Neuer Rekord beim Spekulieren auf Kredit- 07.02.2014

Neuer Rekord beim Spekulieren auf Kredit

Extremwerte signalisieren das Ende der Party

Liebe Leser,

in den vergangenen Monaten konnte ich in meinem gemeinsam mit Roland Leuschel verfassten Börsenbrief Krisensicher Investieren fast wöchentlich von Finanzmarktindikatoren berichten, die auf Extremwerte gestiegen sind oder gar neue Rekorde aufgestellt haben. Beispielsweise gab es an den Rentenmärkten eine historische Emissionsflut zu bestaunen, die vor allem auch die besonders riskanten Marktsegmente erfasste. Gleichzeitig sind an den Aktienmärkten alle bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse auf Niveaus gestiegen, die eine drastische Überbewertung, eine Spekulationsblase anzeigen.

Begleitet wurden diese Exzesse von euphorischer Stimmung der Marktteilnehmer und wilder Spekulation. Vorige Woche habe ich Ihnen an dieser Stelle einen Sentimentindikator von Investors Intelligence vorgestellt. Er zeigt, dass der Anteil der Börsenoptimisten auf den höchsten Stand seit dem Crash-Jahr 1987 gestiegen ist.

Spekulative Exzesse wie niemals zuvor

Heute lenke ich Ihre Aufmerksamkeit auf eine vielleicht noch aussagekräftigere Kennzahl, die Summe der US-Wertpapierkredite. Sie wird von der New York Stock Exchange veröffentlicht und veranschaulicht das Ausmaß, in dem an den Aktienmärkten auf Kredit spekuliert wird. Mit 444,9 Mrd. $ haben die US-Wertpapierkredite per Ende Dezember 2013 einen neuen Rekord erreicht. Es wurde also niemals zuvor an den US-Aktienmärkten in einem größeren Ausmaß auf Kredit spekuliert als heute. Weder am Höhepunkt der größten Aktienblase aller Zeiten im Jahr 2000 noch während der gewaltigen Spekulationsblase des Jahres 2007.

Der alte Rekord dieser Kennzahl wurde mit 381,4 Mrd. $ übrigens im Juni 2007 aufgestellt. Im März 2000, dem Höhepunkt jenes spektakulären Zyklus, belief sich die Summe der Wertpapierkredite übrigens auf 278,5 Mrd. $. Die folgende Grafik zeigt Ihnen den Verlauf dieser Kennzahl zusammen mit dem S&P 500 seit 1997.

US-Wertpapierkredite in Mrd. $ (blau, linke Skala) und S&P 500, 1997 bis 2014
Die Summe der Wertpapierkredite hat den alten Rekord des Jahres 2007 bereits um 17% übertroffen.
Quelle: Quelle: NYSE

Summe der Wertpapierkredite ist nicht nur ein Sentimentindikator

Die Kennzahl Summe der Wertpapierkredite kann als Sentimentindikator interpretiert werden. Denn die weitverbreitete Aktienspekulation auf Kredit deutet auf großen Börsenoptimismus der Akteure hin. Und tatsächlich erreichte diese Kennzahl ihre oberen Wendepunkte stets im Bereich wichtiger Tops an den Aktienmärkten.

Die Bedeutung dieser Kennzahl geht aber weit über die Messung der Stimmung der Marktteilnehmer hinaus. Denn Wertpapierkredite unterliegen klaren Regeln. Sobald eine Aktie unter die von der Bank festgesetzte Beleihungsgrenze fällt, muss der Kreditnehmer entweder Geld nachschießen oder seine Position wird von der Bank verkauft. Die auf diese Weise ausgelösten Zwangsverkäufe erhöhen in ohnehin schwachen Marktphasen den Verkaufsdruck: Je stärker die Kurse fallen, desto mehr Zwangsverkäufe finden statt; und je mehr Zwangsverkäufe stattfinden, desto stärker fallen die Kurse.

Spekulationsrekord auch im Verhältnis zum BIP

Die zweite Grafik zeigt Ihnen die Summe der US-Wertpapierkredite in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit 1958. In dieser Darstellung wird das Außergewöhnliche der aktuellen Situation vielleicht noch deutlicher. Ähnlich, aber nicht ganz so hoch wie heute war dieser Indikator nur in den Jahren 2000 und 2007. Beide Male halbierten sich die Aktienmärkte anschließend.

US-Wertpapierkredite in % des BIP, 1958 bis 2013 
Wie sehr sich die Zeiten gleichen, verdeutlicht ein Blick auf diese Grafik.
Quelle: Quelle: NYSE, Fed

Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr hoch, dass die hier sichtbar werdenden spekulativen Exzesse, die auch jetzt wieder mit einer deutlichen fundamentalen Überbewertung einhergehen, ein ähnliches Ende nehmen werden wie in den Jahren 2000 und 2007. Aus Sicht meiner Indikatoren und Modelle zeigt die aktuelle Hausse längst alle typischen Charakteristika hoch spekulativer Übertreibungsphasen. Insofern unterscheidet sie sich nicht von ihren besonders wilden Vorgängerinnen. Bisher ist also alles durchaus wie immer. Ich gehe davon aus, dass das auch so bleiben wird. Folglich rechne ich mit dem Platzen dieser Blase und einer Baisse, die den vorangegangenen Exzessen entsprechend verheerend ausfallen wird.

Ich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr hoch, dass die hier sichtbar werdenden spekulativen Exzesse, die auch jetzt wieder mit einer deutlichen fundamentalen Überbewertung einhergehen, ein ähnliches Ende nehmen werden wie in den Jahren 2000 und 2007. Aus Sicht meiner Indikatoren und Modelle zeigt die aktuelle Hausse längst alle typischen Charakteristika hoch spekulativer Übertreibungsphasen. Insofern unterscheidet sie sich nicht von ihren besonders wilden Vorgängerinnen. Bisher ist also alles durchaus wie immer. Ich gehe davon aus, dass das auch so bleiben wird. Folglich rechne ich mit dem Platzen dieser Blase und einer Baisse, die den vorangegangenen Exzessen entsprechend verheerend ausfallen wird.

In unserem Börsenbrief KRISENSICHER INVESTIEREN bieten wir Ihnen neben wichtigem Hintergrundwissen und präzisen Analysen auch konkrete Empfehlungen, wie Sie sich für die sich immer deutlicher abzeichnende schwere Krise wappnen können. Schützen Sie Ihr Vermögen und testen Sie noch heute KRISENSICHER INVESTIEREN 30 Tage kostenlos.

Herzliche Grüße,

Ihr

PS: Große Krisen bieten stets auch große Chancen. Wir haben beides im Blick.

Was machen eigentlich ... meine Steuergroschen?

Kann nur der Holzwurm die teure Fortbildung für Staatsdiener beenden?

Wo sind sie denn nur hingekommen, meine Steuergroschen?
Autor: Gotthilf Steuerzahler

Liebe Leserinnen und Leser,


der deutsche Staat ist bestrebt, die Kenntnisse seiner Mitarbeiter zu verbessern und zu aktualisieren, was sicherlich zu begrüßen ist. Zu diesem Zweck bieten Bund und Länder ihren Bediensteten eine Vielzahl von Fortbildungsmöglichkeiten an. Durchgeführt werden die entsprechenden Lehrgänge und Seminare in eigens dafür vorgesehenen staatlichen Fortbildungsakademien.

Wie im föderalen Staat üblich, betreiben Bund und Länder die Fortbildung ihrer Mitarbeiter jeweils eigenständig und unabhängig voneinander, mit dem Ergebnis, dass es über ganz Deutschland verteilt eine Vielzahl solcher Fortbildungsakademien von hotelähnlichem Zuschnitt gibt.

Als ob diese Zersplitterung nicht schon schlimm genug wäre, haben einige Bundesländer sich gleich mehrere Fortbildungseinrichtungen zugelegt.

Ein großes Bundesland beispielsweise besitzt eine Fortbildungsakademie für die Finanzverwaltung, eine für die Justizverwaltung, eine für die staatliche Bauverwaltung, eine für die Hochschulen und eine für alle übrigen Verwaltungszweige. Kostenorientiertes Denken steht beim Staat halt nicht besonders hoch im Kurs.

Hotelunterbringung trotz schwacher Auslastung einer Akademie

Aus diesem Bundesland wurde vor einigen Jahren eine Geschichte bekannt, über die man sich als geplagter Steuerzahler wirklich aufregen kann. Bei der Überprüfung einer Fortbildungsakademie stellte sich heraus, dass die Einrichtung nur schwach ausgelastet war (zwischen 20 und 60 Prozent der Kapazitäten). Gleichwohl hatte die Akademie einen Teil ihrer Seminare für teures Geld in Hotels ausgelagert. Zur Begründung hierfür berief sich die Akademie darauf, dass bei den häufig angebotenen dreitägigen Seminaren regelmäßig mittwochs Engpässe entstünden: Mittwochs sei der Beginn der neuen Drei-Tage-Seminare; die Seminarräume seien aber noch von den am Montag begonnenen Seminaren belegt. Daher müsse auf Hotels ausgewichen werden mit der Folge von Leerständen in der Fortbildungseinrichtung.

Das zuständige Ministerium machte der Fortbildungsakademie daraufhin Druck, um Auslagerungen in Hotels überflüssig zu machen. Und siehe da, durch Reduzierung der Seminartage von drei auf zwei sowie Aufteilung der fünftägigen Seminare in dreitägige und zweitägige Blöcke ließen sich die Engpässe an den Mittwochen und damit die Auslagerungen vermeiden! Darauf hätte man auch schon früher kommen können, wie ich meine. Zum Beispiel wenn man gezwungen gewesen wäre, seine Kosten im Griff zu behalten wie in der Privatwirtschaft. Aber beim Staat kommt es auf die Kosten ja nicht entscheidend an!

Seminarbetrieb in Hotels wäre billiger

In diesem Zusammenhang fing jemand an, die Kosten des Seminarbetriebs in der betreffenden Akademie mit den Kosten einer Durchführung in Hotels zu vergleichen. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass die Hotellösung für das Land deutlich billiger wäre! Das zuständige Ministerium führte dazu aus, das Land habe sich vor Jahren gegen einen Seminarbetrieb in Hotels und für den Bau einer eigenen Fortbildungseinrichtung entschieden. Kostenmäßig werde es nie gelingen, den Seminarbetrieb in der Akademie konkurrenzfähig zum Seminarbetrieb in Hotels zu machen. Grund dafür seien die hohen Gebäudekosten. Man habe seinerzeit ein innovatives, ökologisch wertvolles Gebäude aus Glas und Holz für rd. 60 Millionen Euro errichtet. Dieses Vorzeigeobjekt könne man nicht wieder aufgeben. Deshalb müsse der Seminarbetrieb in der Fortbildungsakademie trotz nachgewiesener Unwirtschaftlichkeit auf Dauer fortgeführt werden. Da bleibt nur die Hoffnung, dass der Holzwurm der weitgehend aus Holz bestehenden Fortbildungsakademie irgendwann ein ökologisch korrektes Ende bereitet.

Der geschilderte Einzelfall sollte jedenfalls Anlass geben, Fortbildungsmaßnahmen zunehmend in Hotels durchzuführen. Überdies sollte angestrebt werden, die Vielzahl der nebeneinander bestehenden staatlichen Fortbildungseinrichtungen zu verringern oder wenigstens Aufgaben zu bündeln. Aber solange noch genug Steuergelder vorhanden sind, liebe Leserinnen und Leser, nimmt der Irrsinn weiter seinen Lauf, und wir werden noch lange auf sinnvolle Maßnahmen warten müssen, sagt aus Erfahrung


Ihr

Gotthilf Steuerzahler