten sich die Aktienkurse relativ zügig, nachdem die Blase platzte. Finanzmarktgeschichte und ökonomische Zusammenhänge zwingen uns dazu, eine ähnliche Entwicklung auch nach dem Platzen der aktuellen Blase zu erwarten.

DAX Index, 2013 bis 2014
Nach dem jüngsten Kursrückgang zeigt der DAX eine wohlgeformte obere Umkehrformation.
Quelle: Quelle: StockCharts.com

Ultralaxe Geldpolitik ist Voraussetzung für Spekulationsblasen

Vor diesem Hintergrund stellt sich die überaus wichtige Frage, ob die Blase jetzt geplatzt ist, und wir am Beginn einer weiteren verheerenden Baisse stehen, oder ob wir es nur mit einer letztlich harmlosen Korrektur zu tun haben, auf die weitere Kursgewinne folgen werden. Um diese Frage beantworten zu können, muss man die Dynamik von Spekulationsblasen verstehen – etwas, das unsere zeitgenössischen Zentralbankbürokraten angefangen bei Alan Greenspan über Ben Bernanke und Janet Yellen bis hin zu Mario Draghi und seinem japanischen Kollegen Haruhiko Kuroda offenbar nicht können oder nicht wollen.

Dabei ist die Sache eigentlich sehr einfach: Die notwendige Bedingung für die Entstehung einer Spekulationsblase ist eine laxe Geldpolitik. Ohne neu geschaffenes Geld können die Preise nicht auf breiter Front steigen. Dieser simple Zusammenhang gilt auch für die Preise von Vermögenswerten wie Aktien.

Straffung der Geldpolitik ist Gift für Spekulationsblasen

Eine Straffung der Geldpolitik reduziert natürlich die Zufuhr neuer Liquidität, mit der die Blase weiter aufgepumpt werden könnte. Eine härtere geldpolitische Gangart entzieht der Blase also das notwendige Lebenselixier. Das gilt natürlich auch dann, wenn diese Reduzierung langsam und mit Vorankündigung erfolgt, so wie es derzeit in den USA praktiziert wird.

Allerdings wirkt Geldpolitik stets mit zeitlichen Verzögerungen, die auch noch unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Deshalb ist es nicht möglich, eine einfache Regel über die Auswirkungen geldpolitischer Maßnahmen zu formulieren. Aber so viel lässt sich sagen: Eine Straffung der Geldpolitik ist Gift für Spekulationsblasen.

Geldpolitische Wende in den USA wird unterschätzt

In den USA hat bereits zum Jahreswechsel eine geldpolitische Wende stattgefunden. In mehreren Schritten haben die Zentralbankbürokraten ihre Anleihenkäufe von ursprünglich 85 Mrd. Dollar pro Monat auf derzeit 25 Mrd. Dollar reduziert. In zwei weiteren Schritten soll dieses Anleihenkaufprogramm, das mit extra zu diesem Zweck neu geschaffenem Geld finanziert wird, noch in diesem Jahr beendet werden.

Die Bedeutung dieser geldpolitischen Wende wird drastisch unterschätzt. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr groß, dass sie den nächsten konjunkturellen Abschwung sowie das Ende der laufenden Börsenhausse herbeiführen wird. Bei den jüngsten Kursrückgängen an den Aktienmärkten dürfte es sich deshalb nicht nur um eine harmlose Korrektur handeln, sondern um den Beginn einer zyklischen Baisse.

Die Börsenampeln stehen eindeutig auf Rot

In den vergangenen Monaten hat bereits eine Vielzahl bedeutender Börsenindikatoren sehr deutliche Warnsignale gegeben. Die Lage ist also in höchstem Maße brisant, zumal die aktuelle Spekulationsblase umfassender und aufgrund ihrer Ausdehnung auf die Anleihemärkte sehr viel gefährlicher ist als die der Jahre 2007 und 2000. Dass sie trotz der massiven Warnsignale, über die ich auch an dieser Stelle berichtet habe, nicht längst geplatzt ist, grenzt an ein Wunder, das Sie auf keinen Fall als Entwarnung interpretieren sollten. Im Gegenteil, es ist ein überdeutlicher Hinweis auf das gewaltige Ausmaß der spekulativen Übertreibung und Fehlentwicklung.

Einer der letzten wichtigen Indikatoren, die bisher noch kein Warnsignal gegeben haben, hat genau das in den vergangenen Tagen getan. Bis auf eine einzige Ausnahme wurde der Beginn aller großen Baissen der Nachkriegszeit von einem Signal dieser Kennzahl begleitet. Wir werden diesen wichtigen Indikator in der September-Ausgabe von Krisensicher Investieren besprechen. Wir sehen in ihm den letzten bisher noch fehlenden Hinweis, dass die Hausse der vergangenen Jahre vorüber ist und die Blase platzt.

Große Herausforderungen und außergewöhnliche Chancen

Die Kursrückgänge der vergangenen Wochen werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als der Beginn einer großen Baisse erweisen. Historisch gesehen sind jedenfalls sämtliche Voraussetzungen dafür erfüllt. Die kommenden Monate versprechen also sehr spannend zu werden. Wappnen Sie sich für diese außergewöhnlichen und chancenreichen Zeiten, indem Sie noch heute unseren Börsenbrief Krisensicher Investieren 30 Tage kostenlos testen. Hier stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite beim Meistern der großen Herausforderungen und beim Aufspüren der vielfachen Chancen, die mit dem Platzen von Spekulationsblasen einhergehen.

Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende.

Herzliche Grüße,

Ihr

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Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Kaufmännisches Rechnungswesen in der öffentlichen Verwaltung ... wo ist der Nutzen?

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

die öffentliche Verwaltung in Deutschland durchläuft seit Jahren einen tiefgreifenden Modernisierungsprozess. Im Kern geht es darum, dass sich Bund, Länder und Kommunen stärker an modernen Managementmethoden orientieren sollen. Betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente, die sich in der Privatwirtschaft bewährt haben, sollen in die öffentliche Verwaltung übernommen werden.

Ein besonders wichtiger Bestandteil dieser Reformbestrebungen ist die Modernisierung des Finanzmanagements der öffentlichen Verwaltung durch Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens. Während das traditionelle Finanzsystem der öffentlichen Verwaltung nur die Zahlungsströme abbildet, erfasst das kaufmännische System den vollständigen Ressourcenverbrauch. An die Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens wird die Erwartung geknüpft, dass die finanzielle Situation der betreffenden Gebietskörperschaft transparent wird, dass die Entscheidungsgrundlagen für die politisch Verantwortlichen verbessert werden und ein wirtschaftlicherer Einsatz der Ressourcen gefördert wird.

Inzwischen liegen aus vielen Zweigen der öffentlichen Verwaltung breit gefächerte Erfahrungen im Zusammenhang mit der Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens vor. Aber hat diese Reform, welche enorme Kosten verursacht hat und noch verursachen wird, die geweckten Erwartungen tatsächlich erfüllt? Ist der erhoffte Nutzen wirklich eingetreten?

Keine abgestimmte Vorgehensweise bei der Umstellung des Rechnungswesens

Bei der Reform des Rechnungswesens sind die Kommunen führend, zusammen mit einigen Bundesländern. Andere Bundesländer verhalten sich hingegen abwartend, ebenso der Bund. Die Kommunen haben als erste mit der Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens begonnen und die Umstellung am weitesten vorangetrieben. Dabei haben sie, aufbauend auf den Daten des kaufmännischen Rechnungswesens, ihr Haushaltswesen ganz überwiegend auf Produkthaushalte umgestellt.

Zu einer einheitlichen Vorgehensweise bei der Umstellung ist es allerdings nicht gekommen. Vielmehr hat jede Kommune im Rahmen der Vorgaben ihres Bundeslandes das kaufmännische Rechnungswesen individuell nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen eingeführt. Auch die Länder haben ihr kaufmännisches Rechnungswesen unabhängig voneinander konzipiert und eingeführt; die bereits vorhandene Lösung eines anderen Bundeslandes zu übernehmen kam nicht in Frage!

Enorme Kosten der Umstellung

So verwundert es nicht, dass die Kosten der Umstellung einen enormen Umfang erreicht haben. Allein für die Kommunen eines kleinen Bundeslandes mit rund vier Millionen Einwohnern sind Umstellungskosten in Höhe von 140 Millionen Euro ermittelt worden. Alles in allem dürfte die Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens die öffentliche Verwaltung im Ergebnis viele Hundert Millionen Euro gekostet haben bzw. noch kosten. Hiervon profitierten in großem Stil Unternehmensberatungen, welche die Umstellungsprojekte häufig begleiteten, sowie die Anbieter von betriebswirtschaftlicher Software. Wegen der hohen Kosten haben einige Bundesländer zwischenzeitlich die Einführung zeitlich gestreckt oder inhaltliche Abstriche vorgenommen.

Befragungen bei den Kommunen, die über die längste Erfahrung mit dem kaufmännischen Rechnungswesen verfügen, haben ergeben, dass der Umstellungsprozess wesentlich länger dauerte als geplant und häufig noch nicht abgeschlossen ist. Die Erstellung der Eröffnungsbilanz und des ersten Jahresabschlusses stellte sich wegen schwieriger Bewertungsfragen als äußerst aufwändig und langwierig heraus. Die Kosten der Umstellung wurden regelmäßig unterschätzt. Die erhofften Wirtschaftlichkeitsgewinne durch die Umstellung sind nach den erhaltenen Auskünften nicht eingetreten. Vielmehr musste fast überall zusätzliches Fachpersonal eingestellt werden, so dass dauerhaft zusätzliche Kosten entstanden.

Informationen aus dem Rechnungswesen werden kaum genutzt

Was die Transparenz der finanziellen Situation und den Informationsgehalt der Haushaltsunterlagen anbetrifft, waren sich die befragten Entscheidungsträger darin einig, dass die Umstellung Verbesserungen gebracht habe. Die Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens sei ein wichtiger Schritt zur Modernisierung des öffentlichen Haushalts- und Rechnungswesens. Auf die Frage, inwieweit die Informationen aus dem Rechnungswesen denn tatsächlich genutzt werden, gab ein Großteil der Befragten allerdings an, dass die Daten bei der Entscheidungsfindung keine große Rolle spielten. Insofern sei der Nutzen der Umstellung als gering anzusehen.

Selbstverständlich ist die Umstellung auf das kaufmännische Rechnungswesen eine sinnvolle Sache, die viel früher hätte erfolgen müssen. Eine einfache Lösung hätte zunächst genügt, die man nach und nach hätte erweitern und auf die Bedürfnisse der betreffenden Verwaltung zuschneiden können. Aber nach typisch deutscher Art wurde hier völlig unkoordiniert und zudem perfektionistisch vorgegangen, was zu den geschilderten enormen Kosten geführt hat.

Auch wenn die Mehrheit der befragten Entscheidungsträger Lippenbekenntnisse zur Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens ablegt, wird aus den Antworten doch deutlich, dass der Nutzen der Reform für die Steuerung der betreffenden Behörde als gering angesehen wird. Dies erklärt sich daraus, dass Kosteninformationen bei Entscheidungen im kommunalen und staatlichen Bereich nur von untergeordneter Bedeutung sind, ganz anders als in der Wirtschaft. Entweder muss die öffentliche Verwaltung wegen rechtlicher Vorgaben eine bestimmte Leistung ohne wenn und aber erbringen, dann spielen die Kosten keine Rolle. Oder die politisch Verantwortlichen versuchen, Prestigevorhaben durchzusetzen oder Wählerinteressen zu bedienen, dann lassen sie sich von Kosteninformationen ebenfalls kaum beeinflussen. Es bleibt also nur ein begrenzter Anwendungsbereich, in dem Informationen aus dem Rechnungswesen von Bedeutung sind.

Nutzen der Umstellung wird sich erst später zeigen

Bei der Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens wurden diese Besonderheiten der Entscheidungsfindung im politischen Bereich zu wenig beachtet. Deshalb verwundert es nicht, dass die Informationen aus dem kaufmännischen Rechnungswesen in der Praxis nicht den Stellenwert erlangt haben, den sie eigentlich haben müssten. Der Nutzen der Umstellung ist dementsprechend derzeit äußerst fraglich.

Dies dürfte sich erst dann ändern, wenn sich die öffentliche Verwaltung viel stärker als heute an betriebswirtschaftlichen Grundsätzen orientiert. Bis dieser Wandel sich vollzogen hat, können noch viele Jahre ins Land gehen. Erst dann, liebe Leserinnen und Lesern, wenn die Verantwortlichen in den Kommunen und den Ländern betriebswirtschaftliche Informationen ernst nehmen und ihre Entscheidungen danach ausrichten, wird der Nutzen des kaufmännischen Rechnungswesens in vollem Umfang deutlich werden. Darauf wartet voller Geduld

Ihr

Gotthilf Steuerzahler