Strategie

+ Exchange Traded Funds (ETFs) +

Es ist gar keine Frage: Wie kaum ein anderes Finanzinstrument haben Exchange Traded Funds (ETFs) die Investmentwelt verändert. Das Wachstum dieser Anlageklasse ist in der Tat beeindruckend: Waren 2003 weltweit rund 170 Milliarden Euro in ETFs angelegt, so waren es 2012 bereits 1.100 Milliarden Euro und Mitte 2016 sogar 4.100 Mrd. Euro.

Auch der europäische Markt für ETFs ist in den letzten Jahren sowohl nach der Anzahl der Produkte als auch dem Volumen nach förmlich explodiert. Denn immer mehr institutionelle Investoren und Privatanleger nutzen ETFs, um an der Wertentwicklung eines Index zu partizipieren, während aktiv gemanagte Investmentfonds Mittelabflüsse beklagen.

Der sensationelle Erfolg von ETFs kommt natürlich nicht von ungefähr.

Es gibt vor allem 3 Gründe, die ETFs für Anleger nahezu unwiderstehlich machen:

  1. ETFs vereinen die Vorteile von Aktien und Fonds und ersparen weitestgehend deren Nachteile:

    • Sie können Ihre ETFs jeden Tag handeln – wie bei Aktien
    • Sie sind mit ETFs immer diversifiziert – wie mit Fonds
    • Sie haben also nicht das Risiko eines Totalverlustes – anders als bei Aktien - und keine hohen Kosten und Einschränkungen – anders als bei Fonds
  2. ETFs sind günstig, denn sie verfolgen eine passive Anlagestrategie, indem sie die Wertentwicklung eines Basisindex nahezu eins zu eins abbilden. Da hierfür kein aktives Management notwendig ist, bei dem hohe Kosten für aufwendiges Research und Marktanalysen anfallen, sind die Gesamtkosten (genannt TER = Total Expense Ratio) sehr niedrig.

  3. Von Market Makern (Designated Sponsors) permanent gestellte An- und Verkaufskurse sorgen, unabhängig von den gehandelten Volumina, für hohe Liquidität und enge Geld-/Brief-Spannen von nur wenigen Basispunkten.

3 Vorteile von ETFs

  1. ETFs sind effizient

    • ETFs sind passiv gemanagte Anlagefonds mit geringen Verwaltungsgebühren und niedrigen Gesamtkosten.
    • Sie weisen einen geringen Tracking Error (Abweichung zum Index) auf.
  2. ETFs sind transparent

    • ETFs werden wie Aktien an der Börse gehandelt.
    • Führende Investmenthäuser stellen als Market Maker (Designated Sponsors) während der Handelszeiten kontinuierlich Preise mit geringen Geld-/Brief-Spannen.
  3. ETFs sind flexibel

    • ETFs können während der normalen Börsenöffnungszeiten genau wie jede "normale" Aktie jederzeit ge- und verkauft werden.
    • Im Gegensatz zu anderen Finanzinstrumenten wie Futures können sie auch in kleinen Volumina gehandelt werden. Zudem erlaubt die Konstruktion von ETFs, große Volumina mit einem geringen Einfluss auf den Markt zu handeln.
    • Sie können von Privatanlegern und institutionellen Investoren für eine Vielzahl von Anlagestrategien verwendet werden – vom Intra-Day Trading bis hin zur langfristigen Vermögensverwaltung in verschiedenen Anlageklassen.

Ein großer Nachteil: Indexierung führt zu ineffizienten Märkten

Der große Boom, den ETFs und andere passive Anlagestrategien in den vergangenen Jahren erfahren haben, ist nicht nur vorteilhaft. Er birgt auch erhebliche Gefahren. Insbesondere untergräbt er die Funktionsweise von Märkten. Wenn immer mehr Marktteilnehmer dazu übergehen, sich keine Gedanken mehr über die Bewertung von Aktien zu machen und die ihnen anvertrauten Gelder einfach im Blindflug anlegen, dann müssen die Märkte zwangsläufig ineffizienter werden.

Dieser Effekt hat einen wichtigen Beitrag zu der Entstehung der aktuellen Spekulationsblase geleistet. Denn solange Indexfonds Mittelzuflüsse haben, was in den vergangenen Jahren mit zunehmender Tendenz der Fall gewesen ist, werden diese Gelder nach dem hier skizzierten Ignoranz-Prinzip umgehend angelegt, also ohne Rücksicht auf Verluste. Diese Vorgehensweise hat die Hausse zusätzlich angetrieben – und wird ebenso die nächste Baisse verstärken.

Ein Blick in die Geschichte der ETFs

Bereits am 29. Januar 1993 wurde in den USA eine Finanzinnovation eingeführt, die zu einer drastischen Reduzierung der bis dahin unvermeidlichen hohen Kosten von Investmentfonds führte. An jenem denkwürdigen Tag fand die Börseneinführung des ersten Exchange Traded Fund (ETF) statt. Es handelte sich um einen ETF, der die Entwicklung des S & P 500 Index abbildete. Die Akzeptanz dieses Produkts war sofort sehr groß und mittlerweile werden weltweit ETFs in Höhe von 1.100 Milliarden Euro umgesetzt.

Das erste ETF wurde 1993 eingeführt

Dies war der Anfang einer atemberaubenden Erfolgsgeschichte. Erst sieben Jahre später, im April 2000, wurden die ersten ETFs an der Deutschen Börse gelistet. Seit diesem Datum schreiben sie auch hier in Deutschland Erfolgsgeschichte.

Was sind Exchange Traded Funds (ETFs)?

ETFs sind börsennotierte Investmentfonds. Das bedeutet zunächst zweierlei. Erstens werden ETFs, genauso wie Aktien, an einer Börse gehandelt. Sie können also jederzeit an der Börse gekauft oder verkauft werden und schwanken daher auch im Kurs. Hier findet man schon den ersten Unterschied zu herkömmlichen Investmentfonds. Denn bei herkömmlichen Investmentfonds wird der Einheitskurs normalerweise nur einmal pro Tag festgestellt. Zu diesem Kurs werden alle Käufe bzw. Verkäufe des Tages abgewickelt. ETFs bieten Ihnen also sehr viel mehr Flexibilität und ermöglichen Ihnen ein schnelleres Agieren.

Nutzen Sie den Effekt der Diversifikation

Zweitens sind auch Exchange Traded Funds Fonds. Das heißt, die Gelder werden in zahlreiche verschiedene Wertpapiere angelegt. Sie kommen also auch bei ETFs in den Genuss der Diversifikation. Als Diversifikation bezeichnet man in der Finanzbranche den das Risiko verringernden Effekt, der dadurch entsteht, dass man eine Anlage auf mehrere, sich möglichst unabhängig voneinander entwickelnde Wertpapiere verteilt. Denn schon früher wusste jeder Bauer, dass es eine schlechte Idee ist, alle Eier in einen Korb zu legen. Außerdem sind ETFs ebenso wie herkömmliche Investmentfonds Sondervermögen. Das ist ein wichtiger Punkt, denn er bedeutet, dass die Gelder im Konkursfall eines Emittenten oder einer Bank ausgesondert werden. Ihr Geld ist hinsichtlich dieses Emittenten-Risikos im Gegensatz zu Zertifikaten also sicher. Exchange Traded Funds werden im Unterschied zu herkömmlichen Investmentfonds in der Regel nicht aktiv gemanagt. Stattdessen bilden sie einfach nur die Entwicklung eines Index oder eines Wertpapierkorbs möglichst exakt ab. Deshalb spricht man von einem passiven Management.

Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen:

  • Auf der einen Seite ist es mit einem passiven Management natürlich nicht möglich, besser abzuschneiden als der Index. Man vergibt sich mit dem Kauf eines ETF also die Chance, dass der Fonds sich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Dies ist aber nicht wirklich schlimm, da die wenigsten herkömmlichen Investmentfonds den Index schlagen. Studien zufolge gelingt das Kunststück, den Index über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren zu schlagen, rund 90% aller Fondsmanager nicht.
  • Auf der anderen Seite stellt man mit einem passiven Management aber sicher, dass man nicht schlechter abschneidet als der Index.

Was genau bedeutet „passives Management"?

Fast alle Indizes werden anhand mehr oder weniger komplizierter Methoden berechnet. Dabei werden die Kurse der einzelnen Indexkomponenten gewöhnlich unterschiedlich gewichtet. Bei den meisten Indizes erfolgt diese Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung der zugrunde liegenden Wertpapiere, also dem Börsenwert des Unternehmens.

Dahinter steht der Gedanke, dass ein sehr hoch kapitalisiertes Unternehmen (= Kurs der Aktie mal Anzahl der Aktien) natürlich auch in der Gesamtheit der Aktien haltenden Portfolios entsprechend stark vertreten sein muss. Der hohe Börsenwert spiegelt sich also in der Bedeutung der entsprechenden Aktie in der Gesamtheit der Depots wider. Diese Tatsache soll ein repräsentativer Index abbilden. Für den Index – und die Gesamtheit aller Depots – bedeutet das, dass die Kursveränderung eines hoch kapitalisierten Unternehmens einen stärkeren Einfluss hat als die Kursveränderung eines niedrig kapitalisierten.

Ein offensichtlicher Nachteil dieser Methode ist der starke Einfluss, den die Aktien von wenigen hoch kapitalisierten Unternehmen auf den Kursverlauf des Index` ausüben. Es kann im Index auf diese Weise zu einem regelrechten Klumpen-Risiko kommen – das seine Entsprechung aber in der Gesamtheit aller Depots hat.

Eine kuriose Ausnahme bildet der wahrscheinlich bekannteste Aktienindex der Welt, der Dow Jones Industrial Average. Zu seiner Berechnung werden die einzelnen Aktien preisgewichtet. Das heißt, eine Aktie, die bei 100 Dollar notiert, wird doppelt so hoch gewichtet wie eine Aktie, die bei 50 Dollar notiert. Diese Berechnungsmethode ist offensichtlich vollkommen unsinnig, was der Popularität des Index` aber bisher keinen Abbruch tut. Die Aufgabe des passiven Managements besteht nun darin, dafür zu sorgen, dass die dem Exchange Traded Fund zufließenden Gelder so angelegt werden, dass der jeweilige Index möglichst exakt nachgebildet wird. Der Manager muss also ständig dafür sorgen, die jeweiligen Aktien in genau dem Verhältnis zu besitzen, die dieses Ziel ermöglichen.

Außerdem sind die Indizes selbst bekanntlich nicht passiv, sondern werden aktiv gemanagt. Ihre Komponenten bleiben nicht etwa konstant, sondern werden anhand bestimmter Kriterien – wie beispielsweise die Marktkapitalisierung – in mehr oder weniger großen Abständen ausgetauscht.

Wäre das nicht der Fall, dann würde die über längere Zeiträume so beeindruckende Kurssteigerung gerade der bekanntesten Indizes sehr viel bescheidener ausfallen.