Strategie

+ Die Krise +

Wie kam es zur „Euro-Krise"? 6 Wege aus der Staatsschuldenfalle

Um zu verstehen, wie es zu der nahezu weltweiten Staatsschuldenkrise kommen konnte, die Wirtschaft und Gesellschaft, Freiheit und Demokratie bedroht, muss man einen Blick ins Jahr 1971 werfen. Am 15.08.1971 beschloss die US-Regierung unter Richard Nixon, die Abschaffung des Bretton Woods-Abkommens. Damit war das System des goldhinterlegten US-Dollars als Leitwährung von einem Tag auf den anderen beendet. Fortan waren alle Währungen ungedeckt und somit dem Wohlwollen von Politikern und Notenbankern schutzlos ausgesetzt.

Ex-Fed-Präsident Alan Greenspan

Die Abschaffung goldgedeckter Währungen schuf die Voraussetzung für den gewaltigen Anstieg der Geld- und Kreditmengen und die dadurch entstandenen Fehlentwicklungen der letzten Jahre. Ungedeckte Währungen ermöglichen es dem Staat, Geldmengen in nahezu beliebige Höhen steigen zu lassen, um so ständig über seine Verhältnisse leben zu können. Eine durch Edelmetalle oder andere reale Werte gedeckte Währung hingegen zwingt den Staat zu einer seriösen Finanzpolitik.

Die jetzigen Entwicklungen haben also ihren Ursprung in der maßgeblichen Änderung des Weltwährungssystems. Nur so können die Spekulationsblasen der vergangenen Jahre an den Aktien- und Immobilienmärkten sowie die Handelsbilanzungleichgewichte und die Verschuldung fast aller Staaten erklärt werden. Alan Greenspan, Ex-Vorsitzender der US-Notenbank, machte im Gegensatz zu seinem Vorgänger Paul Volcker während seiner Amtszeit regen Gebrauch von der sprichwörtlichen Gelddruckmaschine. Es kann also nicht überraschen, dass in seiner langen Amtszeit das Geld- und Kreditmengenwachstum weit über dem Wirtschaftswachstum lag. Greenspan trägt aufgrund seiner geldpolitischen Taten ganz maßgeblich die Verantwortung für die wohl größte Aktienblase aller Zeiten sowie die größte Immobilienblase aller Zeiten. Und auch Greenspans Nachfolger Ben Bernanke, auch Helikopter-Ben genannt, zögerte keine Sekunde die Notenpressen anzuschmeißen.

Diese Politik schafft große Probleme. Kurzfristig verhindern Geld- und Kreditmengen-ausweitungen den hin und wieder notwendigen Bereinigungs- und Anpassungsprozess der Wirtschaft. Allerdings werden auf diese Weise die ökonomischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen immer größer. Denn die gesamte Wirtschaftsstruktur und die Geisteshaltung der Marktteilnehmer passen sich den künstlich geschaffenen Bedingungen des leichten Geldes an.

Das verlässliche Eingreifen der Notenbankbürokraten bei jeder sich anbahnenden echten oder auch nur eingebildeten Krise (in Greenspans Fall beispielsweise die Mexikokrise 1995, die Asienkrise 1997, die Russland- bzw. Hedgefondskrise 1998, der Jahreswechsel 1999/2000 und der Börsenkrach 2000-2003) führt zu „Moral Hazard", das heißt Anleger und Spekulanten, Banken, Versicherungen und Fonds gehen unvernünftig große Risiken ein, weil sie im Verlustfall nicht mehr voll zur Rechenschaft gezogen werden, sondern sich auf Rettungsaktionen der Notenbank verlassen können (Vollkaskoversicherung für Spekulanten). Solange alles gut geht, verdienen sie schönes Geld. Kommt das unvermeidliche dicke Ende, dann verlieren sie aber nicht entsprechend, sondern werden von ihren Notenbankern herausgehauen – auf Kosten der Allgemeinheit versteht sich.

Auch in Europa gab es schon vor zwei Jahren erste Anzeichen für die aufkommende Entwicklung.

Bereits 2010 kam der erste Warnschuss aus Griechenland

Im Frühjahr 2010 stiegen die Zinsen für griechische Staatsanleihen plötzlich - und scheinbar überraschend - stark an. Die griechische Regierung sah sich einem fiskalpolitischen Scherbenhaufen gegenüber. Sie war nämlich pleite. In Spanien, Irland, Portugal und Italien sah die Sache ähnlich aus. Wären zu diesem Zeitpunkt nicht der Internationale Währungsfonds (IWF) und andere wirtschaftlich besser aufgestellte Länder wie Deutschland finanziell eingesprungen, hätten wir den offenen Staatsbankrott bereits 2010 erlebt.

Heute zeigt sich kein anderes Bild. Für Griechenland und auch die anderen EU-Wackelkandidaten gibt es wenig Hoffnung.

Welche Möglichkeiten bleiben also noch, um dieser selbst gestellten Schuldenfalle zu entkommen?

Claus Vogt zeigt Ihnen hier die 6 prinzipiell möglichen Wege:

6 Wege aus der Staatsschuldenfalle, oder was könnte man jetzt noch tun, um die Staatsverschuldung zu verringern?

Die folgenden 6 Wege sind theoretisch geeignet, um die Staatsverschuldung zu verringern. Für die ersten drei Wege ist es leider schon zu spät. Sie würden halbwegs schmerzfrei ablaufen. Doch leider ist der Zug hier schon abgefahren. Die anderen drei sind gerade für die breiten Bevölkerungsschichten wesentlich unangenehmer und schmerzhafter. Aufgrund der jahrzehntelangen politischen Misswirtschaft bleibt jedoch nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.

1. Hohes Wirtschaftswachstum

In den kommenden Jahren ist ein Wirtschaftswunder in den Industrienationen sehr unwahrscheinlich. Die weltweiten Ungleichgewichte sind einfach zu groß. Die hohe Verschuldung der Staaten, aber auch seiner Bürger wird negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Die „auf-Pump-leben"-Mentalität „Kaufe jetzt, zahle später" wird den zukünftigen Konsum schrumpfen lassen. Das bedeutet wiederum geringeres zukünftiges Wirtschaftswachstum. Sogenannte Wirtschaftswunder sind natürlich auch keine Wunder. Sie sind vielmehr das Ergebnis einer marktwirtschaftlich orientierten Ordnungspolitik. Zu so einer Politik wollen im Augenblick aber weder Europa noch die USA zurückkehren.

  1. Sinkende Zinsen

    Fallende Zinsen lassen die für die Zinszahlungen notwendigen Staatsausgaben sinken. So haben Staatshaushalte einen größeren finanziellen Spielraum. Da die Zinsen sich bereits seit 1981 in einem Abwärtstrend befinden und inzwischen von den Zentralbanken fast auf Null manipuliert worden sind, hat die Entlastung der Staatshaushalte bereits stattgefunden. Dieser Trumpf kann also nicht noch einmal ausgespielt werden. Wenn es irgendwann zu einer Trendwende kommen sollte und die Zinsen wieder zu steigen beginnen, würde die gegenteilige Entwicklung einsetzen. Dies hätte verheerende Folgen auf die Staatsfinanzen.

  2. Rettungsaktionen anderer Länder bzw. Regierungen

    Für Griechenland beispielsweise wurden gewaltige Rettungspakete geschnürt. Deren Ziel ist es, erstens Griechenland vor dem bevorstehenden Staatsbankrott zu retten. Zweitens möchte man verhindern, dass sich die Staatsschuldenkrise auf andere Länder ausbreitet und drittens soll dadurch der Untergang wichtiger Großbanken und anderer Gläubiger abgewendet werden. Kurzfristig wurden alle drei Ziele erreicht. Doch nun werden immer weitere "Rettungspakete" notwendig, da die Probleme ja nicht gelöst wurden. Prinzipiell können nur kleine Länder mit vergleichsweise geringen absoluten Schulden durch andere Länder gerettet werden. Da nahezu alle Industrienationen in der Schuldenfalle sitzen, das Problem also weit über Griechenland hinausgeht, ist dieser Lösungsansaz illusionär.

    Kurz und gut: Die Wege 1 bis 3 sind leider nicht (mehr) möglich oder politisch nicht gewollt. Daher sind - wie oben schon erwähnt - nur noch die Wege 4 bis 6 offen. Diese bedeuten aber erhebliche Einbußen für die Bevölkerung.
  3. Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen

    Die Sanierung des Staatshaushaltes kann prinzipiell durch höhere Einnahmen oder durch geringere Ausgaben erfolgen. Höhere Staatseinnahmen erzielt man durch Steuererhöhungen, geringere Ausgaben durch Sparmaßnahmen. Wenn sich Politiker wirklich für diesen Weg entscheiden, können Sie sicher sein, die nächste Wahl nicht zu gewinnen. Entsprechend unbeliebt ist dieser Weg. Darüber hinaus drohen soziale Unruhen, deren Ausgang offen ist. Steuererhöhungen und Sparnahmen haben kurzfristig einen negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum. Da große Teile der Wirtschaft direkt oder indirekt von Staatsausgaben abhängen, könnte es sogar zu einem Teufelskreis kommen. Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen könnten das Wirtschaftswachstum so stark senken, dass die geplanten Steuereinnahmen nicht etwa zunehmen, sondern zurückgehen und die Sozialleistungen aufgrund der erhöhten Arbeitslosigkeit für ein weiteres Minus in den Staatskassen sorgen.

  4. Geld drucken

    Seit der Abschaffung des Bretton Woods-Abkommens, also des goldgedeckten Weltwährungssystems, am 15.08.1971 sind die Zentralbanken mit der Produktion des Geldes betraut. Seit dieser Zeit nutzen Regierungen mithilfe Ihrer Notenbanken die Möglichkeit ihre Schulden zu monetarisieren. Das ist Inflation, die früher oder später zu steigenden Preisen führt und das Wirtschaftsgefüge zerrüttet. Die Kosten dieser Inflation werden auf dem Rücken der breiten Bevölkerungsmasse verteilt. Wer spart, verliert Geld. Wer Schulden macht - wie der Staat - gewinnt. So verschwinden die immer stärker steigenden Schulden unter dem extrem unsozialen Deckmäntelchen der Inflation.

  5. Staatsbankrott

    Staatsbankrott ist die faktische Einstellung von Zahlungen. Er tritt also dann ein, wenn ein ursprünglich vereinbartes Zahlungsversprechen gebrochen wird. Leider ist es unmöglich vorherzusagen, welchen Weg die Politik gehen wird. Vermutlich werden in den kommenden Jahren alle hier als möglich beschriebene Wege in der einen oder anderen Form begangen.

    In Griechenland beispielsweise wurde mit Argusaugen verfolgt wie das Volk auf den harten Sparkurs regieren würde. Es kam zu Unruhen, Streiks und weit verbreiteten Frust in der Bevölkerung. Was werden andere Politiker daraus lernen? Wahrscheinlich, dass Inflation der aus ihrer Sicht bessere Weg ist, da hier der geringste Widerstand aus der Bevölkerung zu erwarten ist.

Spannende Jahre stehen uns bevor

Oberstes Gebot der nächsten Jahre wird es für Sie sein, Ihr Vermögen zu bewahren. Dies erfordert höchste Flexibilität von Ihnen. Seien Sie auf der Hut, aber schauen sie optimistisch in die Zukunft, denn Krisen können ihnen auch große Chancen bieten, wenn sie vorbereitet sind und in den entscheidenden Momenten beherzt und richtig handeln.