Themen- 20.06.2014

Draghi verwirklicht Traum der Kommunisten

Die größte Gefahr geht von den absurd bewerteten Rentenmärkten aus

Liebe Leser,

am Dienstag, den 24. Juni erscheint nicht nur die Juli-Ausgabe von Krisensicher Investieren, sondern auch unsere neuste Themenschwerpunkt-Ausgabe. In ihr befassen wir uns noch einmal – und hoffentlich für viele Jahre zum letzten Mal – mit dem Thema Spekulationsblasen und Krisenspirale.

Warum wir hoffen, dass es für eine lange Zeit das letzte Mal sein wird? Nun, in erster Linie, weil große Spekulationsblasen verheerende Folgen haben. Außerdem macht es uns sehr viel mehr Freude, über erfreuliche Themen zu schreiben und bullishe Prognosen zu veröffentlichen. Aber das wird erst am Ende der Krisenspirale angebracht sein, das wahrscheinlich – und an diesem Punkt bleiben wir Optimisten – nach dem Platzen der aktuellen Blase erreicht sein wird.

Das Geschehen der Jahre 2008/09 hat Ihnen einen ganz guten Vorgeschmack auf das gegeben, was auch jetzt wieder auf uns zukommen wird. Da die aktuelle Blase vor allem die volkswirtschaftlich extrem wichtigen Rentenmärkte betrifft, spielt die Echoblase an den Aktienmärkten schon wie im Jahr 2007 nur eine Nebenrolle, allerdings eine durchaus spektakuläre. Ihr Platzen wird zwar erneut für große Unterhaltung sorgen, aber im Vergleich zu den Turbulenzen, die wir von den Rentenmärkten ausgehend erwarten, geradezu harmlose Effekte haben.

Preisverzerrungen an den Rentenmärkten haben verheerende Folgen

Die von der Zentralbanknomenklatura bewusst herbeigeführten Preisverzerrungen an den Rentenmärkten betreffen im Unterschied zu den ebenfalls extrem überbewerteten Aktienmärkten alle Bereiche und Regionen unserer hoch verschuldeten Weltwirtschaft. Diese Preisverzerrungen haben völlig absurde Dimensionen erreicht. Am einfachsten nachvollziehbar ist das sicherlich in Bezug auf die maroden Länder der EU. Obwohl diese unrettbar überschuldet sind, befinden sich die Zinssätze in der Nähe historischer Tiefststände. Das Ergebnis der dadurch herbeigeführten Fehlsteuerung ist offensichtlich: Die Staatsverschuldung hat weiter zugenommen und die notwendigen Strukturreformen wurden unterlassen. Folglich sind die Probleme dieser Länder heute größer denn je.

Die von systematisch falschen Zinssignalen ausgehende Fehlsteuerung der sehr komplexen Wirtschaft ist etwas schwerer zu verstehen. Die hier stattfindende Kapitalfehlallokation verdeutlichen wir in einem gleichnamigen Exkurs in unserer aktuellen Themenschwerpunkt-Ausgabe mit Hilfe eines sehr anschaulichen Beispiels. Nur wenn Sie diese Zusammenhänge kennen, wissen Sie die epochalen geldpolitischen Fehler der vergangenen Jahre und das Ausmaß ihrer noch vor uns liegenden Folgen richtig einzuschätzen.

Jürgen Stark, der von 2006 bis 2011 Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) war, und wie es heißt aus Protest gegen Draghis Politik gekündigt hat, scheint sich inzwischen ähnliche Sorgen zu machen wie wir. Allerdings lässt seine Wandlung vom Zentralbank-Paulus zum Zentralbank-Saulus noch etwas zu wünschen übrig. Unter der Überschrift „Jürgen Stark entzentralbankifiziert“ widme ich ihm in der Juli-Ausgabe von Krisensicher Investieren meine Kolumne „Auf den Punkt gebracht“.

Draghi zerstört die Marktwirtschaft und mit ihr die Freiheit

Vorige Woche habe ich in meinem Newsletter geschrieben, dass Draghi mit seiner Nullzinspolitik auf ökonomische Dummheit setzt. Doch damit nicht genug. Denn seine Politik kommt einer groß angelegten Enteignung der volkswirtschaftlich so wichtigen Klasse der Sparer gleich. Damit verwirklicht Draghi einen Traum der Kommunisten und schwingt sich zum europäischen Führer auf dem Weg zur Knechtschaft auf – ein weiteres wichtiges Thema unserer Juli-Ausgabe von Krisensicher Investieren.

Ein großer Spekulationsblasen-Kenner meldet sich zu Wort

Mit Jeremy Grantham von GMO hat sich kürzlich ein hervorragender Analyst und großer Spekulationsblasen-Kenner zu Wort gemeldet. Wir schätzen Grantham sehr, zumal Roland Leuschel in den 70er und 80er Jahren als Verantwortlicher für die Investmentstrategie der legendären Banque Lambert regelmäßig geschäftlich mit ihm zu tun hatte und eine weit über das Berufliche hinausgehende Freundschaft mit dem zweiten Gründer von GMO, Eyk Van Otterloo, pflegte. Auch deshalb verfolgen wir die exzellenten Analysen von GMO mit besonderem Interesse.

Im Unterschied zu den Greenspans, Bernankes und Yellens erkennt Grantham die aktuelle Blase natürlich. Allerdings räumt er ihr noch etwas Raum nach oben ein. In unserer Themenschwerpunkt-Ausgabe legen wir dar, warum die Gründe, die er zur Untermauerung seiner These ins Feld führt, nicht stichhaltig sind.

Wohin wird diese Reise führen? Wie können Sie sich schützen? Was müssen Sie jetzt tun? Die Antworten auf diese brennenden Fragen geben wir Ihnen in der kommenden Ausgabe unseres Börsenbriefs Krisensicher Investieren. Zögern Sie also nicht länger und testen Sie Krisensicher Investieren noch heute 30 Tage kostenlos. Es wird sich für Sie auszahlen.

Gold: Rechts geblinkt und dann links abgebogen

Eine sehr interessante Entwicklung hat der Goldpreis in den vergangenen vier Wochen gezeigt. Zunächst deutete alles darauf hin, dass es zu einer größeren Aufwärtsbewegung kommen würde. Unter der Überschrift „Bei Gold ist die Feder gespannt wie selten zuvor“ berichtete ich an dieser Stelle darüber und begründete meine Erwartung eines deutlichen Kursanstiegs.

Nur wenige Tage später sah es allerdings so aus, als sollte ich mit dieser Prognose voll danebenliegen, als der Goldpreis zunächst die kurzfristige charttechnische Unterstützungslinie bei 1.270 $ unterschritt und zügig auf 1.240 $ fiel. Das waren immerhin 4% in wenigen Tagen, und zahlreiche Analysten sahen in dieser Bewegung den Auftakt zu deutlich niedrigeren Notierungen.

Goldpreis pro Unze in $, Momentum-Oszillator, ADX, 2013 bis 2014
Gold gibt bullishe Signale: Ausbruch über die Abwärtstrendlinie und Kaufsignal des PMO.
Quelle: Quelle: StockCharts.com

Inzwischen deutet jedoch alles darauf hin, dass es sich bei diesem Kursrückgang nicht um den Beginn einer größeren Abwärtsbewegung gehandelt hat, sondern um ein heftiges Fehlsignal. Die Kursverluste wurden in den vergangenen Tagen nämlich mehr als wettgemacht, und es wurden sogar deutliche Kaufsignale gegeben: Wie Sie auf dem Chart sehen, ist der Goldpreis am 19. Juni 2014 in einer sehr dynamischen Bewegung über die rot-gestrichelt eingezeichnete alte Abwärtstrendlinie ausgebrochen, begleitet von einem Kaufsignal des Preis-Momentum-Oszillators (PMO, mittlerer Teil des Charts).

Inzwischen deutet jedoch alles darauf hin, dass es sich bei diesem Kursrückgang nicht um den Beginn einer größeren Abwärtsbewegung gehandelt hat, sondern um ein heftiges Fehlsignal. Die Kursverluste wurden in den vergangenen Tagen nämlich mehr als wettgemacht, und es wurden sogar deutliche Kaufsignale gegeben: Wie Sie auf dem Chart sehen, ist der Goldpreis am 19. Juni 2014 in einer sehr dynamischen Bewegung über die rot-gestrichelt eingezeichnete alte Abwärtstrendlinie ausgebrochen, begleitet von einem Kaufsignal des Preis-Momentum-Oszillators (PMO, mittlerer Teil des Charts).

Und der ADX-Indikator, den ich vor vier Wochen an dieser Stelle besprochen habe, befindet sich noch immer in einer Position, die eine große Kursbewegung erwarten lässt. Die zahlreichen Gründe, warum diese Bewegung jetzt doch noch nach oben verlaufen wird, besprechen wir in Krisensicher Investieren.

Den Fußballfreunden unter Ihnen wünsche ich viel Spannung und zahlreiche Tore, allen anderen Lesern ein sorgloses Wochenende.


Herzliche Grüße,

Ihr

PS: Gold bleibt ein unverzichtbares Basisinvestment, mit dem Sie sich vor den Folgen wild gewordener Zentralbankbürokraten schützen können.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Wie Gesetze zustande kommen…

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,

in Deutschland sind fast alle wichtigen und inzwischen auch zahlreiche unwichtige Lebensbereiche gesetzlich geregelt. Mal ist der Gesetzgeber streng und gebietend, fordert Steuern oder untersagt das Rauchen, mal ist er nachsichtig und gewährend, zahlt Sozialhilfe und Kindergeld, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Für all dies und tausend anderes gibt es gesetzliche Grundlagen, die zumeist noch von umfangreichen Verordnungen und Verwaltungsvorschriften flankiert werden.

Aber kennt sich der Gesetzgeber wirklich in den verschiedenen Zusammenhängen aus, welche er mit einem dichten Netz von Regelungen überzieht? Weiß er, welche Folgen seine gesetzgeberischen Maßnahmen im Einzelnen auslösen? Insbesondere: Hat der Gesetzgeber eine genaue Vorstellung von den finanziellen Auswirkungen seiner Regelungen? Kennt er die Kosten für die Staatskasse bzw. die Lasten, welche er den betroffenen Bürgern, Gemeinden und Unternehmen auferlegt? Es erscheint überaus zweifelhaft, ob diesen Fragen in den Gesetzgebungsverfahren von Bund und Ländern ausreichend nachgegangen wird.

Eher sieht es so aus, als ob von Seiten der politisch Verantwortlichen nur ein begrenztes Interesse an den finanziellen Auswirkungen der Gesetzgebung besteht.

Angaben zu den finanziellen Auswirkungen von Gesetzen fehlen vielfach

Schon vor Jahrzehnten mussten die Ministerien im Gesetzgebungsprozess zu den Kosten des jeweiligen Vorhabens Stellung nehmen. Häufig machte man es sich in früheren Zeiten an dieser Stelle leicht und schrieb in das Vorblatt zu dem Gesetzentwurf: „Kosten: Keine“. Diese Zeiten sind lange vorbei. Inzwischen sind die Ministerien des Bundes wie der Länder verpflichtet, im Gesetzgebungsverfahren umfassende Angaben über die Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte, die Kosten für die Wirtschaft sowie die Verbraucher zu machen. Gleichwohl haben die entsprechenden Regelungen in der Staatspraxis keine große Bedeutung erlangt, sie werden nicht gelebt.

Prüfungen verschiedener Rechnungshöfe ergaben, dass die vorgeschriebenen Angaben in den meisten Gesetzgebungsvorhaben gar nicht, nicht vollständig oder nur sehr pauschal gemacht wurden. Vielfach wurden die entsprechenden Unterlagen erst nachträglich erstellt, als der betreffende Rechnungshof seine Prüfung ankündigte. Damit lagen für die jeweiligen Gesetzgebungsverfahren keine belastbaren Angaben zu den finanziellen Auswirkungen des betreffenden Gesetzes vor. Als Gründe für die fehlende Auseinandersetzung mit den finanziellen Folgen des betreffenden Gesetzes führten die Ministerien den hohen Arbeitsaufwand für die zu fertigenden Unterlagen sowie die Eilbedürftigkeit des Gesetzgebungsverfahrens an. Auch wurde häufig angeführt, das Kabinett habe einen eindeutigen politischen Auftrag für die Regelung erteilt.

Die Politik ist an den Informationen über die Gesetzeskosten nicht wirklich interessiert

Von Seiten der Politik wurde die unzureichende Auseinandersetzung mit den finanziellen Folgen von Gesetzesvorhaben offensichtlich nicht vermisst. Entsprechende Nachfragen im Gesetzgebungsprozess kamen kaum vor. Dazu muss man wissen, dass die Politik in Deutschland unter dem Druck von Parteitagsbeschlüssen, Lobbygruppen und Medien sowie den Erwartungen der Wähler steht. Es müssen andauernd medienwirksame Aktionen gestartet und politische Erfolge verkündet werden. Eine fundierte, sachliche Auseinandersetzung mit dem Pro und Contra eines Gesetzes, insbesondere mit den finanziellen Auswirkungen einer Regelung, würde in diesem Kontext nur stören. In der Politik herrscht ein kurzfristiges, aktionistisches Verhalten vor, das sich über die durchaus vorhandenden fachlichen Argumente der Ministerialbeamten nur allzu häufig hinwegsetzt. Viel wichtiger sind den Regierenden die nächsten Wahlen, und Wahlen stehen immer irgendwo vor der Tür.

Allerdings sind in den letzten Jahren auf Drängen der Finanzministerien und der Rechnungshöfe viele Instrumente entwickelt worden, welche die Qualität des Gesetzgebungsprozesses verbessern sollen. Da sind Handbücher zur Gesetzesfolgenabschätzung erstellt und Arbeitshilfen zur Ermittlung der Kosten von Rechtsvorschriften vorgelegt worden. Da wurden hochrangig besetzte Normenkontrollgremien eingerichtet, welche die Entwürfe aller geplanten Gesetze und Rechtsverordnungen auf Notwendigkeit, Wirksamkeit, Vollzugstauglichkeit und finanzielle Auswirkungen zu prüfen haben. Da müssen die Bundesministerien neuerdings im Gesetzgebungsverfahren darlegen, ob das Gesetz befristet werden kann und wann zu untersuchen ist, ob die beabsichtigten Wirkungen erreicht worden sind.

Mehr direkte Mitwirkung der Bürger wäre erforderlich

Das sind alles begrüßenswerte Entwicklungen, die in dem einen oder anderen, politisch weniger bedeutsamen Verfahren die Qualität der Gesetzgebung durchaus verbessern können. Solange sich aber die Politik mit ihrer von Aktionismus und Machtüberlegungen beherrschten Vorgehensweise gegen Sachargumente immer wieder durchsetzt, wird es hierzulande nicht zu einer grundlegenden Änderung bei der Gesetzgebung kommen. Der Weg zu einer sachgerechten und rationalen Gesetzgebung ist lang und steinig. Aber durch mehr direkte Demokratie, das heißt durch Volksabstimmungen, Referenden usw. könnten beispielsweise die Interessen der Bürger im Gesetzgebungsverfahren viel stärker zur Geltung gebracht werden als bisher. Dabei müssten nach dem Vorbild der Schweiz auch Finanzthemen zur Abstimmung durch die Bürger gestellt werden können, was derzeit in Deutschland nicht möglich ist. Dies würde sicherlich zur Gesundung der Staatsfinanzen beitragen. Eine Entwicklung in diese Richtung, liebe Leserinnen und Leser, werde ich aber wohl nicht mehr erleben, sagt voller Bedauern

Ihr leicht melancholischer

Gotthilf Steuerzahler